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Gesundheitsmagazin

Nachhaltige Ernährung

So geht nachhaltige Ernährung

Veröffentlicht am:24.02.2021

9 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 18.10.2023

Regional und saisonal einkaufen – so lautet der Grundsatz für eine umweltschonende Ernährungsweise. Über Vorteile für Umwelt und Verbraucher spricht Antje Gahl, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.

Ältere Frau kauft regional und nachhaltig auf dem Wochenmarkt ein.

© iStock / nd3000

Regional ernähren schont die Umwelt

Frische Himbeeren im Spätherbst, Spargel zu Weihnachten, Rindersteaks und Avocados aus Übersee: Unabhängig von der Jahreszeit und oftmals über Tausende von Kilometern nach Deutschland importiert, ist das Lebensmittelangebot hierzulande grenzenlos. Die Vielfalt jedoch belastet aufgrund der Produktion und des Transports in enormem Maß die Umwelt.

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat festgestellt: 20 Prozent der insgesamt zehn Tonnen des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid (CO2), die jeder Deutsche pro Jahr im Schnitt verursacht, stammen aus der Ernährung. Das Treibhausgas CO2 ist mit verantwortlich für den Klimawandel beziehungsweise die Erwärmung der Erde. Eine nachhaltige Ernährung dagegen ist mit der Erkenntnis verbunden, dass „die Gesundheit der Menschen eng mit der Gesundheit der Ökosysteme zusammenhängt“, wie das Bundeszentrum für Ernährung schreibt. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) sieht viele Vorteile in einer nachhaltigen Ernährung. „Sie schützt die biologische Vielfalt und unsere Ökosysteme, gleichzeitig schont sie unsere natürlichen Ressourcen. Vieles spricht in diesem Zusammenhang für eine überwiegend pflanzliche Ernährungsweise, da sie Umwelt und Klima insgesamt weniger belastet“, sagt DGE-Pressesprecherin Antje Gahl.

„Eine nachhaltige und überwiegend pflanzliche Ernährung schützt die Artenvielfalt, unsere Ökosysteme und schont die natürlichen Ressourcen.“

Antje Gahl
Pressesprecherin Deutsche Gesellschaft für Ernährung

Für die Umwelt auf zu viel Fleisch verzichten

Das Bundesumweltministerium stellt fest, dass eine Möglichkeit, sich klimafreundlich, sozial, gesund und umweltbewusst zu ernähren, auch darin besteht, weniger Fleisch zu essen. Bei vegetarischer Ernährung sinkt der Ausstoß von Treibhausgasen auf etwa zwei Drittel. Denn ein hoher Fleischkonsum ist für eine schlechtere Klimabilanz verantwortlich. So verursacht die Produktion eines Kilos Rindfleisch die Emission von 30,5 Kilo Treibhausgasen, wie das Umweltbundesamt in seiner Studie „Fleisch der Zukunft“ aus dem Jahr 2020 ermittelte. Fleischverzehr sorgt nicht nur für einen erhöhten CO2-Ausstoß, sondern auch für enormen Wasserverbrauch. Ein Kilo Rindfleisch kostet mehr als 15.000 Liter Wasser, so das Umweltbundesamt. Je weniger Fleisch- und Wurstprodukte also gekauft werden, desto weniger Wasserressourcen werden verschwendet. Zudem führt ein großer Fleischverbrauch zur Abholzung von Regenwäldern, um Anbauflächen für Tierfutter zu gewinnen – mit katastrophalen Folgen für das Klima.

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Saisonal einkaufen und auf Gütesigel achten

Doch wie ist das in der Praxis umsetzbar? Der Tipp von Antje Gahl lautet, Lebensmittel saisonal und regional einzukaufen, „also das, was gerade geerntet wird“. Im Sommer seien dies zum Beispiel beim Obst und Gemüse Beerenfrüchte, Pflaumen sowie Blumenkohl, im Herbst Weintrauben und Kürbis und im Winter Porree, Wirsing, Grün- oder Rosenkohl sowie Feldsalat. „Die Produkte sind in der Regel preiswerter. Lange Transportwege entfallen, wodurch diese Lebensmittel eine bessere Umweltbilanz haben“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin.

