Menschen vernetzen
Im Fokus: So bauen die Pflegeberater*innen ein Netz, das hält
Die Pflege ihres kranken Sohnes Albert brachte Gemma Jones an ihre Grenzen. Ins AOK-Servicecenter kam sie eher zufällig. Die Mitarbeiterinnen dort fühlten mit - und organisierten genau das, was Albert und seine Familie dringend brauchten.
An einem grauen Tag im März hetzt Gemma Jones mit ihrem Sohn ins AOK-Servicecenter in Berlin-Pankow. Sie hat zwischen zwei Arztterminen ihre Gesundheitskarte verloren und will eigentlich nur eine neue. Kundenberaterin Gitte Belik fragt behutsam nach, was los ist und erfährt: der kleine Junge heißt Albert, er ist gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden. Eine dreistündige Operation hat er zwar gut überstanden, doch anschließend musste der Kleine tagelang ans Bett fixiert werden.
Gemma Jones ist völlig erschöpft, hinter ihr liegen unendlich viele Arzttermine und viele sorgenvolle Nächte mit zu wenig Schlaf. Gitte Belik fragt vorsichtig nach: Albert hatte schon bei der Geburt viele gesundheitliche Probleme: einen Herzfehler, eine völlig schiefe Körperhaltung, auch sein Kopf ist verformt. Er trägt einen Cranioform-Helm.
Gitte Belik fühlt mit Gemma Jones – und schaltet ihre Kollegin Angela Tschubel aus dem Pflegestützpunkt ein. Sie ist eine erfahrene Kinderpflegeberaterin und spezialisiert darauf, Eltern kranker Kinder durch den Dschungel aus Unterstützungsangeboten zu lotsen. Angela Tschubel erkennt: "Albert braucht umfassende Diagnostik aus einer Hand, die Eltern müssen unterstützt und entlastet werden." Und Angela Tschubel weiß sofort, wo Albert diese dringend nötige Unterstützung bekommen kann.
92 Pflegeberater*innen arbeiten insgesamt bei der AOK Nordost, mehr als bei jeder anderen regionalen Krankenkasse. Großteils sind sie entsendet an die Pflegestützpunkte, bei denen Versicherte wohnortnahe und kostenfreie Beratung zu allen Pflegethemen bekommen. Allein im Jahr 2019 bearbeiteten die Berater*innen in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern rund 100.000 Anfragen von Hilfesuchenden. "Um den Versicherten möglichst gut helfen zu können, bauen die Pflegeberaterinnen umfangreiche Netzwerke für die gesamte Familie auf", erklärt Chris Behrens, für die Pflegeberatung zuständiger Unternehmensbereichsleiter bei der AOK Nordost.
Angela Tschubel arbeiteit seit zehn Jahren als Pflegeberaterin, und ihr Netzwerk ist entsprechend groß. Deshalb weiß sie sofort, wer Albert am besten helfen kann – das Team eines Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) an einem Berliner Klinikum.
Sie kennt dort eine Ärztin, organisiert für Gemma Jones und den kleinen Albert trotz Corona-Lockdown zeitnah einen Termin. Ein multiprofessionelles Team nimmt sich Albert an: eine Kinderärztin, ein Kinderorthopäde, eine Physiotherapeutin und eine Sozialarbeiterin. Techniken wie Vojta sorgen dafür, dass sich die verhärteten Halsmuskeln entspannen. Die Eltern werden zu Co-Therapeuten, behandeln Albert zweimal täglich zu Hause. "Zu dem SPZ-Team hatten wir gleich Vertrauen, sie sind sehr professionell und empathisch", erzählt Gemma Jones.
Schon bald bessert sich Alberts Haltung. Sein Kopf richtet sich auch ohne Operation auf. Er beginnt zu laufen. Das Herz schafft die Belastung, die Löcher in der Herzscheidewand werden kleiner. Wenn Gemma Jones und ihr Mann Jan an Albert denken, sind da zwar noch Sorgen. Aber da ist auch jede Menge Vorfreude. Wann wird Albert allein in seinem eigenen Bett schlafen? Welche Worte spricht er als nächstes, werden sie englisch sein oder deutsch? Albert besucht jetzt eine Kita, ist neugierig auf andere Kinder. Er strampelt sich aus den Armen seiner Eltern und läuft los. Es gibt eine Welt zu entdecken.
Drei Zahlen und Fakten
...gab die AOK Nordost im Jahr 2019 für Behandlungspflege und häusliche Krankenpflege aus.
...unterstützten Versicherte in allen Fragen zu Pflegethemen.
...der Versicherten sind mit der Beratung in den Pflegestützpunkten zufrieden.
(Quelle: Evaluation der Pflegeberatung, IGES-Institut 2020)
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