Arbeit stressfrei organisieren – Informationsflut beschränken

Immer mehr Arbeitsprozesse geschehen digital. Doch E-Mails, Kollaborationsplattformen oder Digital-Konferenzen verursachen eine Informationsflut, die Beschäftigte unter Stress setzt. So können Arbeitgeber eine entspanntere Arbeitsweise fördern.

Zunehmende Digitalisierung – ein neuer Stressfaktor

Digitale Werkzeuge haben die gemeinsame Arbeit auf Distanz, etwa aus dem Homeoffice, in vielen Unternehmen während der Coronakrise erst möglich gemacht. Allerdings können ständige Erreichbarkeit oder häufige Ablenkung zu digitalem Stress führen.

So ergab eine Sonderbefragung der Initiative für Gesundheit und Arbeit (iga) im Januar 2021, dass von über der Hälfte der mobil Arbeitenden erwartet wird, auch während der Freizeit beruflich erreichbar zu sein. 60 Prozent dieser Gruppe gaben an, sich durch ständige Erreichbarkeit und Entgrenzung belastet zu fühlen. Bei Beschäftigen in Präsenz spüren nur 31 Prozent diesen Druck.

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New Work & Führung: Ressourcen und Belastungen

Das iga.Barometer vergleicht mobile Arbeit beziehungsweise Homeoffice mit der Präsenzarbeit im Betrieb hinsichtlich der gesundheitsbezogenen Effekte.

Ständige Unterbrechungen stören den Arbeitsfluss

Viele dienstliche E-Mails oder Nachrichten auf Social Media, unternehmensinternen Plattformen und in Chat-Programmen tragen zu dem Gefühl der „Informationsüberflutung“ bei, wie bereits der iga.Report 41 „Neue Technologien und Digitalisierung in der Arbeitswelt“ der Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) belegt.

Im Umgang mit Nachrichten weisen die Experten auf folgende Probleme hin:

  • Die Notwendigkeit, sich mit ständig neuen Informationen zu beschäftigen, stört den eigentlichen Arbeitsablauf und verkürzt die für die Arbeitsausführung verfügbare Zeit.
  • Je schwieriger es ist zu unterscheiden, ob eine Nachricht wichtige Informationen enthält oder nicht, desto eher entsteht das Gefühl, von Informationen überflutet zu werden.
  • Auch wenn die Nachricht nicht zum richtigen Zeitpunkt kommt, muss sie trotzdem bearbeitet und womöglich für einen späteren Zeitpunkt aufbewahrt werden. Das ist alles ist aufwendig und kostet Zeit.

Die Folge: Durch die ständigen Unterbrechungen verringern sich die Möglichkeiten für konzentriertes Arbeiten.

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Digitalen Wandel gestalten

Der Digitalisierung verändert Arbeitsinhalte, Arbeitsbelastung und Arbeitsorganisation nachhaltig. Im iga.Report 41 zeigen Fachleute, wie sich Unternehmen aufstellen müssen, damit Mitarbeitende leistungsfähig und zufrieden sind.

Digitale Informationsflut im Team besser planen

Gemeinsam mit Ihrem Team können Führungskräfte aktiv werden und zum Beispiel die Datenflüsse im Unternehmen prüfen. Der Informationsfluss orientiert sich idealweise daran, wer welche Informationen zu welchem Zeitpunkt benötigt. Das ist vom jeweiligen Arbeitsauftrag der Mitarbeitenden abhängig. Wird die Weitergabe von Informationen gezielt gesteuert und strukturiert, lässt sich vermeiden, dass Mitarbeitende mit der Verarbeitung von Nachrichten überfordert werden. Folgende Maßnahmen helfen die Informationsflut einzudämmen:

