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Beziehung

Richtig streiten und Konflikte konstruktiv lösen

Veröffentlicht am:31.05.2023

4 Minuten Lesedauer

Streiten hat keinen guten Ruf. Dabei gehört er zum Alltag und verbessert die Beziehungen zu anderen sogar. Mit ein paar einfachen Regeln lassen sich Konflikte konstruktiv und ohne Groll lösen.

Ein Paar hat einen Konflikt und streitet sich.

© iStock / skynesher

Richtig streiten – die wichtigsten Regeln

Wichtig bei einer Auseinandersetzung ist, sich an einige Umgangsformen zu halten – so entsteht eine konstruktive Streitkultur, die Konflikte löst statt schürt. Dabei helfen diese Streitregeln:

1. Streitregel: Einander zuhören

Selbst wenn die Gemüter erhitzt sind, und Sie Ihre Argumente für die stichhaltigeren halten: Unterbrechen Sie Ihr Gegenüber nicht. Lassen Sie es ausreden, das ist ein Zeichen von Respekt. Wenn Sie sich gar nicht auf seine Ansichten einlassen, werden Sie keinen Kompromiss finden.

Wichtig: Bei großer Wut im Bauch erst einmal tief durchatmen, bevor Sie sich in den Konflikt stürzen.

2. Streitregel: Nicht pauschalisieren

Mit Formulierungen wie „nie“ und „immer“ lassen sich Konflikte nicht lösen. Sie werden als Angriff wahrgenommen. Bleiben Sie darum so konkret wie möglich und schildern Sie, was Sie in einer bestimmten Situation gestört hat. Achten Sie dabei darauf, Kritik in „Ich-Botschaften“ zu verpacken. Auf „Mich hat es gestört, dass du mich deinen Bekannten in der Bar nicht vorgestellt hast!“ kann dein Gegenüber besser reagieren, als auf ein undifferenziertes „Nie stellst du mich vor!“

3. Streitregel: Sich Zeit nehmen

Ein Streit sollte nie zwischen Tür und Angel austragen werden. Das ist selten konstruktiv und garantiert nicht, dass Sie unter vier Augen sind. Planen Sie das Gespräch in einer angenehmen Atmosphäre und ohne Zeitdruck. Vermeiden Sie dabei, den Streit vor Unbeteiligten auszutragen. Vor allem Kinder sollten Sie nicht mit hineinziehen.

Ein Paar sitzt auf dem Sofa und spricht in einem ruhigen Moment über einen Konflikt.

© iStock / kupicoo

In einem ruhigen Moment und ohne Ablenkungen lassen sich Konflikte meist am besten lösen.

4. Streitregel: Den anderen wertschätzen

„Was du sagst, ist Quatsch!“ oder ähnliche abwertende Sätze ruinieren eine konstruktive Diskussion. Auch Beschimpfungen oder Beleidigungen sollten vermieden werden. Schließlich wollen Sie selbst auch nicht so behandelt werden. Wer im Streit sehr aufbrausend wird, hat wahrscheinlich insgesamt ein zu hohes Stresslevel. Hier helfen Entspannungsübungen oder Meditation.

5. Streitregel: Kompromisse suchen

Ein Streit sollte nicht damit enden, einander Vorwürfe zu machen. Liefern Sie einen konkreten Lösungsvorschlag oder einen Wunsch für die Zukunft und signalisieren Sie Bereitschaft, dem Gegenüber entgegenzukommen. Sind alle Argumente ausgetauscht und Sie kommen dennoch nicht auf einen Nenner, sollte die Diskussion beendet werden. Wenn möglich, können Sie sich zu einem neuen Zeitpunkt verabreden, um noch einmal darüber zu sprechen. Mit etwas Abstand sehen die Dinge oft anders aus. Es kann auch helfen, vorher die wichtigsten Anliegen aufzuschreiben.

6. Streitregel: Einander verzeihen

Hat sich jemand aufrichtig entschuldigt, sollten Sie verzeihen können. Seien Sie selbst auch bereit, eine Entschuldigung auszusprechen. Ist dies nicht möglich, steckt vielleicht mehr dahinter als der aktuelle Streit. Fragen Sie sich, warum Sie an den negativen Emotionen festhalten und sprechen Sie am besten mit Unbeteiligten darüber. Sie schätzen die Situation mit neutralem Blick meist anders ein.

