„Zusammen Gesund“ im Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart
Das Robert Bosch Krankenhaus hat für seine rund 3.000 Mitarbeitenden mit mehr als 80 Nationalitäten einen niederschwelligen BGF-Maßnahmenkatalog umgesetzt, der Ausgrenzungen verhindern und Zusammengehörigkeitsgefühl fördern soll. Unterschiedliche Bedürfnisse der Generationen und ihrer Kulturzugehörigkeit sollen dabei berücksichtigt werden.
Internationale Auszubildende lernen gemeinsam
Ein wichtiger Baustein ist die interkulturelle Pflegeausbildung zur Pflegefachfrau/zum Pflegefachmann. Sie bringt seit 2017 in einem Zusatzmodul Auszubildende aus dem nicht-europäischen Ausland mit deutschen Auszubildenden zusammen. Die internationale Ausbildungsgruppe erwirbt gemeinsam praktisches und theoretisches Wissen zur interkulturellen Pflege. Eigens für sie zuständige Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern betreuen und beraten die Azubis.
Sport im Schichtdienst
In Kooperation mit dem Turnverein Cannstatt bietet das Robert-Bosch-Krankenhaus zudem zahlreiche kostenlose Sportkurse für Beschäftige an. Die Kurspläne sind flexibel und schnell an sich verändernde Wünsche anpassbar. Sie berücksichtigen unterschiedliche Berufsgruppen und Schichtzeiten, sodass Mitarbeitende auch mehrmals pro Woche Sport treiben können. Die Trainerinnen und Trainer sind mehrsprachig. Sie sprechen Deutsch, Englisch, Arabisch, Portugiesisch und Russisch.
Ein starkes „Wir“
Um mentale Probleme früh zu erkennen und rechtzeitig helfen zu können, bevor es zu psychischen Erkrankungen oder einem Burnout kommt, bietet das Krankenhaus eine Seelsorge am Telefon oder als Gespräch an. Die Schwerbehindertenvertretung ist in alle BGF-Maßnahmen eingebunden und achtet darauf, dass die Interessen schwerbehinderter Menschen geachtet werden. Sie steht ihnen helfend und beratend zur Seite. Auch Aktionswochen wie die „50 Jahre-Döner-Aktion“ und nach Ländern wechselnde Speisepläne des Mitarbeiterrestaurants unterstützen das interkulturelle und inklusive Miteinander. Die Beschäftigten fühlen sich wertgeschätzt, wenn ihre kulturellen Bedürfnisse und Essgewohnheiten berücksichtigt werden.
Ganzheitliches Sprachcoaching der AWO Karlsruhe
Die AWO-Seniorenzentren Hanne-Landgraf Haus und Anna Leimbach Haus in Karlsruhe setzten gleiche BGF-Projekte zur kommunikativen und sozialen Kompetenzbildung multikultureller Pflegeteams um. Sie überzeugten mit ihrer Maßnahmenkombination aus Sprachcoaching, Teambildungsmaßnahmen und Sozialkompetenztraining. Die speziellen Coachings trainieren neben den sprachlichen Fähigkeiten auch interkulturelle Sozialkompetenz und persönliche Resilienz. Das eingereichte Projekt „Lasst uns miteinander reden. – Arbeitsplatzbezogene fachsprachliche, kommunikative und soziale Kompetenzbildung in multikulturellen Pflegeteams“ richtet sich an Mitarbeitende mit Migrationshintergrund, ihre Anleitenden und Teams.
Im Sprachcoaching, das in Gruppen stattfindet, werden die sprachlichen Anforderungen des Arbeitsalltags behandelt. Themen wie Kommunikationsregeln, Unterschiede der Kulturen, Vorbereitung auf berufsspezifische Situationen wie Gespräche mit Angehörigen oder Ärztinnen und Ärzten spielen ein wichtige Rolle. Denn sowohl Sprachkompetenzdefizite als auch kommunikative und kulturelle Unterschiede führen oft zu Konflikten am Arbeitsplatz und zu fehlerhaften Pflegehandlungen. Am Ende einer Coachingeinheit können die Teilnehmenden lockere erlebnispädagogische Aktionen, wie etwa Hochseiltraining, die zur Teamstärkung eingesetzt werden, wahrnehmen. Die Coachings sollen für die Teilnehmenden in naher Zukunft mit Tablets und Lern-Apps unterstützt werden. Damit erhalten sie zusätzliche Recherche- und Lernmöglichkeiten für zu Hause.
