Das Thema „Life-Balance“ wird immer wichtiger
Die AOK-Familienstudie 2022 zeigt: Für viele Menschen in Deutschland ist es sehr wichtig, Familie, Beruf und Alltag noch besser unter einen Hut zu bekommen. Sie empfinden das Leben als „stressig“. Das Thema „Life-Balance“ wird deshalb immer wichtiger für Unternehmen. Rund ein Viertel aller Eltern fühlen sich psychisch stark belastet – Mütter deutlich mehr als Väter. Die Eltern klagen vor allem über Zeitknappheit. Das betrifft besonders Eltern mit kleinen Kindern. Alleinerziehende haben es schwerer als andere Familien – und ihre Zahl steigt.
Erwerbstätige Eltern brauchen gute Rahmenbedingungen, um Beruf und Familie zu vereinbaren. In vielen Firmen gehört die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie bereits zur Unternehmenskultur. 86 Prozent halten familienfreundliche Maßnahmen für bedeutsam. Über 50 Prozent der Unternehmen in Deutschland halten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in ihrem Unternehmen für eine Selbstverständlichkeit und leben das bereits mit einer ausgeprägt familienfreundlichen Kultur in ihrem Haus – zum Beispiel, indem sie Väter aktiv bei der Inanspruchnahme von Elternzeit oder Teilzeit unterstützen oder generell vermehrt Teilzeit anbieten. Diese Zahl stammt aus dem „Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2023“, den das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend herausgibt.
Die überwiegende Mehrheit der Väter (84 Prozent) ist mit der Vereinbarkeit ihrer Arbeitszeiten mit familiären und sozialen Verpflichtungen zufrieden. Mütter wurden zu dieser Frage nicht explizit befragt.
Personalverantwortliche in jedem zweiten Unternehmen sind daher davon überzeugt, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie insbesondere von Vätern in den nächsten Jahren noch weiter an Bedeutung gewinnen wird.
Flexible Arbeitszeiten helfen Eltern
Einer der wichtigsten Punkte für die Eltern: flexible Arbeitszeiten. So können sie ihr Kind morgens in Ruhe in den Kindergarten bringen und nachmittags stressfrei abholen. Flexible Modelle bei Arbeitszeiten und Arbeitsorganisation stellen daher weiterhin das Rückgrat einer familienbewussten Personalpolitik dar. Vorbildlich: Knapp 96 Prozent der Unternehmen hierzulande setzen bereits mindestens eine Maßnahme um, damit ihre Mitarbeitenden Beruf und Familie besser vereinbaren können.
Fast allen Mitarbeitenden in den verschiedensten Lebenssituationen ist ein familienfreundlicher Betrieb wichtig:
- Nicht überraschend: 94,3 Prozent der Beschäftigten, die Kindern im Vor- und Grundschulalter haben, befürworten einen familienfreundlichen Arbeitgeber.
- Bei pflegenden Beschäftigten ist der Anteil derer, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu schätzen wissen, mit 89,7 Prozent ebenfalls erwartungsgemäß hoch.
- Beschäftigte, die aktuell weder kleine Kinder haben noch Angehörige pflegen, legen laut Unternehmensmonitor des Ministeriums zu 78 Prozent auch Wert auf eine familienfreundliche Ausrichtung des Arbeitgebers.
Mehr wirtschaftlicher Erfolg durch Familienfreundlichkeit
Familienfreundlichkeit lohnt sich offenbar auch finanziell: Untersuchungen des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigen, dass Unternehmen, die sich stärker dafür engagieren, auch finanziell profitieren. Bei verschiedenen Indikatoren für den wirtschaftlichen Erfolg schneiden sie erkennbar besser ab als relativ inaktive Betriebe. Dazu zählen insbesondere das Jahresergebnis, der Auftragsbestand sowie Produkt- und Prozessinnovationen.
Eine andere Studie bestätigt, dass es sich aus unternehmerischer Sicht rentiert, mehr in eine familienfreundliche Arbeitswelt zu investieren. Eine vom Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik (FFP) Münster im Auftrag der berufundfamilie gGmbH durchgeführte Studie ergab: Praktiziertes Familienbewusstsein führt bei 19 wichtigen Kennziffern zu positiven betriebswirtschaftlichen Effekten. So haben sehr familienfreundliche Unternehmen im Vergleich zum Durchschnitt der Betriebe unter anderem eine um:
- 48 Prozent niedrigere Fehlzeitenquote (bezogen auf alle Abwesenheiten vom Beruf)
- 27 Prozent niedrigere Krankheitsquote (bezogen auf Krankenstand)
- 15 Prozent niedrigere Fluktuationsrate
- 14 Prozent höhere Mitarbeitendenmotivation
- 13 Prozent höhere Produktivität
- 12 Prozent bessere Bewerberqualität
- 10 Prozent geringere Kostenbelastung für die Personalbeschaffung
- 10 Prozent höhere Kundenbindung
- 9 Prozent höhere Mitarbeitendenbindung
- 8 Prozent geringere Stellenbesetzungsdauer