Rechtsdatenbank
Welche Fragen Arbeitgeber auch zum Thema Sozialversicherungsrecht bewegen: Die Rechtsdatenbank der AOK liefert die Antworten – einfach, fundiert und topaktuell.
Rechtsdatenbank
Welche Fragen Arbeitgeber auch zum Thema Sozialversicherungsrecht bewegen: Die Rechtsdatenbank der AOK liefert die Antworten – einfach, fundiert und topaktuell.
Ziff. 4.1.4. RS 2022/06
Ziff. 4.1.4. RS 2022/06, Krankengeldberechnung bei Mehrfachbeschäftigten
(1) Üben Versicherte mehrere Beschäftigungen aus, die bei Eintritt der Arbeitsunfähigkeit noch bestehen und sind die Versicherten durch die Krankheit in allen Beschäftigungsverhältnissen arbeitsunfähig, ist das Regelentgelt aus den Arbeitsentgelten dieser Beschäftigungen zu berechnen (BSG, Urteile vom 21. 3. 1974 — 8 RU 81/73 — und vom 14. 11. 1974 — 8 RU 216/73 —). Bei Mehrfachbeschäftigen ist daher das Regelentgelt aus dem aus jeder Beschäftigung erzielten beitragspflichtigen Arbeitsentgelt gesondert entsprechend den Ausführungen in den vorangegangenen Abschnitten zu berechnen.
(2) Dies kann in Einzelfällen sogar dazu führen, dass das Regelentgelt zum einen nach § 47 Absatz 2, zum anderen nach § 47 Absatz 4 Sätze 1 und 2 SGB V zu berechnen ist.
Beispiel 105: Maßgebendes Regelentgelt bei mehreren Beschäftigungen
Monatliche Arbeitsentgelte aus | ||
Beschäftigung A (versicherungspflichtig) | 1 500 EUR | |
Beschäftigung B (geringfügige Beschäftigung 1 — versicherungsfrei — seit 1. 1.) | 300 EUR | |
Beschäftigung C (geringfügige Beschäftigung 2 — versicherungspflichtig — seit 1. 3.) | 325 EUR | |
Regelentgelt A (1 500 EUR : 30 Tage) | 50 EUR | |
Regelentgelt B (0 EUR : 30 Tage) | 0 EUR | |
Regelentgelt C (325 EUR : 30 Tage) | 10,83 EUR |
Ergebnis:
Für die Krankengeldberechnung können nur die beitragspflichtigen Arbeitsentgelte berücksichtigt werden. Das Arbeitsentgelt der zuerst aufgenommenen geringfügigen Beschäftigung — demnach der Beschäftigung B — ist beitragsfrei. Aus diesem Grund sind nur die Arbeitsentgelte aus den Beschäftigungen A und C der Krankengeldberechnung zugrunde zu legen.
(3) Übersteigen die Regelentgelte aus den einzelnen Beschäftigungsverhältnissen zusammen das Höchstregelentgelt, so ist festzustellen, in welcher Relation das Regelentgelt aus den einzelnen Beschäftigungsverhältnissen zum Gesamtregelentgelt steht. Hierbei sind die entsprechend dem maßgeblichen Höchstregelentgelt gekürzten Regelentgelte nach folgender Formel zu ermitteln:
Formel 9: Berechnung Kürzung Regelentgelte wegen Überschreitens des Höchstregelentgelts
Teilregelentgelt gekürzt = |
Höchstregelentgelt x Teilregelentgelt |
Gesamtregelentgelt |
Beispiel 106: Maßgebendes Teilregelentgelt bei Überschreiten des Höchstregelentgelts
Regelentgelt A | 85 EUR | |
Regelentgelt B | 65 EUR | |
Gesamtregelentgelt | 150 EUR | |
Höchstregelentgelt in der Krankenversicherung (2018) | 147,50 EUR | |