Bei Pflege im Quadrat: Vielfalt im Unternehmen gestalten und leben
Der ambulante Pflegedienst „Pflege im Quadrat“ mit weiteren Dienstleistungen betreibt sechs Niederlassungen in und um Mannheim. Das Projekt „Vielfalt gestalten – Nachhaltige Pflege für alle“ möchte die bereits vorhandene vielfaltsbewusste und diverse Firmenkultur für alle Beschäftigten weiter stärken und dauerhaft verankern. Bei Pflege im Quadrat können zum Beispiel die Mitarbeitenden bei ihrer Tourenplanung mitwirken, eventuell vorhandene körperliche Einschränkungen werden dabei berücksichtigt.
Jedes Jahr kommen alle Mitarbeitenden zum Diversity-Day mit jährlichem Themenwechsel zusammen. 2023 stand der Austausch zu Barrierefreiheit und zu Diskriminierung und ihrer individuellen Auswirkung im Mittelpunkt.
Damit die Beschäftigten sich untereinander gut austauschen können und über Unternehmensthemen informiert bleiben, gibt es viele Kanäle. Über eine digitale Plattform, auf Meetings, Veranstaltungen, Teamworkshops und Feedback-Sitzungen kommen Mitarbeitende miteinander und mit den Führungskräften ins Gespräch. Die Leitungs- und Führungskräfte erhalten für diese Prozesse spezielle Schulungen, die sie für einen offenen, wertschätzenden und vielfaltsbewussten Austausch sensibilisieren.
Das Unternehmen stellt darüber hinaus ihren Mitarbeitenden auch verschiedene gesundheitsfördernde Angebote zur Verfügung. Es gibt etwa einen monatlichen Massagegutschein und in den Filialen Massagesessel zur Entspannung zwischen den Arbeitseinheiten. Zuschüsse für Fitnessstudio-Mitgliedschaften und regelmäßige Yogakurse ergänzen die Möglichkeiten, gesund und fit zu bleiben.
Wettbewerb 2023 – vielfältige Teams organisieren lohnt sich
Gesucht wurden Unternehmen aus der Pflegebranche, die durch einen gezielten Umgang mit Vielfalt, eine gesunde Organisationskultur und die Gesundheit der Mitarbeitenden nachhaltig fördern. In die Auswahl kamen teilnehmende Krankenhäuser und Einrichtungen aus der ambulanten und (teil)stationären Pflege, die nach Paragraf 107 SGB V oder nach Paragraf 71 SGB XI einen bestehenden Versorgungsvertrag mit der AOK Baden-Württemberg haben.
Dazu zählen Ansätze wie eine kultursensible Gestaltung des Schichtplans, eine auf Vielfalt ausgerichtete Führungskultur und -struktur oder die im Unternehmen geförderte Zusammenarbeit von Menschen verschiedener Kulturen, Sprachen, Generationen und geschlechtlicher Identitäten. Auch das Durchführen eines integrativen Onboarding und lebensphasenorientierten Arbeitens waren inhaltliche Auswahlkriterien.
Die Projekte mussten ferner Bedingungen erfüllen, wie etwa die nachgewiesene Wirksamkeit und Praxistauglichkeit, die Entwicklung unter Beteiligung der Beschäftigen mit Berücksichtigung ihrer unterschiedlichen Interessen und die Einbeziehung unterschiedlicher Zielgruppen im Unternehmen.
Eine Jury mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis entschied nach Sichtung der eingegangenen Bewerbungen über die Bestplatzierten. Für die überzeugendsten Konzepte vergab die AOK Baden-Württemberg drei Preise mit einer Prämie zu je 5.000 Euro für weitere Investitionen in die Betriebliche Gesundheitsförderung.
Die Preisträgerinstitutionen haben die Chance, am Bundeswettbewerb 2024 teilzunehmen.
Die AOK Baden-Württemberg unterstützt Unternehmen aus der Pflegebranche vor Ort und digital mit zahlreichen Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung.
