Integral e.V. Berlin
Die Arbeit mit und für Menschen mit Einschränkungen ist physisch und psychisch herausfordernd. Der Berliner Intergral e.V. schafft es, mit betrieblichem Gesundheitsmanagement das ganze Unternehmen nachhaltig weiterzuentwickeln.
- Branche: Soziale Einrichtung
- Region: Berlin
- Unternehmensgröße: 120 Mitarbeitende
Erfolgsrezept Augenhöhe
Die Arbeit mit und für Menschen mit Einschränkungen ist physisch und psychisch herausfordernd. Um neue Mitarbeitende zu finden und aktive zu binden, hat der Integral e.V. das Thema Gesundheit in den Fokus genommen. „Die Qualität unserer Arbeit lebt von motivierten und leistungsfähigen Mitarbeitenden. Ihre körperliche und seelische Gesundheit ist elementar wichtig“, sagt Geschäftsführer Johannes Siegmund. Der Verein hat deshalb frühzeitig Arbeitssituationsanalysen, psychische Gefährdungsbeurteilungen und Coaching-Prozesse eingeleitet. Komplett zufrieden war man aber weder mit der Beteiligung der Mitarbeitenden, noch mit den erzielten Effekten.
Beratung im Netzwerk KMU-Gesundheitskompetenz
Der Verein hat sich deshalb von der AOK Nordost beraten lassen und neue Wege eingeschlagen. Als Mitglied im Netzwerk KMU-Gesundheitskompetenz hatte Integral e.V. frühzeitig die Möglichkeit, die digitale Analyse- und Schulungsplattform Implement zu nutzen – und hat das intensiv getan: Die Ergebnisse einer Beschäftigtenbefragung flossen in eine betriebliche Gesundheitsanalyse ein. Zur Ableitung und Durchführung von Maßnahmen wurde ein Steuerkreis eingerichtet. „So konnten wir eine verbindliche Struktur für das Betriebliche Gesundheitsmanagement etablieren, die wir nun mit Leben füllen. Diese ganzheitliche Herangehensweise erlaubt es uns, die individuellen Bedürfnisse besser zu verstehen und maßgeschneiderte Lösungen anzubieten. Denn unser Ziel ist es, die Gesundheit aller Menschen im Unternehmen in allen Prozessen mitzudenken und fest in Entscheidungsprozesse zu integrieren“, sagt Johannes Siegmund.
Betriebliche Gesundheitscoaches qualifiziert
Darüber hinaus hat der Verein für jeden Arbeitsbereich eine Person zum betrieblichen Gesundheitscoach qualifiziert, eine der Leistungen, die die AOK Nordost exklusiv im Rahmen des Netzwerks KMU-Gesundheitskompetenz anbietet. Diese Mitarbeitenden sind ein Seismograf für die Bedürfnisse der Mitarbeitenden und stehen allen als Ansprechpersonen zur Verfügung. „Sie arbeiten an der langen Leine, es geht uns nicht um Aktionismus. Wenige Maßnahmen, zwei, drei pro Jahr, dafür aber mit Mehrwert.“, sagt Johannes Siegmund.
Corona: Plattform Implement gewinnbringend genutzt
Gerade während der Pandemie waren die digitalen Gesundheits- und arbeitsplatzbezogenen Trainings auf der Implement-Plattform hilfreich. Denn Präsenzschulungen waren undenkbar, persönliche Kontakte auf ein Minimum reduziert. Thematisiert werden in den Trainings unter anderem Dankbarkeit, Stress, Gesunde Führung und Unternehmenskultur. „Wir sind davon überzeugt, dass wir damit allen Mitarbeitenden einen Zugang zur Verbesserung ihrer individuellen Gesundheitskompetenz ermöglicht haben“, sagt Johannes Siegmund.
