Rechtsdatenbank
Welche Fragen Arbeitgeber auch zum Thema Sozialversicherungsrecht bewegen: Die Rechtsdatenbank der AOK liefert die Antworten – einfach, fundiert und topaktuell.
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§ 5 Kind-RL
§ 5 Kind-RL, U3
(1) Folgende Ziele und Schwerpunkte werden in der U3 gesetzt.
- a) Erkennen von Entwicklungsauffälligkeiten
- b) Erkennen eines pathologischen Ikterus (z. B. Gallengangsatresie)
- c) Durchführung oder Veranlassung der Hüftgelenkssonographie
- d) Prüfung der Durchführung des erweiterten Neugeborenen-Screenings, Neugeborenen-Hörscreenings und des Screenings auf Mukoviszidose
- e) Aufmerksamkeit für Eltern-Kind-Interaktion
- f) Impfberatung
(2) Die Untersuchung umfasst die Anamnese, die eingehende körperliche Untersuchung sowie die entwicklungsorientierte ärztliche Aufklärung und Beratung.
- 1. Anamnese
- Die Angaben zur Schwangerschafts- und Geburtsanamnese gemäß § 3 werden berücksichtigt und soweit erforderlich ergänzt.
- a) Aktuelle Anamnese des Kindes
- - Erkrankungen: schwerwiegende Erkrankungen seit der letzten Untersuchung, Operationen, Krampfanfälle
- - Ernährung: Schwierigkeiten beim Trinken, Schluckstörungen, keine altersgemäße Ernährung
- - auffälliges Schreien
- - Stuhlfarbe (mit Stuhlfarbkarte erfragen)
- - Die Ärztin oder der Arzt prüft und dokumentiert ob folgende Untersuchungen durchgeführt bzw. veranlasst wurden. Falls nicht, sollen die Untersuchung gemäß Abschnitt C angeboten werden.
- - Screening auf Hüftgelenksdysplasie und -luxation (siehe Abschnitt C Kapitel III)
- - Neugeborenen-Hörscreening (siehe Abschnitt C Kapitel IV)
- - erweitertes Neugeborenen-Screening (siehe Abschnitt C Kapitel I)
- - Screening auf Mukoviszidose (siehe Abschnitt C Kapitel II)
- b) Familienanamnese
- - Augenerkrankungen (z. B. Kindliche Katarakt, Strabismus, Amblyopie, erbliche Augenerkrankungen)
- - angeborene Hörstörungen oder Ohrfehlbildungen
- - Immundefekte
- c) Sozialanamnese
- aa) Betreuungssituation
- bb) besondere Belastungen in der Familie
- a) Aktuelle Anamnese des Kindes
- 2. Orientierende Beurteilung der Entwicklung
- a) Grobmotorik
- - Kopf wird in schwebender Bauchlage für wenigstens 3 Sekunden gehalten.
- - Kopf wird in Rumpfebene und in Rückenlage für 10 Sekunden in Mittelstellung gehalten.
- b) Feinmotorik
- - Hände werden spontan geöffnet, insgesamt sind die Hände noch eher geschlossen.
- c) Perzeption/Kognition
- - Folgt mit den Augen einem Gegenstand nach beiden Seiten bis mindestens 45 Grad.
- d) Soziale/emotionale Kompetenz
- - Aufmerksames Schauen auf nahe Gesichter nächster Bindungspersonen.
- e) Beobachtung der Interaktion
- Beobachtung der Interaktion des Kindes mit der primären Bezugsperson im ersten Lebensjahr (U3 bis U6) durch die Ärztin oder den Arzt. Insbesondere die folgenden Reaktionen des Kindes können der Ärztin oder dem Arzt als Hinweise zur Einschätzung von Stimmung, Kommunikations- und Regulationsmöglichkeiten des Kindes im Kontakt mit seiner primären Bezugsperson und als weitere Grundlage für das Ärztin- oder Arzt-Elterngespräch dienen:
- Stimmung/Affekt:
- Das Kind erscheint in Anwesenheit der primären Bezugsperson zufrieden und ausgeglichen.