Ergebnis: | ||
Die Regelentgelte betragen | ||
Regelentgelt A | 147,50 EUR x 85 EUR : 150 EUR | = 83,58 EUR |
Regelentgelt B | 147,50 EUR x 65 EUR : 150 EUR | = 63,92 EUR |
Das Gesamtregelentgelt von 150 EUR > 147,50 EUR, das Regelentgelt wird daher begrenzt auf das Höchstregelentgelt in der Krankenversicherung (2018). | 147,50 EUR |
Beispiel 107: Berechnung Krankengeld bei Mehrfachbeschäftigung
Beginn der Arbeitsunfähigkeit | 20. 3. |
Letzter abgerechneter Kalendermonat | Februar |
12-Monats-Zeitraum für die Berücksichtigung der Einmalzahlungen | 1. 3. des Vorjahres bis 28. 2. |
Beschäftigung A | |
Bruttoarbeitsentgelt | 1 950 EUR |
Nettoarbeitsentgelt | 1 200 EUR |
beitragspflichtige Einmalzahlungen | 1 950 EUR |
Beschäftigung B | |
Bruttoarbeitsentgelt | 2 100 EUR |
Nettoarbeitsentgelt | 1 350 EUR |
beitragspflichtige Einmalzahlungen | 2 100 EUR |
Ergebnis: | |
Berechnung Teilregelentgelte | |
Beschäftigung A | |
Regelentgelt (1 950 EUR : 30 Tage) | 65 EUR |
Brutto-Hinzurechnungsbetrag (1 950 EUR : 360) | 5,42 EUR |
kumuliertes Regelentgelt | 70,42 EUR |
Beschäftigung B | |
Regelentgelt (2 100 EUR : 30 Tage) | 70 EUR |
Brutto-Hinzurechnungsbetrag (2 100 EUR : 360) | 5,83 EUR |
kumuliertes Regelentgelt | 75,83 EUR |
kumulierte Regelentgelte gesamt (kumuliertes Regelentgelt A + kumumuliertes Regelentgelt B (70,42 EUR + 75,83 EUR) | 146,25 EUR |
Höchstregelentgelt (2018) | 147,50 EUR |
Regelentgelt gesamt (147,50 EUR > 146,25 EUR) | 146,25 EUR |
Berechnung Nettoarbeitsentgelt | |
Beschäftigung A | |
Nettoarbeitsentgelt (1 200 EUR : 30 Tage) | 40 EUR |
Netto-Hinzurechnungsbetrag (40 EUR : 65 EUR x 5,42 EUR) | 3,34 EUR |
kumuliertes Nettoarbeitsentgelt | 43,34 EUR |
Beschäftigung B | |
Nettoarbeitsentgelt (1 350 EUR : 30 Tage) | 45 EUR |
Netto-Hinzurechnungsbetrag (45 EUR : 70 EUR x 5,83 EUR) | 3,75 EUR |
kumuliertes Nettoarbeitsentgelt | 48,75 EUR |
Berechnung Krankengeld | |
Beschäftigung A | |
70 v. H. des Regelentgelts (70,42 EUR) | 49,29 EUR |
90 v. H. des kumulierten Nettoarbeitsentgelts (43,34 EUR) | 39,01 EUR |
Krankengeld Beschäftigung A | 39,01 EUR |
Beschäftigung B | |
70 v. H. des Regelentgelts (75,83 EUR) | 53,08 EUR |
90 v. H. des kumulierten Nettoarbeitsentgelts (48,75 EUR) | 43,88 EUR |
Krankengeld Beschäftigung B | 43,88 EUR |
Krankengeld gesamt | |
KG Beschäftigung A + KG Beschäftigung B (39,01 EUR + 43,88 EUR) | 82,89 EUR |
100 v. H. des laufenden Nettoarbeitsentgelts aus A + B (40 EUR + 45 EUR) | 85 EUR |
Die Höchstgrenze von 100 v. H. des laufenden Nettoarbeitsentgelts wird nicht erreicht.
(4) Die beitragspflichtigen Einmalzahlungen aus einem beendeten Beschäftigungsverhältnis werden für die Berechnung des Brutto-Hinzurechnungsbetrags den Arbeitsentgelten aus aktuell bestehenden Beschäftigungsverhältnis(sen) anteilig hinzugerechnet.
