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BVerfG 06.12.2021 - 1 BvR 2740/20
BVerfG 06.12.2021 - 1 BvR 2740/20 - Anordnung der Auslagenerstattung sowie Gegenstandswertfestsetzung im Verfassungsbeschwerdeverfahren nach Erledigterklärung
Normen
§ 32 Abs 1 BVerfGG, § 34a Abs 3 BVerfGG, § 90 BVerfGG, § 14 Abs 1 RVG, § 37 Abs 2 S 2 RVG
Vorinstanz
vorgehend LG Berlin, 27. Oktober 2020, Az: 27 O 374/20, Beschluss
vorgehend BVerfG, 22. Dezember 2020, Az: 1 BvR 2740/20, Einstweilige Anordnung
Tenor
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1. Das Land Berlin hat der Beschwerdeführerin die notwendigen Auslagen im Verfahren über die Verfassungsbeschwerde zu erstatten.
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2. Der Wert des Gegenstands der anwaltlichen Tätigkeit wird für das Verfahren über den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung auf 25.000 Euro (in Worten: fünfundzwanzigtausend Euro), für das Verfahren der Verfassungsbeschwerde auf 5.000 Euro (in Worten: fünftausend Euro) festgesetzt.
Gründe
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1. Im vorliegenden Verfahren hat die Kammer am 22. Dezember 2020 im Wege der einstweiligen Anordnung die Wirksamkeit der einstweiligen Verfügung des Landgerichts Berlin vom 27. Oktober 2020, mit dem der Beschwerdeführerin die Berichterstattung über ein "Geständnis" des Antragstellers des Ausgangsverfahrens teilweise beziehungsweise ohne inhaltliche Ergänzungen untersagt worden war, ausgesetzt (BVerfG, Beschluss der 2. Kammer des Ersten Senats vom 22. Dezember 2020 - 1 BvR 2740/20 -).
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Mit Schriftsatz vom 13. August 2021 ließ die Beschwerdeführerin mitteilen, dass das Landgericht Berlin nach dem Erlass der einstweiligen Anordnung die Widerspruchsverhandlung durchgeführt und die einstweilige Verfügung mit Urteil vom 19. Januar 2021 unter Abänderung der Kostenentscheidung bestätigt habe. Die Beschwerdeführerin habe Berufung gegen das Urteil eingelegt. Nach der rechtskräftigen Verurteilung des Antragstellers des Ausgangsverfahrens in dem Strafverfahren, über das die Beschwerdeführerin berichtet hatte, hätten die Parteien den zivilrechtlichen Rechtsstreit übereinstimmend für erledigt erklärt. Vor diesem Hintergrund werde das Verfahren der Verfassungsbeschwerde ebenfalls für erledigt erklärt. Sie beantragte, dem Land Berlin die Erstattung der notwendigen Auslagen im Verfahren über die Verfassungsbeschwerde aufzuerlegen sowie die Gegenstandswerte für das Verfahren über den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung und für das Verfassungsbeschwerdeverfahren festzusetzen.
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2. Nach der Erledigungserklärung der Beschwerdeführerin ist gemäß § 34a Absatz 3 BVerfGG nach Billigkeit über die Auslagenerstattung zu entscheiden. Eine Auslagenerstattung entspricht der Billigkeit, soweit ausnahmsweise die Erfolgsaussichten im Verfassungsbeschwerdeverfahren unterstellt werden können, weil die verfassungsrechtliche Lage insoweit schon geklärt ist (vgl. BVerfGE 133, 37 38 Rn. 2>; BVerfG, Beschlüsse der 2. Kammer des Ersten Senats vom 25. August 2020 - 1 BvR 2309/19 -, Rn. 3 und vom 7. Juli 2021 - 1 BvR 249/21 -, juris, Rn. 3).
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Nach diesem Maßstab entspricht im vorliegenden Fall die vollständige Auslagenerstattung der Billigkeit. Eine Klärung der verfassungsrechtlichen Lage, aufgrund derer ein Obsiegen der Beschwerdeführerin im Verfassungsbeschwerdeverfahren unterstellt werden kann, ist hinsichtlich des mit Beschluss der Kammer vom 22. Dezember 2020 außer Vollzug gesetzten Beschlusses des Landgerichts gegeben. Denn die Kammer hat ihren Beschluss gerade mit Blick auf die insoweit offenkundigen Erfolgsaussichten der gleichzeitig eingelegten Verfassungsbeschwerde erlassen.
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3. Die Festsetzung des Gegenstandswerts hat gesondert für die Verfahren der einstweiligen Anordnung und der Verfassungsbeschwerde zu erfolgen, wobei jeweils mindestens 5.000 Euro anzusetzen sind. Dabei ist der Gegenstandswert des Verfassungsbeschwerdeverfahrens grundsätzlich höher als derjenige der einstweiligen Anordnung zu bemessen. Anders liegt es jedoch, wenn das Verfahren der einstweiligen Anordnung die Hauptsache im Wesentlichen ersetzt und vorweggenommen hat (vgl. BVerfG, Beschluss der 2. Kammer des Ersten Senats vom 25. August 2020 - 1 BvR 2309/19 -, Rn. 3 mit Verweis auf Barczak, in: ders., BVerfGG, § 32 Rn. 81 sowie Beschluss der 2. Kammer des Ersten Senats vom 7. Juli 2021 - 1 BvR 249/21 -, juris, Rn. 5).
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Um einen solchen Fall handelt es sich hier, da die einstweilige Verfügung des Landgerichts Berlin aufgrund des offensichtlichen Verstoßes gegen die prozessuale Waffengleichheit im einstweiligen Verfügungsverfahren außer Wirksamkeit gesetzt wurde. Bereits im Verfahren der einstweiligen Anordnung hatte die Kammer die in dem Verfassungsbeschwerdeverfahren zu klärenden Tatsachen- und Rechtsfragen verfassungsgerichtlich zu beurteilen. Das Verfahren der einstweiligen Anordnung ist somit im Wesentlichen an die Stelle des Verfassungsbeschwerdeverfahrens getreten, so dass sich sein Gegenstandswert dem Wert einer stattgebenden Kammerentscheidung im Verfassungsbeschwerdeverfahren annähert. Im Gegenzug war das für erledigt erklärte Verfassungsbeschwerdeverfahren nur mit dem Mindestwert von 5.000 Euro zu veranschlagen.
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Diese Entscheidung ist unanfechtbar.
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