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Gesundheitsmagazin

AOK Baden-Württemberg

Neurodermitis-Schulungen: Die Krankheit besser verstehen

Veröffentlicht am:05.08.2024

5 Minuten Lesedauer

Neurodermitis tritt vor allem bei Babys und Kindern auf und kann den Alltag der ganzen Familie auf den Kopf stellen. Neurodermitis-Schulungen sorgen für mehr Lebensqualität. Und auch die AOK Baden-Württemberg hilft Betroffenen mit einem speziellen Angebot.

Baby mit Neurodermitis und Wundcreme im Gesicht, das auf einem Wickeltisch liegt.

© iStock / Miljan Živković

Neurodermitis: häufigste Hauterkrankung Deutschlands

Neurodermitis, auch atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem genannt, ist eine der häufigsten chronischen Hauterkrankungen in Deutschland. Vor allem Babys und Kinder sind betroffen. Fast 12 Prozent der Kinder unter neun Jahren und 6,7 Prozent der zehn- bis 19-Jährigen leiden unter Neurodermitis. Häufig klingt die Erkrankung im Laufe der Pubertät ab und tritt mit fortschreitendem Alter seltener auf. Insgesamt tritt die Erkrankung aber immer häufiger auf. So ist in Baden-Württemberg die Zahl der Neurodermitis-Fälle in allen Altersgruppen zwischen den Jahren 2012 und 2021 um 8,3 Prozent gestiegen.

Was löst einen Neurodermitisschub aus?

Neurodermitis verläuft meist in Schüben, die einige Tage, aber auch Wochen dauern können. Die Erkrankung ist bis heute nicht vollständig heilbar. Ebenso ist unklar, wie sie entsteht. Allerdings spielt die genetische Veranlagung eine Rolle: Ist ein Elternteil von Neurodermitis betroffen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind später ebenfalls erkrankt. Ein Immundefekt erhöht das Schubrisiko, genauso wie spezielle Umwelteinflüsse. Neben extremer Kälte oder Hitze können auch bestimmte Kosmetika, Kleidung, Tierhaar- oder Pollenallergien einen Schub auslösen.

Während dieser Schubphasen treten typische Symptome auf, wie Hautausschlag, Papeln, Juckreiz oder trockene Haut. Bei Säuglingen und Kleinkindern zeigen sich Hautausschläge meist auf der Kopfhaut, an den Wangen, auf den Oberschenkeln und den Schienbeinen sowie in den Armbeugen und den Kniekehlen. Der Grund: Die Haut-Lipid-Barriere ist gestört, wodurch die Haut zu viel Feuchtigkeit an die Luft abgibt, austrocknet und rissig wird. Dabei ist gut zu wissen: Neurodermitis lässt sich mit der richtigen Behandlung in den Griff bekommen. Wichtig ist vor allem, dass die Hautbarriere geschützt wird. Zu häufiges Duschen oder Baden zum Beispiel stört die Hautbarriere und kann deswegen die Symptome während eines Schubs verschlimmern.

Ein Mädchen sitzt auf einer Treppe und reibt sich den Unterarm mit einer Creme ein.

© iStock / grinvalds

Typische Symptome: Bei kleinen Kindern treten die Hautreizungen oft an den Innenseiten der Arme und Beine auf.

Neurodermitis richtig behandeln

Die Behandlung von Neurodermitis richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. Es gibt vier Stufen: Bei Stufe eins treten sehr trockene Hautstellen auf, die mit rückfettenden und feuchtigkeitsspendenden Cremes gepflegt werden können. Bei Stufe zwei haben sich bereits leichte Ekzeme gebildet, die sich gut mit Kortisonsalben oder Calcineurinhemmern behandeln lassen. Bei Stufe drei der Erkrankung sind mittelschwere Ekzeme typisch, die mit hochdosierten Kortisonsalben verbessert werden können. Bei Stufe vier haben sich die Ekzeme nochmals deutlich verschlechtert. Dann wird häufig Kortison oder Ciclosporin in Tablettenform eingesetzt.

