Was ist gutes Betriebsklima überhaupt?
Gutes Arbeitsklima ist eng verknüpft mit guten Führungskräften. Wem es gelingt, Beschäftigte zu motivieren, sie darin bestärkt, ihre Aufgaben zu meistern und gemeinsam Erfolge zu feiern, unterstützt eine positive Arbeitsatmosphäre. Gutes Betriebsklima heißt: Beschäftigte fühlen sich in ihrer Position, im kollegialen Umfeld und insgesamt im Unternehmen wohl und arbeiten gerne dort.
Natürlich gibt es je nach Branche und Betriebsalltag unterschiedliche Herausforderungen. Auch die Arbeitsplatzgestaltung und die persönlichen Verhältnisse spielen eine Rolle beim Zustandekommen eines positiven Betriebsklimas.
Nicht immer ist ein gutes Betriebsklima eine Selbstverständlichkeit. Umstrukturierungen oder andere Erneuerungen durch die Digitalisierung von Prozessen und vielem mehr können für Unruhe sorgen und die Stimmung in den Teams trüben.
Arbeitsklima verbessern: Gute Führung als Wettbewerbsvorteil
Bei Beschäftigten, die sich am Arbeitsplatz wohlfühlen, ist der Wechselwille deutlich niedriger als in Unternehmen, in denen ein problematisches Betriebsklima herrscht.
Die Gallup-Studie zum Engagement-Index 2022 zeigt, dass ein durch Führung positiv geprägtes Arbeitsumfeld mit hoher emotionaler Bindung der Beschäftigten an das Unternehmen einhergeht. Und das wiederum ist ein klarer Wettbewerbsvorteil, denn es schützt Arbeitgeber vor hoher Wechselbereitschaft der Mitarbeitenden. Die hohe emotionale Bindung an das Unternehmen verringere Fluktuation, Krankenstand und zahle auf die Qualität der Arbeit ein. Diese Bindung spürten allerdings nur 13 Prozent der Befragten.
Gegensätzlich zur hohen emotionalen Bindung an den Arbeitgeber gaben zwei von drei Beschäftigten an, dass Dienst nach Vorschrift machen und weitere 18 Prozent befänden sich sogar in innerer Kündigung. Das Fazit der Studie: „Menschen verlassen nicht das Unternehmen, für das sie arbeiten, sondern Vorgesetzte, unter denen sie arbeiten.“
Beim Arbeitsklima macht das „Wir“ den Unterschied
Gerade in Zeiten starken Wandels, bedingt durch Faktoren wie mehr Homeoffice und eine sich wandelnde Arbeitskultur, die die Sinnfrage zunehmend in den Fokus rückt, wird ein Wir-Gefühl im Unternehmen zum Erfolgsfaktor: Ist die Stimmung im Betreib gut, steigen Engagement und Motivation. Zufriedene Teams halten zusammen. Ermöglicht ein Unternehmen gute Arbeit und wird gegenseitige Wertschätzung im Arbeitsalltag praktiziert, auch vom Führungspersonal, kann sich das positiv auswirken. In der Arbeitswelt verläuft nicht alles nach einem klaren „Wenn …dann“-Prinzip. Die sogenannten Wirkketten, also das Zusammenspiel vieler Faktoren, ist komplizierter. Auch die Zufriedenheit mit dem Chef oder der Chefin spielt eine Rolle bei der Arbeitsatmosphäre.
Die Bedeutung der Führungskräfte stellt auch der Forschungsbericht des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales „Arbeitszufriedenheit und Arbeitsbedingungen“ (2021) klar heraus.
In der Betrieblichen Gesundheitsförderung steht eine Analyse der Ausgangssituation an erster Stelle, vor der Planung von Maßnahmen. Dazu stehen verschiedene Analyseinstrumente und -methoden zur Verfügung, bei deren Implementierung die AOK-Fachleute gerne unterstützen. Ein entscheidender Faktor: Die Analyse der aktuellen Stimmung im Betrieb wird gemeinsam von Führungskräften und Team durchgeführt.
Zehn Tipps für eine bessere Arbeitsatmosphäre
Folgende zehn Faktoren zahlen ein auf ein gutes Betriebsklima:
1. Sinnfindung unterstützen
Wer seine eigene Tätigkeit als sinnstiftend erlebt, ist engagiert und hat erwiesenermaßen mehr Spaß bei der Arbeit. Sinnhaftes Arbeiten wirkt sich sogar auf sinkende Fehlzeiten aus.
Ein guter Weg für Führungskräfte, das Betriebsklima positiv zu fördern, ist, die Sinnfrage öfter einmal zu thematisieren.
Dabei sollte es konkret um Werte und Überzeugungen gehen. Vermitteln Sie eine überzeugende Zukunftsversion im Austausch.
2. Stärkenorientiert führen
Ein Führungsstil, der auf die Stärken aller Mitarbeitenden abzielt (siehe auch: Positive Psychologie), steigert ein Klima der Wertschätzung.
Statt an Defiziten der Einzelnen zu arbeiten, geht es darum, Beschäftigte in genau die Position zu bringen, in der sie ihr Können bestmöglich entfalten können – klar, dass das direkt auf eine gute Arbeitsatmosphäre einzahlt.
Treten Sie mit allen Teammitgliedern einzeln in den Dialog und stellen Sie Fragen, die darauf abzielen zu erfahren, was Mitarbeitende an der bisherigen Arbeit stolz macht, was für sie Kraftquellen sind und auf was sie sich am meisten freuen im Arbeitsalltag. Mit den Antworten erhalten Sie wertvolle Einblicke, wo bei allen die persönlichen Stärken liegen.
