AOK-FacharztProgramm: Fachgebiet Nephrologie
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AOK-FacharztProgramm: Fachgebiet Nephrologie
Die Nieren sind kleine Kraftpakete und reinigen Tag für Tag rund 1700 Liter Blut von Abfallprodukten. Gefiltert wird das Blut in kleinsten Blutgefäßen, die in etwa einer Million kleinen Knäueln angeordnet sind. Außerdem verfügt die Niere über ein verzweigtes Röhrensystem von mehreren Kilometern Länge: Gift- und Abfallstoffe werden mit dem Urin ausgeschieden; wertvolle Stoffe wie zum Beispiel Eiweiße, Salze und Wasser holt die Niere wieder zurück ins Blut. Wenn dieses System geschädigt wird oder gar versagt, wird es lebensbedrohlich.
Behandlungsschwerpunkt
Einen besonderen Schwerpunkt legt der Vertrag auf die Versorgung von Menschen mit chronischer Nierenerkrankung. Davon sprechen Mediziner, wenn die Nieren länger als drei Monate nur eingeschränkt arbeiten oder dauerhaft geschädigt sind. Das Blut kann nicht mehr ausreichend gereinigt werden. Abfall- und Giftstoffe sammeln sich langsam im Körper an. Betroffene spüren dies oft erst, wenn es durch Folgeerkrankungen zu Beschwerden kommt oder die Nieren bereits versagen. Ziel der Behandlung ist die Vorbeugung und Verzögerung des Fortschreitens der chronischen Nierenerkrankung, damit ein Nierenersatz verhindert oder der Zeitpunkt dafür zumindest verzögert werden kann. Derzeit müssen sich knapp 5.600 Versicherte der AOK Baden-Württemberg mit fortgeschrittener chronischer Nierenerkrankung einem lebenserhaltenden Blutreinigungsverfahren (Dialyse) unterziehen, das von den Patienten oft als belastend empfunden wird (Stand: Januar 2020).
Ihre Gesundheitskompetenz wird gestärkt
Selbst wenn die Nieren bereits geschädigt sind, kann das Fortschreiten der Erkrankung durch den Lebensstil beeinflusst werden. Der Arzt nimmt sich daher mehr Zeit, um Ihnen Wissen dazu zu vermitteln,
- wie die Nieren funktionieren,
- welche Faktoren das Risiko für die Erkrankung und deren Fortschreiten erhöhen und
- wie Sie Ihren Lebensstil verändern können, um die Nieren vor einem weiteren Funktionsverlust bestmöglich zu schützen.
Der Arzt berät und unterstützt Sie auch mit Blick auf Veränderungen des Lebensstils. Diese Verhaltensweisen können besonders zum Schutz Ihrer Nieren beitragen:
- gute Einstellung der Blutzucker- und Blutdruckwerte
- Rauchstopp
- regelmäßige Bewegung
- Abbau von Übergewicht
- sichere Behandlung mit Arzneimitteln
Sie entscheiden gemeinsam mit Ihrem Arzt über das Nierenersatz-Verfahren
Ist abzusehen, dass ein Nierenersatz notwendig wird, sollte der Arzt diesen mit Ihnen gemeinsam rechtzeitig vorbereiten. Als Nierenersatzverfahren stehen eine Nierentransplantation sowie verschiedene Verfahren zur Dialyse zur Verfügung. Für viele Betroffene stellt eine Nierentransplantation die optimale Behandlung dar. Sie ist aber aus medizinischen Gründen nicht immer möglich. Häufig dauert es auch einige Zeit, bis eine Spenderniere zur Verfügung steht. In diesen Fällen ist eine Dialyse nötig. Der Arzt klärt den Patienten nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand über unterschiedliche Dialyseverfahren auf. So können Sie rechtzeitig gemeinsam mit dem Arzt entscheiden, welches Verfahren für Sie mit Blick auf Ihre individuelle Lebenssituation zu diesem Zeitpunkt das beste ist. Auch ein Wechsel zwischen verschiedenen Dialyseverfahren ist möglich und manchmal sogar sinnvoll, um länger ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Diese Beratung bildet die Grundlage, damit Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt eine Entscheidung zur optimalen Behandlungsmethode treffen können.
Intensive Begleitung auch bei Dialyse und nach Transplantation
Dialyse-Patientinnen und Patienten nach einer Nierentransplantation werden ebenfalls intensiv, ausführlich und angepasst an die individuelle Gesundheitssituation beraten und motiviert, weil dies dazu beitragen kann, die Komplikationsraten zu senken. Wichtig sind zum Beispiel bestimmte individuelle Diät- und Trinkvorgaben oder das Wissen über die Notwendigkeit von Bewegung und Sport. Wenn Sie Ihren Lebensstil bewusst anpassen, helfen Sie mit, Ihre Gesundheit zu schonen und Ihre Organe in ihrer Funktionsfähigkeit zu unterstützen.
Ergänzende Unterstützungsangebote der AOK
Zur Unterstützung der Patienten bei der Umsetzung insbesondere der Hinweise zu sinnvollen Änderungen des Lebensstils kann der Arzt den AOK-Präventionsberater in die Versorgung einbeziehen. Der AOK-Präventionsberater kann den Patienten bei der Umsetzung vereinbarter Lebensstiländerungen im Alltag unterstützen und ihm dabei helfen, wohnortnahe Angebote zu finden.
Der Arzt erhält von Sozialen Dienst der AOK Unterstützung bei der Betreuung und Begleitung von berufstätigen Versicherten mit einem Nierenersatzverfahren sowie von Versicherten mit drohender/bestehender Pflegebedürftigkeit oder onkologischer Erkrankung, die sich in einer komplexen, instabilen Gesamtsituation befinden. Ziel ist es, die Gesundheitskompetenzen des Patienten zu stärken und ihn bei der Umsetzung der Behandlung zu unterstützen. Durch die Zusammenarbeit und den Austausch mit dem Arzt kann der Soziale Dienst die Betroffenen möglichst zeitnah individuell unterstützen.
Was Sie außerdem wissen sollten
Übergewicht, Bewegungsarmut, Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum sind weit verbreitet in unserer Gesellschaft des längeren Lebens. Dieser Lebensstil schädigt oft schleichend unseren Organismus und kann Jahrzehnte später zur Entstehung chronischer Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder in der Folge auch einer chronischen Nierenerkrankung beitragen. Diesen oft vermeidbaren Erkrankungen kann jeder Einzelne vorbeugen, wenn von Geburt an ein gesundheitsförderlicher Lebensstil eingeübt und gepflegt wird.
Risikofaktoren
Betroffene spüren eine chronische Erkrankung der Nieren oft erst, wenn es durch Folgeerkrankungen zu Beschwerden kommt oder die Nieren bereits versagen. Zu den häufigsten Ursachen für eine chronische Nierenerkrankung bei Erwachsenen gehören Diabetes und Bluthochdruck. Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren zählen
- Rauchen,
- starkes Übergewicht,
- Bewegungsarmut,
- übermäßiger Alkoholkonsum und
- dauerhafte Einnahme bestimmter Medikamente (insbesondere mancher Schmerzmittel).
Zu den Risikofaktoren, die Sie nicht beeinflussen können, gehören unter anderem
- genetische Veranlagung und angeborene Erkrankungen der Niere,
- Entzündungen des Nierengewebes,
- Störungen des Harnabflusses, zum Beispiel durch Nierensteine.
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