Innovative Krebstherapien

Im Bereich der Krebstherapien gibt es laufend neue Entwicklungen. Wir stellen hier als Beispiele für innovative Krebstherapien die Protonentherapie sowie die Radiochirurgie, auch „Cyber-“ oder „Gammaknife“ genannt, beziehungsweise „Truebeam“ vor.
Ein Radiologe spricht mit einem älteren Patienten. Die Protonentherapie hilft bei zahlreichen Krebserkrankungen.© iStock / skynesher

Inhalte im Überblick

    Protonentherapie gegen Krebs

    Die Protonentherapie ist eine neue Methode der Strahlentherapie. Die Protonen wirken direkt im Tumor und verschonen das umliegende Gewebe. Damit kann man Krebszellen dort bekämpfen, wo es bislang nicht möglich war, und gleichzeitig andere Körperbereiche schonen. 

    • Wie funktioniert die Protonentherapie?

      Die Protonentherapie ist eine moderne und präzise Form der Strahlentherapie zur Behandlung von Krebserkrankungen. Hierbei wird mit extrem schnellen Protonen gearbeitet. Die Teilchen werden in einem Strahl gebündelt und auf 180.000 Kilo­meter in der Sekunde – das sind 60 Prozent der Lichtgeschwindigkeit – beschleunigt. Da die Teilchen von großen Magneten gelenkt werden, sind Reichweite und Richtung des Protonenstrahls millimetergenau kontrollierbar. Dringt der Strahl in den Körper ein, wird er so gebremst, dass er den größten Teil seiner Energie direkt im Tumorherd entlädt – und somit gesundes Gewebe schont.  

      Damit kann man Krebszellen dort bekämpfen, wo es bislang nicht möglich war. Die Protonenbestrahlung kann bis zu 30 Zentimeter in den Körper eindringen. Deshalb wird diese Form der Strahlentherapie vor allem da eingesetzt, wo der Krebs tief im Körper sitzt oder von empfindlichen Organen umgeben ist – bei Tumoren im Auge, Gehirn, an der Wirbelsäule, Schädelbasis oder im Beckenbereich.

    • Bei welchen Krebserkrankungen kommt die Protonentherapie zum Einsatz?

      Bei Erwachsenen:

      • Chordome und Chondrosarkome der Schädelbasis und der Wirbelsäule
      • zerebrale Neubildungen, Gliome (low und high), Hypophysenadenome, Kraniopharyngeome, Meningeome und andere seltene Hirntumoren
      • zerebrale arteriovenöse Malformationen
      • Rückenmarks- und hirnnahe Tumoren, wenn eine hochdosierte („kurative“) Strahlentherapie angebracht ist
      • Speicheldrüsenkarzinome, insbesondere adenoidzystische Karzinome
      • Sarkome, retroperitoneal und Extremitäten
      • inoperables hepatozelluläres Karzinom
      • Prostatakarzinom
      • inoperables, nicht-kleinzelliges, Lungenkarzinom der UICC-Stadien I bis III
      • Ösophaguskarzinom
      • Lokalrezidiv eines Rektumkarzinoms ohne Nachweis von hämatogenen Metastasen oder fortgeschrittener Erkrankung und unbeherrschbarer Symptomatik
      • Kopf-Hals-Tumoren (außer Oropharynxtumoren) bei Indikation zur hochdosierten („kurativen“) Therapie
      • Neubildungen der Lunge beziehungsweise des Mediastinums (ausgeschlossen operables, nicht-kleinzelliges, Lungenkarzinom und inoperables, nicht-kleinzelliges, Lungenkarzinom des UICC-Stadiums IV)
      • Neubildungen in Pankreas und Leber
      • Gynäkologische Tumoren und andere komplexe Beckentumore, zum Beispiel Analkarzinome
      • Lokalrezidive in vorbestrahlten Arealen bei Indikation zur hochdosierten Wiederbestrahlung
      • Oligometastasen bei kurativem Ansatz, wenn die Photonentherapie die notwendige Dosis nicht zulässt (außer Hirnmetastasen und Lebermetastasen), andere Indikationen, sofern eine hochdosierte („kurative“) Therapie indiziert ist, die angestrebte Dosis aber mit Photonen an Linearbeschleunigern nicht erreichbar ist
      • Mediastinale maligne Lymphome bei jungen Frauen (bis einschließlich zum 30. Lebensjahr, bei denen das Röntgenbild eine relevante Überlappung des Zielvolumens und der Brustdrüsen vorliegt) und/oder bei (männlichen oder weiblichen Patienten aller Altersgruppen mit) prä-/parakardialem Zielvolumen (Lebenserwartung > 30 Jahre und Reduktion der mittleren Herzdosis auf ≤ 5 Gy oder gegebenenfalls im Einzelfall um ≥ 50 Prozent)