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Tipps für Streit mit …

… dem Partner oder der Partnerin

Unordnung, Geld oder Kindererziehung – viele Berührungspunkte, viele Konflikte. In Partnerschaften ist es völlig normal, dass ab und zu Streitthemen entstehen. Dabei sollten sich Paare immer signalisieren: Ich bin gerade sauer auf dich, stelle unsere Beziehung aber nicht in Frage. Dies gelingt etwa durch körperliche Nähe, eine humorvolle Bemerkung oder indem Sie Verständnis für die Sichtweise des Partners oder der Partnerin zeigen.

Den Partner oder die Partnerin umzuerziehen, funktioniert nicht: Wer einen Morgenmuffel kennengelernt hat, wird nicht plötzlich neben einer Frohnatur am Frühstückstisch sitzen. Statt die Kraft auf unlösbare Konflikte zu verschwenden, können Sie sich bewusst an den positiven Eigenschaften des anderen erfreuen. Gelingt eine Annäherung nicht mehr, hilft vielen Paaren eine Gesprächstherapie.

… der Familie

Im Gegensatz zum Partner oder der Partnerin können wir unsere Eltern oder Geschwister nicht aussuchen. Wir fühlen uns eng mit ihnen verbunden, können aber trotzdem gelegentlich heftig aneinandergeraten. Oft kommt der Streit bei Familienfeiern an die Oberfläche und beschäftigt noch nach Monaten. In diesen Situationen ist es wichtig, sich klarzumachen: Es gibt Konflikte, die sich nicht lösen lassen. Und das ist in Ordnung so. Sie können aber dafür sorgen, dass es Ihnen mit der Situation gut geht. Beispielsweise, indem Sie sich aus immer wiederkehrenden Themen heraushalten und sich gar nicht auf eine Diskussion einlassen. Wer selbst Kinder hat, macht oft den Fehler, angelernte Verhaltensmuster weiterzugeben. Machen Sie sich deshalb bewusst, dass Sie ein Vorbild für Ihre Kinder sind – und dafür, wie sie mit Konflikten umgehen.

… Kollegen und Kolleginnen

Am Arbeitsplatz treffen verschiedene Temperamente aufeinander. Da bleiben Reibungen nicht aus. Schwelen die Konflikte über längere Zeit, beeinträchtigt das die Atmosphäre und die Arbeitsleistung. Nicht selten kommt es zu Mobbing oder Ausgrenzung von Kollegen und Kolleginnen – das kann sogar krankmachen. Daher ist es wichtig, strittige Themen anzusprechen. Wenn der Büronachbar oder die Büronachbarin beispielsweise ständig privat telefoniert, sprechen Sie am besten unter vier Augen mit ihm oder ihr. Versuchen Sie, nicht vorwurfsvoll zu sein. Schildern Sie aus der Ich-Perspektive, wie Sie das Verhalten beeinträchtigt. Bei größeren Auseinandersetzungen kann es sinnvoll sein, eine vorgesetzte Person mit ins Boot zu holen. Das Ziel bei einem Streit unter Kollegen und Kolleginnen ist nicht, beste Freunde und Freundinnen zu werden. Sie sollten im Idealfall in der Lage sein, entspannt und unterstützend zusammenzuarbeiten.

Miteinander statt gegeneinander

Wenn Sie Streitthemen respektvoll, aber direkt ansprechen, handeln Sie immer richtig. Viele unterdrückte Konflikte eskalieren sonst irgendwann. Dann ist es schwer, eine sachliche Ebene zu finden. Wer schwierige Diskussionen anpackt, zeigt dem Gegenüber: Unsere Beziehung ist mir so wichtig, dass ich mit dir daran arbeiten möchte.

Was aber, wenn ein heftiger Streit den Beteiligten über den Kopf wächst? Paare können sich dann Hilfe bei einem Beziehungstherapeuten oder – therapeutin suchen. Auch für Familien gibt es Angebote, beispielsweise Familientherapie oder ein gemeinsamer Kuraufenthalt.

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