3. Vertrauen aufbauen
Ein offener Austausch und Reflexion über die Arbeit und Ziele hilft, Bedarfe zu ermitteln und Verbesserungen einzuleiten.
So baut man gemeinsam sukzessive Vertrauen auf.
Schaffen Sie eine vertrauensvolle Atmosphäre im Team, indem Sie allen die Möglichkeit geben, sich frei zu äußern und auch Probleme offen anzusprechen.
Laden Sie in Meetings ganz aktiv dazu ein und ermutigen Sie auch in Einzelgesprächen immer wieder dazu.
Teambuilding-Workshops, selbst organisiert oder mit externen Experten, können viel bewirken.
4. Mitarbeitende beteiligen
Wer sein Team anhört, befragt und in Entscheidungsprozesse einbindet, zahlt auf die Selbstwirksamkeit der Beschäftigten ein und ermöglicht eine bessere Identifikation mit dem Unternehmen.
Wenn Befragungen der Beschäftigten zu gemeinsamen Lösungen führen, wird das die Akzeptanz von Entscheidungen steigern und die Stimmung verbessern.
Ganz konkret können Sie strittige Punkte in einer Befragung der Mitarbeitenden platzieren oder eine Arbeitssituationsanalyse durchführen. So können alle Feedback geben und sie haben ein Stimmungsbild, das als Ausgangslage für die weitere Beschäftigung mit dem Thema dienen kann.
5. Unternehmenskultur pflegen
Über die Hälfte der Beschäftigten gaben in einer Umfrage (Glassdoor 2022) an, dass ihnen die Unternehmenskultur wichtiger sei als das Gehalt. Bevor sie sich bewerben, gaben 77 Prozent an, sich mit der Firmenphilosophie und den Werten des Unternehmens zu beschäftigen.
Kommunizieren Sie daher ein vorhandenes Leitbild aktiv und aktualisieren Sie es bei Bedarf. Gemeinsame Werte eines Teams befördern das Wirgefühl und eine positive Arbeitsatmosphäre.
6. Wertschätzung zeigen
Etablieren Sie ein wertschätzendes Miteinander. Das bedeutet nicht nur, dass Mitarbeitende von Vorgesetzten Rückenwind erhalten. Ermöglichen Sie ihrem Team auch Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen oder extern.
Nutzen Sie beispielsweise Meetings für kurze positive Feedbacks an alle Teilnehmenden. Gegenseitige Wertschätzung hat viel mit der Anerkennung und dem Sichtbarmachen von Erfolgen zu tun, egal wie klein oder groß sie sind. Teilen Sie auch Etappenziele mit dem Team und schenken Sie Anerkennung.
Ermuntern Sie zu Verbesserungsvorschlägen – und setzen sie diese auch um, wenn es möglich ist.
Wertschätzung zeigt sich nicht zuletzt im Materiellen: Eine anständige Bezahlung, faire Arbeitszeiten – aber auch solche Dinge wie geeignete Arbeitsmaterialien und genügend Ressourcen für die Arbeit. Wer hier ein offenes Ohr für die Wünsche der Beschäftigten hat, sorgt für eine hohe Zufriedenheit mit der Arbeit und gute Stimmung.
7. Teambildung fördern durch Freizeitaktivitäten
Führungskräfte sollten zusätzliche Gemeinschaftserlebnisse ermöglichen, um das Team damit zu binden und das Wir-Gefühl zu stärken. Dazu bieten sich gemeinsame Aktivitäten während und außerhalb der Arbeitszeit an, wie zum Beispiel:
- Ein Gesundheitstag für alle Beschäftigten
- Gemeinsames Kochen
- Betriebssport stärkt die Gesundheit und den Zusammenhalt
8. Gleichberechtigung und Diversität fördern
Gleichberechtigung und ein gutes Diversitätsmanagement sind elementar für eine ausgeprägte Identifikation mit dem Unternehmen. Wer diese Werte lebt, schafft es, neue junge Talente an sich zu binden.
Zu diesem Schluss kam auch eine Studie der Hochschule Niederrhein, die 2022 ermittelte, dass das Betriebsklima und die Gleichbehandlung aller Mitarbeitenden (keine Diskriminierung von Geschlecht, Nationalität, Religion) den Mitarbeitenden am wichtigsten seien.
Wer fair mit seinen Beschäftigten umgeht, punktet als Arbeitgeber. Haben Sie schon jemanden im Unternehmen, der oder die dieses Thema vorantreibt? Benennen Sie Verantwortliche und geben Sie Ihnen Gestaltungsraum.
Wie wäre es mit einem Fokustag, an dem Sie Verbesserungsvorschläge in der Belegschaft diskutieren? Nutzen Sie den Ideenreichtum der Mitarbeitenden.
9. Konfliktfähigkeit fördern
Schwelende Konflikte können das Betriebsklima nachhaltig beeinträchtigen, Es bedarf daher eines klaren Rahmens und festzulegender Strukturen, wie im Betrieb mit Konflikten umgegangen wird.
Weiterbildungsmöglichkeiten für Beschäftigte und Führungskräfte zeigen Wege auf, wie Konfliktsituationen im Team frühzeitig entdeckt und aufgelöst werden können.
10. Führungskräfte als Vorbilder
„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Das wusste schon Goethe und es ist bis heute wahr. Deshalb sollten Führungskräfte die Unternehmenswerte und gesundes Verhalten vorleben, um glaubwürdig zu sein. Gesunde Pausen, wertschätzende Kommunikation, soziale Unterstützung sind Beispiele – hier sollte die Teamleitung mit gutem Beispiel vorangehen.
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