- Es bleibt bei Ansprache oder nonverbaler Kommunikation durch die primäre Bezugsperson in positiver Grundstimmung ausgeglichen, offen und zugewandt.
- Kontakt/Kommunikation:
- Das Kind reagiert bei Ansprache oder nonverbaler Kommunikation durch die primäre Bezugsperson mit Lächeln, Wenden des Kopfes oder spontanem Körperkontakt.
- Regulation/Stimulation:
- Das Kind lässt sich durch Wiegen, Singen oder Ansprache in kurzer Zeit von einer primären Bezugsperson beruhigen.
- Das Kind reagiert angemessen auf laute Geräusche, helles Licht und Berührung.
- a) Grobmotorik
- Eltern sind unzufrieden mit der Entwicklung und dem Verhalten des Kindes, weil:
- 3. Eingehende körperliche Untersuchung
- a) Körpermaße und Eintragung in das Somatogramm:
- - Körpergewicht
- - Körperlänge
- - Kopfumfang
- b) Haut
- - auffällige Blässe
- - Zyanose
- - Ikterus
- - Hämangiome
- - Naevi und andere Pigmentanomalien
- - Ödeme
- - Anhalt für Verletzungen (z. B. Hämatome, Petechien, Verbrennungen, Narben)
- - entzündliche Hautveränderungen
- c) Thorax, Lunge, Atemwege
- - Auskultation
- - Atemgeräusch
- - Atemfrequenz
- - Einziehungen
- - Thoraxkonfiguration
- - Schlüsselbeine intakt
- d) Herz, Kreislauf
- - Auskultation (Herzfrequenz, -rhythmus, -töne und -nebengeräusche)
- - Femoralispulse
- e) Abdomen, Genitale (inkl. Analregion)
- - Anomalien
- - Nabelveränderungen
- - Leber- und Milzgröße
- - Hernien
- f) Bewegungsapparat (Knochen, Muskeln, Nerven)
- - Inspektion des ganzen Körpers in Rücken- und Bauchlage und aufrecht gehalten
- - Asymmetrien
- - Schiefhaltung
- - Spontanmotorik
- - Muskeltonus
- - Opisthotonus
- - Prüfung der passiven Beweglichkeit der großen Gelenke, Muskeleigenreflexe, Handgreifreflex, Moro-Reaktion, Saugreflex
- - Prüfung auf klinische Frakturzeichen
- g) Kopf
- - Fehlhaltung
- - Dysmorphiezeichen
- - Schädelnähte
- - Kephalhämatom
- - Fontanellentonus
- - Crepitatio capitis
- - lagebedingte Schädelasymmetrie
- h) Mundhöhle, Kiefer, Nase
- - Auffälligkeiten der Schleimhaut und des Kieferkamms
- - Kiefer-, Gaumenanomalie
- - Verletzungszeichen
- - abnorme Größe der Zunge
- - behinderte Nasenatmung
- - orofacialer Hypotonus
- i) Ohren
- - Fehlbildungen (z. B. Ohrfisteln, Anhängsel)
- j) Augen
- - Inspektion: morphologische Auffälligkeiten (z. B. Ptosis, Leukokorie, Bulbusgrößenauffälligkeiten, Kolobom); Nystagmus
- - Prüfung im durchfallenden Licht: Transilluminationsauffälligkeit bei Trübung der brechenden Medien
- a) Körpermaße und Eintragung in das Somatogramm:
- 4. Beratung
- Entwicklungsorientierte ärztliche Aufklärung und Beratung, vor allem zu folgenden Themen:
- - plötzlicher Kindstod
- - Beobachtung der Stuhlfarbe mittels Stuhlfarbkarte
- - Unfallverhütung
- - Umgang mit Schreibaby
- - Rachitisprophylaxe mittels Vitamin D und Kariesprophylaxe mittels Fluorid
- - Sucht
- - Vitamin-K-Prophylaxe prüfen und wenn nötig durchführen
- - Aufklärung über Impfungen/Vorschlag eines Impftermins
- - Stillen/Ernährung/Mundgesundheit
- - Informationen zu regionalen Unterstützungsangeboten (z. B. Eltern-Kind-Hilfen, Frühe Hilfen).
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