Beitragssätze der Krankenkassen steigen
Anhaltend steigende Gesundheitskosten
Das deutsche Gesundheitssystem steht vor großen Herausforderungen: Fortschritte in der Medizin, der demografische Wandel, Fachkräftemangel, Digitalisierung und die Auswirkungen des Klimawandels erhöhen den Druck auf die Gesundheits- und Pflegeversorgung. Besonders betroffen ist die Finanzierung: Mit fast 13 Prozent der Wirtschaftskraft ist das deutsche Gesundheitssystem eines der teuersten in Europa, während die Lebenserwartung im europäischen Vergleich durchschnittlich ist.
Trotz vieler Reformen in den vergangenen Jahren steigen die Ausgaben weiter, ohne dass eine signifikante Verbesserung der Versorgung erreicht wurde. Es fehlt zudem ein langfristig tragfähiges Konzept zur Finanzierung, wodurch die Belastung für Beitragszahlende, also Versicherte sowie Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, weiterhin steigt. Dadurch erhöht sich der durchschnittliche Zusatzbeitragssatz der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) im Jahr 2025 auf 2,5 Prozent.
Darum erhöht sich der Zusatzbeitragssatz
Um das vor allem durch gesetzliche Regelungen steigende Defizit auszugleichen, muss die AOK Baden-Württemberg trotz aller Bemühungen den kassenindividuellen Zusatzbeitragssatz leider auf 2,6 Prozent anpassen, um die steigenden Kosten in der Kranken- und Pflegeversicherung zu decken. Die Kostensteigerungen in der gesetzlichen Krankenversicherung werden insbesondere durch Ausgaben in den folgenden Bereichen verursacht:
- Arzneimittel,
- Krankenhaus und
- ambulante Versorgung.
Die kontinuierlich steigenden Gesundheitskosten haben in den letzten zehn Jahren zu einem erheblichen Defizit in der gesetzlichen Krankenversicherung geführt. Zwischen 2013 und 2023 wuchs das finanzielle Defizit um rund 27 Milliarden Euro. Bis 2025 wird ein weiterer Anstieg um bis zu 22 Milliarden Euro erwartet, was nahezu dem Zuwachs der letzten zehn Jahre entspricht. Angesichts dieser Entwicklung sind dringende Maßnahmen notwendig.
AOK Baden-Württemberg sieht Handlungsbedarf
Standpunkt der AOK Baden-Württemberg
„Gute, koordinierte und effiziente Versorgung findet vor Ort bei den Menschen statt. Die Politik muss den Gestaltungsspielraum der Kranken- und Pflegekassen stärken und darf gesamtgesellschaftliche Aufgaben wie die Kosten [...] nicht bei den Beitragszahlenden abladen.“
Maren Diebel-Ebers, Alt. Vorsitzende des Verwaltungsrates (Versichertenseite)
Um der stetigen Erhöhung des Zusatzbeitragssatzes entgegenzuwirken, fordert die AOK Baden-Württemberg vom Staat Maßnahmen zur Begrenzung der steigenden Zusatzbeiträge in der Kranken- und Pflegeversicherung und eine stabile Finanzierung der Sozialsysteme. Dazu soll der Staat die Beiträge für Bürgergeldempfangende übernehmen und der Bundeszuschuss für nicht versicherungsbezogene Leistungen regelmäßig angepasst werden. Gleichzeitig soll der Steueranteil in der gesetzlichen Krankenversicherung nicht übermäßig steigen, um eine Finanzierung nach „Kassenlage“ zu vermeiden.
Die AOK kritisiert zudem die Verwendung von Beitragsgeldern für Projekte wie den Krankenhaus-Transformationsfonds, der eigentlich durch Steuermittel finanziert werden sollte. Weitere Forderungen beinhalten eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel und die Versorgung durch Steuerung und Delegation effizient zu gestalten.
In der Pflegeversicherung verlangt die AOK ebenfalls Reformen, die eine Mischung aus verschiedenen Finanzierungsquellen und eine Anpassung der Leistungen an die Lohnentwicklung beinhalten. Versicherungsfremde Leistungen wie Rentenbeiträge für pflegende Angehörige sollten durch Steuermittel gedeckt werden.
Zusätzlich betont die AOK die Bedeutung von Prävention, um Krankheiten vorzubeugen und langfristig Kosten zu senken. Präventionsmaßnahmen sollen stärker in den Alltag integriert und durch Gesundheitsbildung sowie digitale Angebote unterstützt werden. Auch der Klimaschutz muss ein zentraler Bestandteil der Gesundheitspolitik werden, um eine klimaresiliente Versorgung sicherzustellen.
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