Resilienz fördern

Zeitdruck, Arbeitsverdichtung und verschwimmende Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben fordern Höchstleistungen von Mitarbeitenden und Führungskräften. Um psychisch gesund zu bleiben, ist eine besondere Kompetenz gefragt: Resilienz.

Bedeutung von Resilienz

Der Begriff Resilienz leitet sich vom lateinischen Wort „resilire“ („abprallen“) ab und bezeichnet die Fähigkeit eines Menschen, sich trotz widriger Umstände, Niederlagen, Kümmernisse und Krankheiten zu erholen und neu aufzurichten. Je ausgeprägter die eigene Resilienz ist, desto besser können Mitarbeitende daher mit Stress und Belastungen umgehen.

Resilienzfaktoren

Wer gut mit Belastungen umgehen kann, hat meist ein großes Potenzial an inneren und äußeren Schutzfaktoren:

Zu den inneren Schutzfaktoren zählen:

  • Persönlichkeitseigenschaften (zum Beispiel Hilfsbereitschaft, Humor, Lösungsorientierung, Kommunikationsbereitschaft)
  • Einstellungen und innere Haltung (resiliente Menschen akzeptieren, dass Krisen zum Leben dazugehören)
  • Selbstwirksamkeit (der Glaube, in der Lage zu sein, eine Situation oder Krise zu meistern)
  • Lebenserfahrung

Zu den äußeren Schutzfaktoren zählen:

  • positive Rollenvorbilder
  • ein stimulierendes Lern- und Arbeitsumfeld
  • mindestens eine feste und zuverlässige Bezugsperson
  • die Möglichkeit zur Weiterbildung und neue Perspektiven

Wie gut Beschäftigte mit Belastungen zurechtkommen, hängt außerdem von ihrem Arbeitsstil und ihrer Persönlichkeit ab. Wer alles hundertprozentig perfekt machen möchte, fühlt sich beispielsweise eher gestresst als jemand, der sich nicht derart unter Druck setzt.

Seelische Stabilität hilft

In der Forschung geht man davon aus, dass genetische Faktoren und konkrete Lebenserfahrungen, vor allem im Kindesalter, großen Einfluss darauf haben, wie es um die seelische Stabilität eines Menschen bestellt ist.

Auch gilt als unstrittig, dass intakte soziale Netze entscheidend dabei helfen, eine resiliente Persönlichkeit zu entwickeln. Insbesondere ein starker Rückhalt in der Familie und unter Freunden fördert diese Widerstandskraft.

Resilienz am Arbeitsplatz fördern

Die umfassenden Veränderungen in der Arbeitswelt, vor allem die Digitalisierung und der demografische Wandel, erfordern Resilienz. Wem die Fähigkeit, resilient zu reagieren, nicht in die Wiege gelegt wurde, der kann sie glücklicherweise auch später noch erlernen.

Resilienz zu fördern ist auch am Arbeitsplatz möglich: Gezielte Resilienztrainings machen Beschäftigte fit für den Arbeitsalltag. Die Vulnerabilität, also die Verwundbarkeit zum Beispiel in stressigen Situationen, sinkt, wenn die innere Stärke von Mitarbeitenden gefördert wird.

Arbeitgeber unterstützen Beschäftigte

Ein Unternehmen kann seine Mitarbeitenden bei dieser Entwicklung unterstützen.

Auf betrieblicher Ebene sollte der Arbeitgeber immer zunächst dafür sorgen, Stressoren abzubauen, also:

  • Zeitdruck reduzieren
  • Zusammenarbeit und Arbeitsabläufe optimieren
  • Teamarbeit fördern
  • Arbeit gesundheitsgerecht gestalten

Transparenz fördern

Wer sich als Teil eines transparenten Entscheidungsprozesses sieht, wird eher bereit sein, auch unangenehme Entscheidungen und Veränderungen mitzutragen. Das gilt auch für Veränderungen des eigenen Verhaltens.

Denn Beschäftigte können Belastungen allgemein besser ertragen, wenn sie wissen, wozu und für wen bestimmte Herausforderungen zu meistern sind, und wenn sie sich klar darüber sind, was ihr eigener Beitrag, ihre Rolle und Verantwortung darin ist.

Ressourcen entdecken

Resilienz lässt sich auch stärken, indem man Mitarbeitende dabei unterstützt, eigene Ressourcen zu entdecken und besser zu nutzen. Dazu gehören:

  • Die Einbindung der Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse
  • Ein bewusster Umgang miteinander
  • Soziale Unterstützung
  • Handlungsspielräume zum Gelingen einer passenden Life-Balance
  • Der Aufbau einer Lern- statt einer Kritikkultur im Unternehmen

Die Entwicklung von Resilienz in einem Unternehmen ist darum untrennbar mit einer Kultur der Wertschätzung und des gesunden Führens verbunden.

Tipps für mehr Widerstandskraft

Diese zehn Tipps für mehr Widerstandsfähigkeit in belastenden Situationen sind sowohl für Arbeitgeber als auch für Beschäftigte gedacht. Denn beide Gruppen sind Belastungen ausgesetzt.

  • Akzeptieren Sie die Realität, wie sie ist.
  • Sehen Sie Anforderungen und Veränderungen als Herausforderung. Überlegen Sie, welche Chancen darin stecken.
  • Was kann ich ändern, was kann ich nicht ändern? Was ist mir wirklich wichtig? Ist mir eine Sache so wichtig, dass ich mich damit befassen will?
  • Setzen Sie Grenzen, sagen Sie zum Beispiel öfter mal „Nein“ und halten Sie die Reaktion Ihres Gegenübers aus.
  • Verändern Sie stressverschärfende Einstellungen und Gedanken. Akzeptieren Sie beispielsweise, dass Sie es nicht allen Menschen recht machen können. Nehmen Sie zur Kenntnis, dass niemand perfekt ist – auch Sie nicht.
  • Stellen Sie das Grübeln ein. Konzentrieren Sie sich lieber auf die aktuelle Situation.
  • Führen Sie sich vor Augen, was alles positiv, gelungen und erfreulich ist.
  • Machen Sie sich Ihre Erfolge und Stärken gerade auch in schwierigen Situationen bewusst. Um das positive Denken zu stärken, ist es hilfreich, jeden Abend alles aufzuschreiben, was Ihnen an diesem Tag gut gelungen ist.
  • Wahren Sie im Berufsalltag ein wenig innere Distanz.
  • Nehmen Sie nicht alles persönlich. Fragen Sie sachlich nach, wie eine Aussage gemeint war, wenn Sie sich dadurch angegriffen fühlen. Möglicherweise war es nur ein Missverständnis, das Sie aufklären können.
Stress im Griff

AOK-Programm: Stress im Griff

Bei diesem Programm geht es nicht darum, Stress durch Entspannungsübungen abzubauen. Es geht vor allem darum, insgesamt widerstandsfähiger zu werden, damit der Stress erst gar nicht entsteht. Diese Version des AOK-Programms wurde extra für Beschäftigte entwickelt.

Stand

Zuletzt aktualisiert: 20.06.2024

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