Medikamente richtig einnehmen
Medikamente dienen dazu, Erkrankungen vorzubeugen, sie zu lindern oder zu heilen. Bei falscher Anwendung können sie jedoch das Gegenteil bewirken: Schlaf-, Aufputsch- und Beruhigungsmittel können zu gefährlichen Drogen werden. Ohne ärztliche Kontrolle oder in Überdosis eingenommen, können sie Beruhigung, Entspannung, Euphorie oder Rauschzustände verursachen, die oft zu einer Medikamentenabhängigkeit führen. Auswirkungen davon können unter anderem Desorientierung, Verwirrung, Denkfehler, Wahrnehmungstäuschungen oder Gewalttätigkeiten sein.
Was Medikamentensucht kennzeichnet
Die Abhängigkeit wird durch die WHO anhand von sechs Kriterien definiert, von denen mindestens drei innerhalb des zurückliegenden Jahres erfüllt gewesen sein müssen.
Diese Kriterien sind:
- Starker Wunsch oder Zwang, das Medikament zu konsumieren
- Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Menge und der Beendigung der Einnahme
- Körperliche Entzugssymptome
- Toleranzentwicklung (Wirkverlust) beziehungsweise Dosissteigerung
- Erhöhter Zeitaufwand, um die Substanz zu beschaffen oder sich von den Folgen des Konsums zu erholen, verbunden mit der Vernachlässigung anderer Interessen
- Fortgesetzter Konsum trotz Folgeschäden
„Hirndoping“, um leistungsfähiger zu sein
Ein neuer Begriff für Medikamentenmissbrauch ist „Hirndoping“. In der heutigen Leistungsgesellschaft haben immer mehr Menschen den Wunsch, ihr Gehirn leistungsfähiger zu machen, weniger Ängste zu haben oder besser gelaunt zu sein. Neben verschreibungspflichtigen Medikamenten werden dafür auch illegale Substanzen eingenommen.
Die fünf meistgenannten Gründe für Doping im Beruf sind:
- Beruflicher Erfolg
- Arbeitserleichterung
- Meistern schwieriger Situationen
- Emotionale Stabilität und damit Arbeitsfähigkeit
- Gewinn neuer Energie für das Privatleben
Rund zwei Prozent der Beschäftigten in Deutschland nehmen täglich leistungssteigernde oder stimmungsaufhellende Medikamente, das sind rund 700.000 Beschäftigte bundesweit. Bei den 60- bis 65-jährigen liegt die Quote sogar mehr als doppelt so hoch (4,4 Prozent):
Grundsätzlich finden sich Medikamentenabhängige in allen Altersstufen und sozialen Schichten. Spezifische Risikogruppen sind kaum definierbar und klare Indikatoren schwer auszumachen. Ein gesundheitsschädlicher Konsum ist daher oft nicht leicht zu erkennen. Die Arzneimittelabhängigkeit entsteht zumeist aus einer Mischung persönlicher, gesellschaftlicher und sozialer Faktoren.
Prävention im Unternehmen
Die Führungskräfte haben eine Vorbildfunktion. Information und Aufklärung, zum Beispiel über die Risiken von Hirndoping, können gesundheitsgerechtes Verhalten der Beschäftigten fördern und Missbrauch vorbeugen. Folgende konkrete Maßnahmen können bei der verhältnisorientierten Prävention im Unternehmen sinnvoll sein:
- Realistische Gestaltung von Arbeitsmenge und Personalplanung
- Vermeidung ständiger Leistungsvergleiche
- Vereinbarung eines gemeinsamen Verständnisses von Zielen
- Bewältigung emotionaler Anforderungen
- Minimierung unsicherer Beschäftigungsverhältnisse
- Bereitstellung von Angeboten zur individuellen Beratung
Mit den folgenden Maßnahmen können Führungskräfte ein gesundheitsgerechtes Verhalten ihrer Beschäftigten (Verhaltensprävention) fördern und Medikamenten- und Aufputschmittelsucht vorbeugen:
- Information und Aufklärung über die Risiken von Hirndoping
- Bereitstellung von Angeboten zur individuellen Beratung
- Bewusstmachung der eigenen Vorbildfunktion