       Bei Kindern:

      • pädiatrische Tumoren bei kurativem (heilendem) Ansatz oder hochdosierter Bestrahlung mit lokal-ablativer (tumorzerstörender) Zielstellung
    • Wo kann ich mich behandeln lassen?

      In Deutschland kann in diesen Zentren eine Protonentherapie durchgeführt werden:

      • am Westdeutschen Protonentherapiezentrum in Essen
      • am Ionenstrahl-Therapiezentrum in Heidelberg
      • am Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum (MIT) in Marburg
      • in der Universitäts Protonen Therapie in Dresden
      • Augentumortherapie des Helmholtz-Zentrums Berlin

    „Cyberknife“, „Gammaknife“ oder „Truebeam“ – die Radiochirurgie

    Die Radiochirurgie, auch genannt „Cyber-“ oder „Gammaknife“, verspricht effektive Behandlung bei Tumorerkrankungen. Ein weiterer Name für diese Hochpräzisionsbestrahlung ist „Truebeam“. Bei der Technologie handelt es sich um radiochirurgische Linearbeschleuniger, die besonders präzise und nebenwirkungsarm arbeiten. Die Behandlung wird bei Tumoren im Bereich des Schädels, der Wirbelsäule oder der Lunge eingesetzt.

    • Was ist Radiochirurgie?

      Radiochirurgische Verfahren stellen eine innovative Therapiemöglichkeit für Krebspatienten mit bestimmten Tumoren dar. Zu diesen Therapieverfahren zählen das sogenannte Cyber- oder Gammaknife sowie die Bestrahlung mit der Plattform ZAP-X.

      Speziell für die Einzeitbestrahlung optimiert, können radiochirurgische Verfahren nicht-invasiv im ganzen Kopf und Körper eingesetzt werden.

      Die Radiochirurgie ist eine effiziente und schonende Form der Strahlentherapie. Dabei wird in einer einzigen Sitzung eine sehr hohe Dosis punktgenau auf das betroffene Gewebe gerichtet, um dieses zu zerstören. Experten nennen das „stereotaktische Einzeitbestrahlung“.

      Die biologische Wirkung einer hohen Einzeldosis ist wesentlich stärker als bei einer üblichen Strahlentherapie, die auf viele kleine Einzeldosen verteilt ist. Die hohe Verträglichkeit sorgt dafür, dass der Patient die Praxis nach einer einzigen ambulanten Behandlung noch am selben Tag wieder verlassen kann.

    • Wer profitiert von der Radiochirurgie?

      Die sogenannte Cyberknife-Methode eröffnet neue Behandlungsoptionen für gut- und bösartige Tumoren (zum Beispiel Hirntumoren), Gefäßmissbildungen oder funktionelle Störungen. Diese können mit ihr effektiv, schmerzfrei und ohne chirurgischen Eingriff behandelt werden. In den meisten Fällen müssen Patienten nur einmal bestrahlt werden.

