Versorgung und die AOK 23
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Innovative Versorgung wird gefördert
Mit insgesamt 200 Millionen Euro aus der gesetzlichen Krankenversicherung wurden 2023 innovative, sektorenübergreifende neue Versorgungsformen und Projekte zur Versorgungsforschung gefördert. Um diese Fördergelder konnten sich alle Akteure im Gesundheitswesen bewerben.
Von den 122 Ideenskizzen der Förderwelle 2023 wurden 40 ausgewählt, um mit finanzieller Förderung einen Vollantrag auszuarbeiten.
Die AOK Niedersachsen hat sich an zwei Vorhaben beteiligt, die beide gefördert wurden: DIWEDEK (digitales Weaning und Dekanülierung) sowie PRO*ACTIVE (proaktive Return-to-work-Psychotherapie zur frühzeitigen Rückkehr ins Arbeitsleben für Patienten und Patientinnen mit Depressionen).
Darüber hinaus wurde 2023 mit der Umsetzung des geförderten Innovationsfondsprojektes STATAMED (Transformation des Patientenpfades durch ein sektorenübergreifendes, kurzstationäres, allgemeinmedizinisch orientiertes Versorgungsmodell) begonnen. Im Rahmen der neuen Versorgungsform werden kurzstationäre, allgemeinmedizinische Behandlungen in strukturschwachen Regionen sichergestellt.
Im Themenbereich Versorgungsforschung ist das Projekt „TrachCare – Eine Versorgungsanalyse zur Heil- und Hilfsmittelverordnung von tracheotomierten Kindern und Erwachsenen“ gestartet. Ziel des Projektes ist, den Stand der ambulanten Heil- und Hilfsmittelversorgung von Patientinnen und Patienten mit Tracheostoma zu ermitteln und anschließend auf Basis des Versorgungsbedarfs Optimierungsmöglichkeiten abzuleiten.
Erste Regionale Gesundheitszentren gehen in Betrieb Innovationsfondsprojekt STATAMED ergänzt die Versorgung
Mit Inkrafttreten des novellierten Niedersächsischen Krankenhausgesetzes zum 1. Januar 2023 war es erstmals möglich, eine neue sektorenübergreifende Versorgungsform in Niedersachsen zu etablieren.
Verschiedene Leistungsangebote, insbesondere Angebote der ambulanten haus- und fachärztlichen und pflegerischen Versorgung, wirken mit einer kleinen akutstationären Betteneinheit in den sogenannten Regionalen Gesundheitszentren (RGZ) zusammen, um zukunftsgerichtet eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Erste RGZ wurden bereits in Ankum, Bad Gandersheim und in Norden etabliert.
Parallel dazu beteiligen sich die RGZ Bad Gandersheim und Norden sowie weitere Standorte in Sulingen, Hamburg und Essen gemeinsam mit der AOK Niedersachsen und der AOK Rheinland-Hamburg am Innovationsfondsprojekt STATAMED, welches im Juli 2023 mit einer intensiven Vorbereitungsphase gestartet ist. STATAMED ist eine neue kurzstationäre Allgemeinmedizin und verbindet regional ambulante und stationäre Versorgung. Der Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses fördert das Projekt über vier Jahre mit knapp 11 Millionen Euro.
Ziel des Projektes ist, die Versorgung in ländlichen und strukturschwachen Regionen, insbesondere für ältere und multimorbide Patientinnen und Patienten zu verbessern und ihnen eine passgenaue wohnortnahe Behandlung zu ermöglichen. Neben einer ärztlichen und pflegerischen „Rund-um-die-Uhr-Versorgung“ für wenige Tage in der näheren Umgebung und einer engen Anbindung an ihr häusliches Umfeld, die Hausärztin oder den Hausarzt ist eine kontinuierliche patientenzentrierte Kommunikation über die Sektorengrenzen hinweg von wesentlicher Bedeutung.
Auch sollen mit der Versorgungsform Effizienzreserven genutzt, ärztliche und pflegerische Ressourcen geschont sowie die Notaufnahmen entlastet werden. Nach intensiver und guter Vorbereitung können Patientinnen und Patienten in dieser Versorgung seit 1. April 2024 behandelt werden.
INFORM - umfangreiche molekulare Krebsdiagnostik für Kinder
Das INFORM-Programm richtet sich an AOK-versicherte schwer an Krebs erkrankte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit einem Rückfall oder einer Hochrisikokrebserkrankung, für die keine Therapiemöglichkeit mehr besteht.
