Überblick: Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege

Pflegekräfte haben deutlich mehr Fehltage als Beschäftigte in anderen Berufen. Mit gezielten BGF-Angeboten können Arbeitgeber gegensteuern, damit Beschäftigte lange gesund bleiben. Zudem erhöhen Pflegeunternehmen so ihre Attraktivität als Arbeitgeber.

Pflegeberufe: erfüllend und belastend zugleich

Wer in der Kranken- und Altenpflege arbeitet, hat einen herausfordernden, aber auch sehr erfüllenden Beruf. 96 Prozent gaben in einer Umfrage des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) an, viel von den Menschen zurückzubekommen, die sie pflegen. Von der Gesellschaft fühlen sich allerdings knapp 40 Prozent nicht ausreichend anerkannt. Das änderte sich sicher zeitweise in der Corona-Krise, in der die Pflegekräfte mit täglichem Applaus für ihren Einsatz bejubelt wurden. Gleichzeitig aber stiegen der Druck und die Verantwortung auf die Beschäftigten umso mehr.

Führungskräfte unter besonderem Druck

Viele Führungskräfte in der Pflege scheinen selbst krank zur Arbeit zu gehen. Dem Fehlzeiten-Report 2021 des WIdO zufolge ist jede dritte der 500 befragten Führungskraft in den letzten zwölf Monaten zur Arbeit gegangen, obwohl sie sich krank gefühlt hat. Dieses Phänomen nennt sich Präsentismus.

Deutlich mehr Fehltage als in anderen Berufen

Schon vor und natürlich auch während der Corona-Pandemie waren Pflegekräfte gesundheitlich stark belastet, wie die jährlichen Auswertungen des WIdO zeigen. Laut Fehlzeiten-Report 2021 fielen bei der AOK versicherte Pflegekräfte durchschnittlich 25,4 Tage im Jahr 2020 krankheitsbedingt aus. Das waren 6,1 Fehltage mehr als der Durchschnitt aller anderen Berufe.

Was Pflegekräfte belastet

Es sind vor allem diese Belastungen, denen sich Beschäftigte laut Pflege-Report 2021 des WIdO in der Pflege ausgesetzt sehen:

  • Hohe Verantwortung
  • Heben und Tragen schwerer Lasten
  • Ständige Aufmerksamkeit/Konzentration
  • Termin- und Leistungsdruck
  • Körperlich schwere Arbeit
  • Schieben, Ziehen von schweren Gegenständen
  • Die erforderliche Genauigkeit
  • Gebückte Haltung, Bücken
  • Hohes Arbeitstempo, zu große Arbeitsmengen

Bedarf an Pflegekräften wächst

Wegen der hohen psychischen und körperlichen Anforderungen können sich 26 Prozent der Pflegekräfte laut DRK-Umfrage nicht vorstellen, bis zur Rente in ihrem Beruf zu arbeiten.

Gleichzeitig wächst die Zahl der Pflegebedürftigen von Jahr zu Jahr. Ende 2018 waren laut amtlicher Statistik der Sozialen Pflegeversicherung 3,7 Millionen Personen pflegebedürftig, heißt es im Pflegereport 2020. Nach den Prognosen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) im Pflege-Report 2019 wird ihre Zahl bis 2030 auf 3,92 Millionen und bis 2050 auf 5,09 Millionen steigen. Das heißt auch, dass aufgrund der Alterung der Bevölkerung zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden. Betreuen heute knapp 590.000 Pflegekräfte die gesetzlich versicherten Pflegebedürftigen, werden bis 2030 rund 130.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt, bis 2050 sogar 590.000. Neues Personal zu gewinnen ist angesichts des Fachkräftemangels daher nötiger denn je.

BGF in der Pflege

Mit dem Pflegepersonal-Stärkungsgesetz (PpSG) aus dem Jahr 2019 hat der Gesetzgeber erste Schritte zur Behebung des Fachkräftemangels in der Kranken- und Altenpflege eingeleitet. Kern des Programms sind 13.000 neue Stellen in der Altenpflege. Aber auch in Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung – BGF in der Pflege – sollen 70 Millionen Euro jährlich durch gesetzliche Krankenversicherungen wie die AOK investiert werden.

Stand

Zuletzt aktualisiert: 21.06.2024

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