Stabile Führungskräfte sind gute Führungskräfte
Ein positives Beispiel ist für ihn das Training zum Thema Dankbarkeit: „Es geht darum, mal alles ins Verhältnis zu setzen. Um Fragen wie, was steht auf der Habenseite? Was war gut, was war schlecht, wobei entstehen gute Gefühle, wo schlechte? Wo gibt es noch Reserven und wo stoße ich an selbige? Eine normale Denkaufgabe möchte man meinen, doch im Arbeitskontext bekommt das Ganze eine andere Dimension.“ Er selbst hat sich besonders mit dem Thema gesundes Führen auseinandergesetzt. „Dazu gehören Aspekte wie aktives Zuhören, aber auch auf sich selbst hören, weil nur gesunde, stabile Führungskräfte gute Führungskräfte sein können.“ Aspekte, die für Johannes Siegmund nicht gänzlich neu waren, die ihm aber doch „Sicherheit in dem, vermittelt haben, was man schon wusste. Wenn man das Thema ernst nimmt, braucht man gar nicht so viel Input. Es geht eher um Selbstreflexion und darum, sich die Zeit dafür einzuräumen.“
Festes Zeitkontingent für alle Mitarbeitenden
Für die Trainings stellte der Verein ein wöchentliches bezahltes Zeitkontingent zur Verfügung. So konnten auch diejenigen Angebote nutzen, die aus ihrer Betreuungsaufgabe heraus nur unregelmäßig die Chance dazu haben. „Etwa ein Viertel der Mitarbeitenden hat teilgenommen. Es gab Vorbehalte und Skepsis gegenüber der Technik. Viele hatten einfach bis dato keine Berührungspunkte mit webbasierten Tools. Wir versuchen deshalb, das Verständnis dafür und die technischen Kompetenzen insgesamt zu verbessern.“
Arbeitsgruppe unterstützt Digitalisierung
Dafür hat Integral e.V. eine Digitalisierungs-Arbeitsgruppe aufgesetzt. Sie hat Schulungsmaßnahmen entwickelt, die an den individuellen Anforderungsprofilen ansetzen. Künftig wird der Fokus noch stärker auf das Thema „digitaler Stress“ gerichtet und die Möglichkeiten, diesen zu reduzieren. Dazu gehören nicht nur Schulungen, sondern auch die Förderung des bewussten Umgangs mit digitalen Medien. „Man muss dafür kein digital native sein“, sagt Johannes Siegmund. „Viele Kolleginnen und Kollegen aller Alters- und Berufsgruppen haben schon erfolgreich teilgenommen. Sie erkennen den konkreten Mehrwert.“
Neuer BEM-Prozess schafft größeres Vertrauen
Ein weiteres Beispiel für die Aktivitäten zur Gesundheitsförderung ist die betriebliche Integrations-Management-Arbeitsgruppe. „Wir haben aus sämtlichen Unternehmensbereichen heraus unseren Prozess zum Betrieblichen Eingliederungsmanagement analysiert und uns die Frage gestellt, warum das BEM-Programm nicht so angenommen wurde, wie wir es uns gewünscht haben. Die AG hat den BEM-Prozess neu durchdacht und weiterentwickelt. Dabei setzen wir auch auf die anonymisierte Erhebung von Schlüsselkennzahlen, sogenannten KPIs, um alle Aspekte des Prozesses messbar zu machen“, so Johannes Siegmund. Ein Merkmal des neuen BEM-Prozesses ist, dass die Mitarbeitenden selbst wählen können, wer am Gespräch teilnehmen soll. Dieses Maß an Mitbestimmung ermöglicht eine vertrauensvolle und offene Umgebung. Überhaupt stellen sich die Einbindung der Mitarbeitenden und eine Kommunikation auf Augenhöhe als die wichtigsten Zutaten für ein erfolgreiches Betriebliches Gesundheitsmanagement dar. „So stärken wir nicht nur die Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit unserer Mitarbeitenden, sondern tragen auch zur nachhaltigen Entwicklung unseres Unternehmens bei“, sagt Johannes Siegmund.
Die Unternehmenskultur profitiert
Das bestätigt auch Sören Klose, Fachkraft im Beschäftigungs- und Förderbereich und einer der Gesundheitscoaches: „Gerade in Sozialunternehmen wie unserem, schaffen Wertschätzung und individuelle Anerkennung hohe Identifikationswerte. Diese verbesserte Unternehmenskultur schlägt eine Brücke zwischen den Lebensbereichen Arbeit und Privates. Auf dieser Vertrauensbasis gestalten die Mitarbeitenden aktiv und selbstwirksam die laufende Prozessqualität mit. Betriebliche Gesundheit heißt bei Integral e.V. also, das eigene Selbstverständnis zu verwirklichen und die Gesamtzufriedenheit spürbar zu verbessern.“
Was ist der Integral e.V.?
Seit 1990 bietet der Verein soziale Dienstleistungen mit und für Menschen mit Behinderungen an. 120 Mitarbeitende und viele Ehrenamtliche begleiten rund 2.300 Menschen mit Einschränkungen. Die Dienstleistungen wie professionelle Assistenz, Diagnostik, Therapie, Förderung und Begleitung bieten sie in einem Begegnungszentrum, einer Kinder- und Jugendambulanz einer Werkstatt sowie einem Beschäftigungs- und Förderbereich an. Die Arbeit des Vereins ist konfessionell und parteipolitisch ungebunden und finanziert sich aus öffentlichen Mitteln und Spenden. Der Integral e.V. ist langjähriges Mitglied im Netzwerk KMU-Gesundheitskompetenz.
Was ist Implement?
Implement ist eine webbasierte Analyse- und Schulungsplattform für die betriebliche Gesundheitsförderung. Ziel von Implement ist es, kleine und mittlere Unternehmen dabei zu unterstützen, gesundheitliche Überlastungen zu erkennen und die Gesundheit und Zufriedenheit der Beschäftigten unter Einsatz digitaler Präventionsangebote nachhaltig zu fördern. Implement ist ein Forschungsprojekt, bestehend aus den Projektpartnern Berliner Hochschule für Technik (Projektleitung), Leuphana Universität Lüneburg und oncampus GmbH. Die AOK Nordost fördert dieses Forschungsvorhaben.
Was ist das Netzwerk KMU-Gesundheitskompetenz?
Im Netzwerk – getragen von der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg e.V. (UVB), der Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern e.V. (VUMV) und der AOK Nordost tauschen sich über 350 kleine und mittlere Unternehmen aus. Sie nutzen das Netzwerk zum Erfahrungsaustausch, Wissenserwerb sowie für die individuelle Beratung zur betrieblichen Gesundheit für ihr Unternehmen.
Ihr persönlicher Ansprechpartner bei der AOK Nordost
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