  • Um für weniger E-Mails zu sorgen, prüfen Führungskräfte am besten gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden die E-Mail-Verteiler zu verschiedenen Themen und Projekten: Können eventuell einige Empfänger gestrichen werden?
  • Teams können vereinbaren, die Cc-Funktion nur dosiert zu nutzen, zum Beispiel, indem eine E-Mail nie an mehr als zwei Empfänger geschickt wird.
  • Vorteilhaft wirkt sich auch das Umstellen auf gemeinsame digitale Arbeitsplattformen wie ein sogenanntes Wiki aus. Hier können Dokumente von allen Mitarbeitenden gleichzeitig bearbeitet werden. Darin finden alle die Informationen auf dem neusten Stand, und zwar dann, wenn sie gebraucht werden. Das reduziert das Suchen nach Informationen, zum Beispiel in alten E-Mails, und die Anzahl der E-Mails. 
  • Kommen Beschäftigte nach einem Urlaub oder längerer Zeit im Homeoffice wieder an ihren Arbeitsplatz zurück, können Vorgesetzte anregen, wieder mehr auf persönlichen Austausch zu setzen: Also einfach eine Tür (oder einen Flur) weitergehen und sich persönlich abstimmen. So können sich Mitarbeitende einige intensive Mailverläufe sparen und tun noch etwas für die eigene Gesundheit und das Betriebsklima.

Für störungsfreie Zeiten sorgen

Neben der Menge erzeugt auch die Geschwindigkeit der eingehenden Nachrichten Stress. Sie suggerieren, ebenso schnell darauf reagieren zu müssen. Das führt dazu, dass die Beschäftigten immer wieder aus eigenen Arbeitsprozessen herausgerissen werden. Nach jeder Störung muss ein Neustart her, das kostet Zeit und Nerven. Besonders Aufgaben, die Konzentration und Ausdauer erfordern, brauchen aber störungsfreie Zeiten. Die meisten Menschen sind vormittags geistig am frischesten und sollten dann die Zeit haben, wichtige Projekte zu bearbeiten. Um das zu ermöglichen, könnten zum Beispiel Digital-Konferenzen und das Checken von E-Mails auf den Nachmittag verlegt werden.

Gut organisiert, weniger gestresst

Um wichtige Aufgaben konzentriert und zügig zu erledigen, hilft auch cleveres Zeitmanagement. Arbeitgeber können ihre Mitarbeitenden dazu inspirieren und gezielt darin schulen, etwa in gemeinsamen Kurz-Workshops. Bewährt hat sich zum Beispiel die Pomodoro-Technik, um volle Aufgaben-Zettel effektiv abzuarbeiten. Dieses Prinzip des Arbeitens in kurzen Intervallen geht auf den italienischen Unternehmer Francesco Cirillo zurück, der zum Zeitstoppen eine Küchenuhr in Tomatenform – also eine Pomodoro – nutzte. Und so geht es:

  1. Notieren Sie, welche Aufgabe Sie erledigen möchten und halten Sie auf einer To-do-Liste fest, welche Schritte dafür nötig sind.
  2. Stellen Sie einen Wecker auf 25 Minuten und legen Sie los.
  3. Klingelt der Wecker, haken Sie auf der To-do-Liste ab, welche Schritte Sie bereits geschafft haben.
  4. Machen Sie fünf Minuten Pause.
  5. Danach starten Sie das nächste Intervall von 25 Minuten, dann pausieren Sie wieder fünf Minuten. Nach insgesamt vier Intervallen machen Sie 30 Minuten Pause.

Arbeiten Sie so weiter, bis die Aufgabe erledigt ist.

Gesunde Pausen anregen

Regelmäßige kurze Minipausen, aber auch lange Erholungspausen während eines Arbeitstags sind wichtig, auch weil sie leistungsfähig halten. Vorgesetzte sollten ihre Mitarbeitenden deshalb dazu ermuntern, sich Auszeiten zu gönnen. Schließlich ermüden Körper und Geist schon nach kurzer Zeit konzentrierter Arbeit. Um Stress und Anspannung vorzubeugen, empfiehlt es sich, in den Pausen das Gegenteil von dem zu tun, was sonst den Arbeitsalltag bestimmt. Wer körperlich schwer arbeitet, wird sich hinsetzen und die Beine ausruhen wollen. Wer konzentriert am Rechner tätig ist, kann spazieren gehen oder kleine Bewegungspausen einlegen und zur Augenentspannung aus dem Fenster in die Ferne schauen.

Stand

Zuletzt aktualisiert: 25.06.2024

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