Konjunkturelles und saisonales Kurzarbeitergeld

Bei vorübergehendem Arbeitsausfall sieht das Arbeitsförderungsrecht die Zahlung von Kurzarbeitergeld vor. Man unterscheidet konjunkturelles und saisonales Kurzarbeitergeld.

Konjunkturelles Kurzarbeitergeld

Konjunkturelle oder strukturelle Störungen der Gesamtwirtschaft können bei Unternehmen vorübergehende Arbeitsausfälle bewirken. Beschäftigte haben dann Anspruch auf konjunkturelles Kurzarbeitergeld (KUG), wenn

  • ein erheblicher Arbeitsausfall mit Entgeltausfall vorliegt,
  • betriebliche Voraussetzungen erfüllt sind (also mindestens ein Arbeitnehmer beziehungsweise eine Arbeitnehmerin im Betrieb oder der Betriebsabteilung sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist) und
  • persönliche Voraussetzungen erfüllt sind
    • es besteht eine arbeitslosenversicherungspflichtige Beschäftigung
    • das Arbeitsverhältnis ist nicht gekündigt oder aufgelöst
    • die oder der Beschäftigte ist nicht vom Bezug von Kurzarbeitergeld ausgeschlossen (ausgeschlossen sind beispielsweise Beziehende von Krankengeld).

Zudem muss der Arbeitgeber den Arbeitsausfall der zuständigen Agentur für Arbeit anzeigen.

Die unterschiedlichen Voraussetzungen für die Zahlung von Kurzarbeitergeld finden Sie auf den Webseiten der Bundesagentur für Arbeit.

Beispiel konjunkturelles Kurzarbeitergeld

Gesamtzahl der Beschäftigten im Betrieb
(in der Produktion 90, in der Verwaltung 5)


95

Arbeitsausfall vom 4.8. bis 8.8.2025 
für 30 Personen (Produktion) an 5 Arbeitstagen

je 35 Stunden

für 5 Personen (Verwaltung) an 4 Arbeitstagen

je 28 Stunden

Bruttoarbeitsentgelt Beschäftigte Produktion

je 18 €/Stunde

Bruttoarbeitsentgelt Beschäftigte Verwaltung

je 3.040 €/Monat

Regelmäßige Arbeitsstunden August 2025
(montags bis freitags = 23 Arbeitstage × 7 Stunden).


161

1/3 von 95 = gerundet 32 Beschäftigte, hier 35 Beschäftigte

 

Liegt ein Entgeltausfall von mehr als 10 % vor?

 

  • in der Produktion:
    (18 € × 35 =) 630 € von (18 € × 161) 2.898 € = 21,74 %


Ja

  • in der Verwaltung:
    (3.040 € ÷ 23 × 4 =) 528,70 € von 3.040 € = 17,39 %

Mindesterfordernisse sind erfüllt.


Ja

Wie lang wird Kurzarbeitergeld gezahlt?

Die Bezugsdauer des konjunkturellen Kurzarbeitergelds ist gesetzlich auf 12 Monate festgelegt. Bei außergewöhnlichen Anlässen kann die Dauer durch eine Rechtsverordung verlängert werden. Das Bundeskabinett hat am 18. Dezember 2024 mit einer Verordnung die Bezugsdauer für das Kurzarbeitergeld auf bis zu 24 Monate verlängert. Dies gilt bis Ende Dezember 2025.

Eine neue Kurzarbeitergeld-Bezugsdauer beginnt, wenn seit dem letzten Kalendermonat, für den Kurzarbeitergeld gezahlt worden ist, drei Monate vergangen sind.

Saisonales Kurzarbeitergeld

Das saisonale Kurzarbeitergeld (Saison-Kurzarbeitergeld) ist eine Sonderform des Kurzarbeitergelds für Betriebe des Baugewerbes (auch Dachdeckerhandwerk und Gerüstbauhandwerk sowie für Garten- und Landschaftsbaubetriebe). Eine Liste der berechtigten Betriebe kann der Baubetriebe-Verordnung entnommen werden.

Saison-Kurzarbeitergeld wird Beschäftigten nach vorheriger Auflösung von etwaigem Arbeitszeitguthaben in der Schlechtwetterzeit, in der es häufig zu witterungsbedingten Arbeitsausfällen kommt, gewährt.

Schlechtwetterzeit ist die Zeit vom 1. Dezember bis 31. März.

Erheblicher Arbeitsausfall

Für den Anspruch auf Saison-KUG ist ein Arbeitsausfall erheblich, wenn er

  • auf witterungsbedingten (Arbeitsausfall mindestens eine Stunde Arbeitszeit pro Arbeitstag) oder wirtschaftlichen Gründen oder einem unabwendbaren Ereignis beruht,
  • vorübergehend und
  • nicht vermeidbar ist. 

Für die Beurteilung sind insbesondere zu beachten:

  • die jeweilige Wetterlage
  • der voraussichtliche Witterungsverlauf
  • die Lage der Baustelle
  • die Art und der Stand der Bauarbeiten,
  • die Witterungsempfindlichkeit der Baustoffe

Kein Anspruch auf Saison-KUG besteht, wenn sich die erstmalige Aufnahme der Arbeiten auf einer Baustelle aus Witterungsgründen verzögert.

Saison geht vor Konjunktur

Der Bezug von Saison-Kurzarbeitergeld geht dem Bezug von konjunkturellem Kurzarbeitergeld vor. Während der Schlechtwetterzeit kann also auch bei konjunkturell bedingtem Arbeitsausfall in Betrieben des Baugewerbes ausschließlich Kurzarbeitergeld in Form von Saison-Kurzarbeitergeld bezogen werden. Hierzu zählen auch das Dachdecker- und Gerüstbauhandwerk sowie Betriebe des Garten- und Landschaftsbaus.

Versicherungspflichtig zur Bundesagentur für Arbeit beschäftigte Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen im Baugewerbe haben in der Schlechtwetterzeit Anspruch auf Saison-Kurzarbeitergeld, wenn

  • der Arbeitsausfall erheblich ist (wenn er auf witterungsbedingten oder wirtschaftlichen Gründen oder einem unabwendbaren Ereignis beruht, vorübergehend und nicht vermeidbar ist, beispielsweise Winterzeit mit starkem Schneefall),
  • betriebliche (siehe Erläuterungen zu konjunkturellem Kurzarbeitergeld) und
  • persönliche Voraussetzungen (siehe Erläuterungen zu konjunkturellem Kurzarbeitergeld) erfüllt sind.

Stand

Zuletzt aktualisiert: 01.01.2025

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