Bei dieser speziellen Untersuchung wird eine Tumorprobe umfangreich molekulargenetisch analysiert, um die Eigenschaften des Tumors festzustellen. Ein multiprofessionelles Expertenteam berät sich anschließend in einem sogenannten Tumorboard zu diesen Ergebnissen. Ziel ist, durch diese zusätzliche Diagnostik einen individuellen Therapieplan zu entwickeln, um relevante Nebenwirkungen zu reduzieren und ein besseres Überleben zu erreichen. Die sich teilweise anschließende Therapie erfolgt möglichst heimatnah im behandelnden kinderonkologischen Zentrum.
Seit dem 1. März 2023 arbeitet die AOK Niedersachsen im Rahmen der besonderen Versorgung mit dem Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ), einer gemeinsamen Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg sowie der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) zusammen, und übernimmt die Kosten für die umfassenden molekulargenetischen Untersuchungen.
Long COVID: Reha bei Langzeitfolgen
Menschen, die nach einer COVID-19-Infektion aufgrund von Langzeitfolgen unter deutlichen Einschränkungen der Lebensqualität leiden und mindestens 10 Wochen arbeitsunfähig sind, erhalten schnellstmöglich und unbürokratisch Zugang zu einer Reha. Möglich macht das die 2022 geschlossene Kooperation zu Post COVID der AOK Niedersachsen mit der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover und der Deutschen Rentenversicherung Bund.
Im Jahr 2023 wurden Betroffene mit der ärztlich gestellten Diagnose Long COVID beziehungsweise Post COVID frühzeitig und nahtlos mit gezielten Angeboten und medizinischen Leistungen unterstützt, um in einen normalen Alltag und in ihren Beruf zurückkehren zu können. Die AOK spricht betroffene Versicherte an und hilft ihnen, eine Reha zu beantragen. Der Rentenversicherer bearbeitet den Antrag in einem beschleunigten Verfahren.
Bei einer Zusage erhalten AOK-Versicherte direkt einen Termin in einer für sie geeigneten Rehaklinik – mit Angeboten, die gezielt auf die persönlichen Folgekrankheiten ausgerichtet sind. Zwei Kliniken des niedersächsischen Rentenversicherers haben dafür besondere Behandlungskonzepte: die Klinik Teutoburger Wald in Bad Rothenfelde und das Rehazentrum Oberharz in Clausthal-Zellerfeld.
Punktgenaue Bestrahlung
AOK-Versicherte mit speziellen gut- oder bösartigen Tumoren, Gefäßmissbildungen oder funktionellen Störungen können von der besonderen Versorgung der stereotaktischen Strahlentherapie profitieren. Die AOK Niedersachsen arbeitet dafür mit derzeit sechs Radiochirurgiezentren in Deutschland zusammen.
Die stereotaktische Strahlentherapie ist eine moderne, technologisch anspruchsvolle Form der Strahlentherapie. Dabei erfolgt eine punktgenaue hoch dosierte Bestrahlung des betroffenen Gewebes im Kopf (intrakraniell) und im Körper (extrakraniell) in einer oder in mehreren Sitzungen. Das Ziel der stereotaktischen Strahlentherapie ist das Erreichen einer langandauernden lokalen Tumorkontrolle, bei maximaler Schonung des umliegenden, gesunden Gewebes.
AOK-Versicherte erhalten somit einen schnellen und unkomplizierten Zugang zu diesem gut verträglichen Verfahren unter höchsten Qualitätsstandards. Weitere Vorteile sind insbesondere eine gut koordinierte und kurze ambulante Behandlung sowie die zeitnahe Wiederaufnahme der Alltagsaktivitäten.
Die AOK Niedersachsen übernimmt die vollen Kosten für diese moderne Therapiemethode sowie für ein Nachsorgejahr bei den teilnehmenden Fachärztinnen und Fachärzten.
Hausarztpraxen mit Lotsenfunktion
Das AOK-Hausarztmodell bleibt weiterhin auf Erfolgskurs. Im 14. Jahr der erfolgreichen Vertragslaufzeit der Hausarztzentrierten Versorgung (HzV) konnten wir den 800.000. Versicherten im Hausarztmodell begrüßen. Damit profitieren bereits mehr als 25 Prozent aller Versicherten der AOK Niedersachsen von den zusätzlichen Leistungen und der Lotsenfunktion ihres Hausarztes.
Das Ziel der Stärkung und Verbesserung der hausärztlichen Versorgung in Niedersachsen haben wir auch im Jahr 2023 gemeinsam mit unseren Vertragspartnern, den Hausärztinnen- und Hausärzteverbänden in Niedersachsen sowie der Kassenärztlichen Vereinigung, weiter forciert.