Es gibt Dinge, auf die Eltern achten können, um den nächsten Neurodermitisschub bei ihrem Kind hinauszuzögern oder sogar zu vermeiden. Zum Beispiel sollte die Haut des Kindes nicht mit rauen und reizende Textilfasern in Berührung kommen. Atmungsaktive Kleidung aus Baumwolle oder Seide ist hautfreundlicher. Nachts können spezielle Neurodermitis-Overalls verhindern, dass Babys und Kleinkinder die juckenden Haustellen blutig kratzen. Die AOK Baden-Württemberg übernimmt übrigens die Kosten für bis zu zwei Neurodermitis-Overalls pro Jahr, wenn sie ärztlich verordnet wurden.

Außerdem kann der Kontakt mit Wasser die Haut irritieren – insbesondere, wenn Kinder zu häufig und mit zu warmem Wasser geduscht oder gebadet werden. Gechlortes Wasser reizt die Haut und kann zu einem Schub führen. Im Schwimmbad gilt deswegen: Die Haut des Kindes gut abspülen und eine beruhigende Creme auftragen. Außerdem ist viel Trinken wichtig, um die Haut von innen mit Feuchtigkeit zu versorgen.

HausarztProgramm: die AOK Baden-Württemberg hilft

Wenn Kinder einen Neurodermitisschub haben, leiden nicht nur die Kleinen, sondern oft auch die Eltern. Gerade beim ersten Ausbruch fühlen sich Eltern mit der neuen Situation überfordert. Hinzu kommen viele Arztbesuche. Deswegen bietet die AOK Baden-Württemberg eine einfache Lösung für Betroffene an: Beim HausarztProgramm ist stets die Hausärztin oder der Hausarzt die erste Anlaufstelle. Sie oder er koordiniert die Behandlung und bindet bei Bedarf eine Fachärztin oder einen Facharzt ein. An dem Programm nehmen auch viele Kinder- und Jugendärzte teil. Hier erhalten kleine Patientinnen und Patienten eine umfassende Behandlung, bei der Doppeluntersuchungen vermieden werden.

Eine junge Kinderärztin begrüßt einen Jungen und seine Mutter im Behandlungszimmer.

© iStock / SeventyFour

Auch Kinder und Jugendliche können am HausarztProgramm teilnehmen. Sie erhalten eine umfassende Versorgung bei ausgewählten Kinder- und Jugendärzten.

Neurodermitis-Schulungen in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg gibt es Vereine und Arztpraxen, die spezielle Neurodermitis-Schulungen anbieten. Dazu zählt auch die Praxis von Dr. med. Sven Beck in Reutlingen-Betzingen. „Neurodermitis ist eine sehr belastende Krankheit“, sagt Beck. „Der starke Juckreiz wirkt sich zum Beispiel auf die Schlafqualität der Kinder aus.“ Ein akuter Neurodermitisschub kann dadurch den Alltag der ganzen Familie auf den Kopf stellen. Darüber hinaus ist die Hautpflege bei betroffenen Kindern sehr aufwändig. „Für die Eltern bedeutet die Erkrankung eine regelmäßige und zeitaufwändige Basispflege der Haut. Je nach dem Alter des Kindes kann diese schwierig sein, denn die Kleinen empfinden die Behandlung oft als unangenehm.“ Eltern müssen zudem sehr vorsichtig sein, um mögliche Auslöser zu vermeiden, und Angehörige wie die Großeltern, aber auch Erzieher/-innen, über die Bedürfnisse des Kindes zu informieren.

In der Reutlinger Praxis für Kinder- und Jugendmedizin von Dr. Sven Beck finden die Schulungen ein- bis zweimal jährlich an sechs Terminen zu je zwei Stunden statt. Zu dem Schulungs-Team gehören Fachkräfte aus verschiedenen Bereichen wie Ökotrophologie, Kinderkrankenpflege, Psychologie und Medizin. Sie erklären Kindern und Eltern den richtigen Umgang mit der Erkrankung. Es geht unter anderem um mögliche Auslöser der Neurodermitis, zum Beispiel in der Ernährung, oder darum, wie das Kratzen vermieden werden kann. Darüber hinaus haben die Eltern die Möglichkeit, sich sowohl mit dem medizinischen Fachpersonal als auch mit anderen Eltern auszutauschen. „Die Resonanz auf unsere Schulungen ist groß und positiv“, sagt Beck. „Denn Neurodermitis gehört zu den Erkrankungen, die die Lebensqualität der Familien am stärksten einschränken. Es freut mich daher besonders, dass wir mit unserem Angebot dazu beitragen können, die Zukunft der Kinder zu verbessern und eine stabile Eltern-Kind-Beziehung zu fördern“.

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