„Mein Tipp: Nur das kaufen, was gerade geerntet wird.“

Antje Gahl
Pressesprecherin Deutsche Gesellschaft für Ernährung

Das Gleiche gilt für Wurst- und Fleischwaren: Regionale Produkte, die ohne weite Transporte in den Verkauf kommen, sorgen für eine bessere Klimabilanz. Örtliche Metzgereien werden häufig von regionalen Erzeugern beliefert. Nicht alle Lebensmittel lassen sich aber aus regionalem Anbau beziehen. Das gilt zum Beispiel für Reis, Bananen, Seefische, Kaffee oder Tee. Wer sich dennoch umweltbewusst verhalten möchte, kann beim Einkauf auf Produkte mit entsprechenden Siegeln wie Fairtrade, Demeter, Bioland oder Followfish (für Fische und Meeresfrüchte aus umweltverträglicher Fischerei) zurückgreifen.

Arzt und Ernährungscoach Doc Felix erklärt im Video, was es mit der sogenannten Planetary Health Diet auf sich hat.

Alles Bio – alles super?

Eine wichtige Rolle beim Umwelt- und Tierschutz nehmen für Antje Gahl Bio-Lebensmittel ein. Damit lassen sich Umweltbelastungen, die durch die konventionelle Landwirtschaft verursacht werden, reduzieren. „Das heißt nicht, dass die konventionellen Lebensmittel schlechter sind. Aber bei Bio-Ware haben Konsumenten die Sicherheit, dass sie weniger Rückstände von Pestiziden enthält beziehungsweise bei der Produktion weniger Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen.“ Selbst wenn die Ware manchmal nicht perfekt aussieht. „Keine Angst vor krummen Gurken oder angeschlagenen Äpfeln, also Gemüse und Obst mit Macken. Sie versorgen den Menschen ebenso gut mit Vitaminen sowie Mineral-, sekundären Pflanzen- oder Ballaststoffen“, so die Diplom-Ökotrophologin.

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Nachhaltig Einkaufen dank Vorrats-Check

Um Lebensmittel nicht zu verschwenden, lohnt sich ein Blick auf das Mindesthaltbarkeitsdatum. Was viele nicht wissen: Dieses Datum liegt weit vor dem Wegwerfdatum. Die Ware ist danach in der Regel noch länger genießbar. Zudem wird häufig zu viel gekauft – und anschließend schlecht gelagert. Die Folge: Lebensmittel verderben schneller als nötig. Fehlkäufe lassen sich auch durch einen Vorrats-Check oder mit einem im Voraus geschriebenen Einkaufszettel vermeiden.

Wer für den Einkaufsweg öfter mal das Fahrrad nimmt, der schont nicht nur die Umwelt, sondern tut gleichzeitig noch etwas für seine Gesundheit. Die Ernährungsexpertin Gahl betont, dass sich gesunde und nachhaltige Ernährung nicht nur auf den Einsatz der Lebensmittel beschränkt, sondern auch in anderen Haushaltsbereichen umgesetzt werden kann. „Ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit ist die schonende Zubereitung. Sie hilft, beim Kochen und Backen Energie zu sparen. So reicht oftmals die Restwärme des Ofens, um einen Backvorgang, zum Beispiel in den letzten fünf Minuten, abzuschließen. Oder die Herdplatte ist noch so heiß, dass man mit ihr einen Garprozess beenden kann.“

Die Politik könne die Weichen für eine nachhaltige Ernährung stellen. „Sie sollte den Verbraucher bei diesem Thema nicht allein lassen. Und man könnte bereits frühzeitig in der Kita oder in der Grundschule dafür sorgen, dass Kinder nachhaltige Ernährung kennenlernen, oder sie dafür sensibilisieren. Mit den DGE-Qualitätsstandards für die Kita- und Schulverpflegung ist hier schon ein richtungsweisender Schritt getan.“

„Auch die schonende Zubereitung ist ein wichtiger Aspekt von Nachhaltigkeit, denn so kann Energie gespart werden.“

Antje Gahl
Pressesprecherin Deutsche Gesellschaft für Ernährung

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