Seit dem 1. Mai 2023 haben teilnehmende Versicherte, die an einer Diabeteserkrankung leiden, die Möglichkeit der Inanspruchnahme zusätzlicher Vorsorgeuntersuchungen. Diese dienen dazu, frühzeitig typische Begleiterkrankungen von Diabetes mellitus zu erkennen und damit das Auftreten von schwerwiegenden Krankheitsstadien zu verhindern oder zumindest deutlich zu verzögern.
Weitere zusätzliche Leistungen, welche einen erlebbaren Mehrwert für die Versicherten darstellen, sind die Früherkennungsuntersuchungen „Check-up 45“ und „Check-up 60Plus“. Anders als in der Regelversorgung, alle drei Jahre, können am Hausarztmodell teilnehmende Versicherte diese Gesundheitsuntersuchungen alle zwei Jahre in Anspruch nehmen. Die Versorgungsqualität wird in diesem Zusammenhang weiter verbessert.
Auch in den kommenden Jahren können sich Versicherte auf weitere Vertragsinhalte zur besseren Versorgung einstellen. Wir sind gemeinsam mit unseren Vertragspartnern dabei, den Vertrag sowohl zum Vorteil der Versicherten als auch zum Wohl der Hausärztinnen und Hausärzte noch attraktiver zu gestalten.
Gesundheitsregionen Niedersachsen
Die AOK Niedersachsen fördert seit mehreren Jahren den Aufbau von regionalen Versorgungsstrukturen und die Erprobung regionaler Versorgungskonzepte in den Gesundheitsregionen Niedersachsen.
Die Gesundheitsregionen haben sich in den letzten Jahren in Niedersachsen etabliert und stärken die Gesundheitsversorgung vor Ort. Gemeinsam mit weiteren Kooperationspartnern stellt die AOK Niedersachsen seit einigen Jahren Projektfördergelder zur Verfügung. Die Förderung durch die AOK Niedersachsen umfasst jährlich maximal 150.000 Euro.
Im Jahr 2023 wurden drei Projekte aus unterschiedlichen Gesundheitsregionen zur Förderung ausgewählt. Gefördert wurden Ansätze zur Stärkung der gesundheitlichen Ressourcen von Kindern mit psychisch kranken Eltern, eine niederschwellige Lotsenfunktion in einer ambulanten pädiatrischen Praxis sowie die Stärkung eines Ersthelfersystems im ländlichen Raum.
Qualitätsvertrag zum postoperativen Delir
Die AOK Niedersachsen hat mit verschiedenen Krankenhäusern befristete Verträge geschlossen, um ihren Versicherten in ausgewählten Kliniken Unterstützung bei der Delirprävention zu bieten. Vorteil dieser Qualitätsverträge ist, dass die Vertragspartner hier gemeinsam neue Wege gehen und durch besondere Anreize für die Kliniken einen Mehrwert für betroffene Patientinnen und Patienten bieten können.
Ein postoperatives Delir ist ein akuter Verwirrtheitszustand und tritt oftmals bei älteren Patientinnen und Patienten auf, wenn diese aus einer Narkose erwachen. Es gilt als psychiatrischer Notfall und geht mit erheblichen gesundheitlichen Folgen für Betroffene einher: Ein Delir beeinträchtigt nicht nur kurzfristig die Genesung, sondern kann sich langfristig nachteilig auf die Lebenssituation und sogar auf die Lebenserwartung auswirken.
Inzwischen hat die AOK Niedersachsen mit fünf niedersächsischen Kliniken Qualitätsverträge geschlossen:
- St. Bernward Krankenhaus, Hildesheim
- Herzogin Elisabeth Hospital, Braunschweig
- Bonifatius Hospital Lingen
- Pius-Hospital Oldenburg
- Johanniter-Krankenhaus Gronau
Patienten und Patientinnen über 65 Jahren, die zu einem operativen Eingriff ins Krankenhaus kommen, profitieren von einem Maßnahmenpaket, das das Risiko für ein postoperatives Delir verhindern oder zumindest verringern soll. Dazu zählen:
- eine kurze Testung der Gedächtnisleistung vor und nach der Operation,
- ein Medikamentenmanagement, um Wechselwirkungen auszuschließen,
- gezielte Reorientierungsmaßnahmen, zum Beispiel mithilfe von Kalenderuhren im Krankenzimmer,
- eine frühe Mobilisation durch Physiotherapie,
- zusätzliche delirspezifische Leistungen im pflegerischen und ärztlichen Bereich,
- spezielle Delirbeauftragte, die Patienten und Patientinnen und die An- und Zugehörigen beraten,
- Fortbildungen für Weiterbehandelnde.
Geschäftsbericht 23
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