(3) Die Kostenbeteiligung Versicherter an den genannten Behandlungsfolgen ist auch angemessen. Die Kostenbeteiligung Versicherter an den genannten Behandlungsfolgen steht in einem angemessenen Verhältnis zu den vom Gesetzgeber verfolgten Zielen. § 52 Abs 2 SGB V schafft einen ermessensgerechten Ausgleich zwischen dem solidarisch getragenen und finanzierten Schutz des Einzelnen und den Belangen der Solidargemeinschaft. Der Einzelne verliert nicht seinen Primäranspruch auf Krankenbehandlung, obwohl er sich aus eigenem Entschluss besonderen gesundheitlichen Risiken in Form von gefahrträchtigen Eingriffen in seinen Körper aussetzt, von denen er wissen muss, dass erforderlichenfalls deren Behandlung zu Lasten der GKV die Solidargemeinschaft erheblich belasten kann. Diesem selbst gewählten unsolidarischen Verhalten trägt die Regelung der Kostenbeteiligung flexibel, an die Umstände des Einzelfalls angepasst Rechnung: Sie weist die Verantwortung für das eigene Verhalten dem Versicherten zu, indem sie eine sekundäre Kostenbeteiligung bei Folgeerkrankungen in angemessener, individuell festzulegender Höhe vorsieht. Es ist den Versicherten zumutbar, die ermessensgerecht festgesetzten begrenzten Kosten hierfür selbst zu tragen. Aufgrund des ihm bekannten Risikos kann er hierfür in dem Zeitpunkt Vorsorge treffen, in dem er es eingeht (im Ergebnis ebenso Andreas, ArztRecht 2012, 145, 152 f; Janda, GuP 2015, 22, 29 ff; Kemmler, NZS 2014, 521, 526; F Kirchhof, ZMGR 2010, 210, 213; Knittel in Krauskopf, Soziale Krankenversicherung/Pflegeversicherung, Stand Februar 2019, § 52 SGB V RdNr 25; O E Krasney, KrV 2015, 57; Legde in Hänlein/Schuler, SGB V, 5. Aufl 2016, § 52 RdNr 11; Noftz in Hauck/Noftz, SGB V, Stand Mai 2019, K § 52 RdNr 11; Reyels in juris-PK-SGB V, Online-Ausgabe, Stand Juli 2018, § 52 RdNr 29 ff; Schifferdecker in Kasseler Komm, Stand Juni 2019, § 52 SGB V RdNr 29 ff; aA zB Bernzen, MedR 2008, 549; Damm, GesR 2010, 641, 648 f, 650; Eberbach, MedR 2008, 325, 333 f; Höfling, ZEFQ 2009, 286, 290 f; Huster, GuS 2012, 23, 25 f; Lang in Becker/Kingreen, SGB V, 6. Aufl 2018, § 52 RdNr 8; Müller, Anspruch des gesetzlich Versicherten auf Leistungen der plastischen Chirurgie, 2011, 274; Prehn, NZS 2010, 260; Reimer/Merold, SGb 2008, 713, 716; Süß, Die Eigenverantwortung gesetzlich Krankenversicherter unter besonderer Berücksichtigung der Risiken wunscherfüllender Medizin, 2014, 306 f; Wienke in Wienke/Eberbach/Kramer/Janke, Die Verbesserung des Menschen, 2009, 169).