Der Mensch steht im Mittelpunkt
Das Konzept New Work ist nicht neu. Der US-amerikanische Sozialphilosoph Frithjof Bergmann beschrieb damit bereits Anfang der 1980er-Jahre eine neue Art des Denkens von Arbeit: Im Mittelpunkt seines Konzepts standen der Mensch und das Ziel sinnstiftender Tätigkeiten im Gegensatz zu reiner und oft unselbstständiger Lohnarbeit.
Definition von New Work
Die Bedeutung von New Work hat sich in den vergangenen Jahren stark erweitert. Eine allgemeingültige Definition gibt es nicht. Vielmehr werden unter New Work Maßnahmen und Ideen zusammengefasst, die den Mitarbeitenden mehr Möglichkeiten der Selbstentfaltung einräumen. Es geht nicht darum, die bisherige Arbeit angenehmer, sondern sie gänzlich neu zu gestalten. Die Bandbreite der Instrumente ist groß und umfasst:
- flexible Arbeitsmodelle: zum Beispiel in Form von Homeoffice, freier Arbeitsplatzwahl oder mobilem Arbeiten
- neue Führungsinstrumente: Weniger Hierarchien; wichtig ist stattdessen die Fähigkeit, zunehmend heterogene Teams digital und auf Augenhöhe führen zu können
- agile Arbeitsmethoden: Dazu können beispielsweise sich selbst organisierende Teams und ein experimentelleres Vorgehen zählen
- ein modern strukturiertes Arbeitsumfeld: Das umfasst Möglichkeiten des Rückzugs, der Entspannung oder der Teamarbeit
- den Fokus auf Kompetenz: stärkere Konzentration auf Qualifikationen und Fähigkeiten statt auf Funktionsbezeichnungen und Titel
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Digitalisierung fördert mobile Arbeit und Homeoffice
Arbeitgeber tun gut daran, sich mit dem Thema New Work auseinanderzusetzen. Denn der Wandel ist alles andere als ein vorüberziehender Trend, er vollzieht sich langfristig und strukturell: Im Zuge der Digitalisierung wünschen sich zunehmend mehr Beschäftigte eine flexible Arbeitsorganisation, die es ihnen erlaubt, ihre Tage stärker nach ihren eigenen Vorstellungen zu planen. Nicht zuletzt haben die Erfahrungen während der Coronapandemie gezeigt, dass mobiles und flexibles Arbeiten in vielen Branchen meist problemlos und schnell umgesetzt werden kann.
Neue Arbeit: sinnstiftend und gesund
New Work bietet auch aus gesundheitlicher Perspektive viele Chancen. Sind Beschäftigte nicht ausschließlich an feste Arbeitszeiten und -orte gebunden, lassen sich Beruf und Privatleben besser in Einklang bringen. Wer einen Sinn in seiner Arbeit sieht, Eigenverantwortung tragen darf und sich weiterentwickeln kann, ist zudem in der Regel motivierter und zufriedener. Das wiederum wirkt sich positiv auf das Unternehmen aus, etwa durch eine geringere Anzahl an Fehltagen und eine gesteigerte Kreativität und Produktivität, wie der iga.Report 43 „Sinn und Arbeit“ zeigt.
Risiken erkennen und durch gesundes Führen mindern
Den genannten Vorteilen stehen auch Risiken gegenüber. Da gerade im Homeoffice die strikte Trennung von Beruf und Privatleben verloren geht, kann es Beschäftigten schwerfallen, auch mal komplett von der Arbeit abzuschalten. Dadurch leidet die Erholungsfähigkeit und in der Folge oft auch die Leistungsfähigkeit im Job. Die zahlreichen digitalen Kommunikationskanäle erzeugen zusätzlich ein Gefühl ständiger Erreichbarkeit und können damit zu Stress führen. New Work braucht also ein gesundheitsförderndes Gerüst, wenn es für alle Beteiligten vorteilhaft sein soll.
Führungskräfte sind deshalb gefordert, bei der Selbstorganisation der Arbeit zu unterstützen und als Sparringspartner ihrem Team zur Verfügung zu stehen. Sie geben im Idealfall die Richtung vor und sorgen für Rahmenbedingungen, unter denen die Beschäftigten gesund bestmögliche Leistung bringen können.