    • Vorteile für den Patienten

      • einmalige, punktgenaue Bestrahlung
      • schonendes und gut verträgliches Verfahren
      • ambulante Behandlung ohne anschließende Arbeitsausfälle oder langwierige Reha-Maßnahmen
      • schneller und unkomplizierter Zugang zu der Therapie
      • Geprüft hoher Qualitätsstandard der teilnehmenden Leistungserbringer

    Magnetresonanz-Linearbeschleuniger „MR-Linac“

    Dieses Verfahren ermöglicht eine Bestrahlung der Patienten bei gleichzeitigem Blick ins Körperinnere. Beim MR-LINAC handelt es sich um einen Linearbeschleuniger mit gleichzeitiger MRT-Bildgebung – in dieser Kombination eine völlig neue Gerätegeneration. Durch die präzisere Bestrahlung wird vor allem die Abgabe von Bestrahlungsdosen in das Normalgewebe des Patienten stark verringert. Geeignet ist das Gerät insbesondere in der punktgenauen Behandlung von Tumoren im Weichgewebe, z.B. Lunge, Leber, Bauchspeicheldrüse, Niere. Bundesweit bieten nur fünf Einrichtungen diese moderne Strahlentherapie an.

    Projekt „SPIZ“ bei Blut- und Lymphdrüsenkrebs

    Zur Behandlung von Blut- oder Lymphdrüsenkrebs stehen Patienten gute Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, z.B. die Stammzelltransplantation oder die CAR-T-Zell-Therapie. Für Betroffene besteht nach den komplexen Behandlungen ein hohes Risiko für lebensgefährliche Komplikationen. Dort setzt das Projekt SPIZ (sektorenübergreifende Versorgung von Patientinnen und Patienten mit hämatologischen Erkrankungen nach innovativer Zelltherapie) an.

    Patienten erhalten eine intensivere Nachsorge, unabhängig ihres Wohnortes. Ziel ist es, schwere Komplikationen rechtzeitig zu erkennen und lange Fahrten ins Krankenhaus oder zu Nachsorgeterminen zu vermeiden. Patientinnen und Patienten werden mittels App engmaschig und digital unterstützt, um Komplikationen wie etwa Infektionen nach der Zelltherapie rechtzeitig zu erkennen. So können Patienten im Umkreis von 200 Kilometer um die teilnehmenden Einrichtungen betreut werden. Am Projekt beteiligen sich die sächsischen hämato-onkologischen Zentren der Universitätskliniken Dresden und Leipzig und des Klinikums Chemnitz.

    Behandlungsangebote für AOK PLUS Versicherte in Sachsen und Thüringen

    Für Versicherte stehen diese innovativen Behandlungsmethoden bei bestimmten schwerwiegenden onkologischen Erkrankungen zur Verfügung:

    • Unser Partner für die Protonentherapie

      Unser Partner für die Protonentherapie ist das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden.

      Weitere Informationen erhalten Sie direkt:
      Universitäts Protonen Therapie Dresden
      Telefon: 0351 45815693

    • Unsere Partner der Radiochirurgie "Cyberknife"

      Die AOK PLUS übernimmt die vollen Kosten für diese moderne Therapiemethode sowie ein Nachsorgejahr bei den teilnehmenden Fachärzten. Die Leistung wird für AOK-Versicherte bundesweit von den teilnehmenden und qualitätsgeprüften Fachärzten durchgeführt. Der behandelnde Arzt stimmt dabei mit dem Facharzt ab, ob die medizinischen Voraussetzungen (Indikation) für dieses Therapieverfahren vorliegen.

    • Unser Partner für die Magnetresonanz-Linearbeschleuniger

      Unser Partner für die „MR-Linac“-Therapie ist das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden.

      Um diese innovative Form der Behandlung für alle Versicherten dauerhaft anzubieten, haben das Universitätsklinikum Carl-Gustav-Carus Dresden gemeinsam mit den Landesverbänden der gesetzlichen Krankenkassen in Sachsen sowie der Verband der Ersatzkassen e.V. eine Vereinbarung geschlossen. Behandlungen für AOK PLUS-Versicherte sind am Dresdner Universitätsklinikum möglich. Dafür überweisen behandelnde Onkologen Patienten bei einer entsprechenden Indikation. Bundesweit bieten nur vier weitere Einrichtungen diese moderne Strahlentherapie an.

    Aktualisiert: 12.04.2024

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