Beispiel 108: Berücksichtigung Einmalzahlung eines vorherigen Arbeitgebers
Beginn der Arbeitsunfähigkeit | 21. 3. |
letzter abgerechneter Kalendermonat | Februar |
12-Monats-Zeitraum für die Berücksichtigung der Einmalzahlungen | 1. 3. des Vorjahres bis 28. 2. |
Beschäftigung A endete am | 31. 12. des Vorjahres |
beitragspflichtige Einmalzahlung Beschäftigung A im Dezember des Vorjahres | 6 000 EUR |
Beschäftigung B | |
Bruttoarbeitsentgelt | 1 950 EUR |
Nettoarbeitsentgelt | 1 200 EUR |
keine Einmalzahlung | 0 EUR |
Beschäftigung C | |
Bruttoarbeitsentgelt | 2 100 EUR |
Nettoarbeitsentgelt | 1 350 EUR |
keine Einmalzahlung | 0 EUR |
Aufteilung der Einmalzahlung aus Beschäftigung A | |
Anteil Beschäftigung B (6 000 EUR x 1 950 EUR : 4 050 EUR) | 2 888,89 EUR |
Anteil Beschäftigung C (6 000 EUR x 2 100 EUR : 4 050 EUR) | 3 111,11 EUR |
Beschäftigung B | |
Regelentgelt (1 950 EUR : 30 Tage) | 65 EUR |
Hinzurechnungsbetrag (2 888,89 EUR : 360) | 8,02 EUR |
kumuliertes Regelentgelt | 73,02 EUR |
Beschäftigung C | |
Regelentgelt (2 100 EUR : 30 Tage) | 70 EUR |
Hinzurechnungsbetrag (3 111,11 EUR : 360) | 8,64 EUR |
kumuliertes Regelentgelt | 78,64 EUR |
kumulierte Regelentgelte gesamt | 151,66 EUR |
Höchstregelentgelt (2018) | 147,50 EUR |
Regelentgelt B (147,50 EUR x 73,02 EUR : 151,66 EUR) | 71,02 EUR |
Regelentgelt C (147,50 EUR x 78,64 EUR : 151,66 EUR) | 76,48 EUR |
Regelentgelt gesamt | 147,50 EUR |
Berechnung Nettoarbeitsentgelt | |
Beschäftigung B | |
Nettoarbeitsentgelt (1 200 EUR : 30 Tage) | 40 EUR |
Netto-Hinzurechnungsbetrag (40 EUR : 65 EUR x 8,02 EUR) | 4,94 EUR |
kumuliertes Nettoarbeitsentgelt | 44,94 EUR |
Beschäftigung C | |
Nettoarbeitsentgelt (1 350 EUR : 30 Tage) | 45 EUR |
Netto-Hinzurechnungsbetrag (45 EUR : 70 EUR x 8,64 EUR) | 5,55 EUR |
kumuliertes Nettoarbeitsentgelt | 50,55 EUR |
Berechnung Krankengeld | |
Beschäftigung B | |
70 v. H. des Regelentgelts (71,02 EUR) | 49,71 EUR |
90 v. H. des kumulierten Nettoarbeitsentgelts (44,94 EUR) | 40,45 EUR |
Krankengeld | 40,45 EUR |
Beschäftigung C | |
70 v. H. des Regelentgelts (76,48 EUR) | 53,54 EUR |
90 v. H. des kumulierten Nettoarbeitsentgelts (50,55 EUR) | 45,50 EUR |
Krankengeld | 45,50 EUR |
Krankengeld gesamt | |
KG Beschäftigung B + KG Beschäftigung C (40,45 EUR + 45,50 EUR) | 85,95 EUR |
100 v. H. des laufenden Nettoarbeitsentgelts aus den Beschäftigungen B und C (40 EUR + 45 EUR) | 85 EUR |
Krankengeld | 85 EUR |
Das Krankengeld ist auf 100 v. H. des laufenden Nettoarbeitsentgelts zu kürzen.
Kontakt zur AOK Niedersachsen
Persönlicher Ansprechpartner
0800 0265637