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Organspende: Warum eine Entscheidung so wichtig ist

Veröffentlicht am:03.06.2024

4 Minuten Lesedauer

Etwa 8.500 Menschen in Deutschland warten auf ein Spenderorgan – die meisten von ihnen benötigen eine neue Niere. So wie Alexandra Funk, Leichtathletin aus Ludwigsburg. Ihre Geschichte zeigt, wie eine Organspende neues Leben schenken kann.

Eine Person steht an einem Strand und beobachtet den Sonnenaufgang.

© Getty Images / Yoshiyoshi Hirokawa

Neue Niere, neues Leben

Alexandra Funk war 18 Jahre alt, als bei ihr alarmierend schlechte Nierenwerte festgestellt wurden. Zu diesem Zeitpunkt funktionierten die Nieren der jungen Frau schon seit eineinhalb Jahren nicht mehr richtig. Schnell war klar: Alexandra braucht eine neue Niere. Sie hatte Glück. Ihre Mutter konnte ihr eine Niere spenden. Ohne die Lebendspende ihrer Mutter wäre Alexandra auf der Warteliste für eine Fremd-Organspende gelandet. In diesem Fall hätte sie womöglich Monate oder sogar Jahre auf eine geeignete Spende warten müssen. Dies hätte auch bedeutet, dass sie sich regelmäßig einer aufwendigen Dialyse – einer sogenannten Blutwäsche – hätte unterziehen müssen. Diese Behandlung ist bei einer Nierenerkrankung so lange notwendig, bis die erkrankte Niere durch ein Spenderorgan ersetzt werden kann. Im GESUNDNAH-Podcast erzählt Alexandra Funk, wie das Leben mit einer Spenderniere ist und warum für sie nach der Transplantation ein neues Leben begann.

Eine weibliche Person sitzt an einem Tisch und spricht in eine Podcast-Mikrofon.

© AOK

Weitsprung, Hochsprung, Diskus- und Speerwurf: Leichtathletin Alexandra Funk gewann vier Goldmedaillen bei den World Transplant Games im australischen Perth.

Menschen, die nicht so viel Glück haben wie Alexandra Funk, müssen meist lange auf ein passendes Spenderorgan warten. Denn es gibt zu wenig Organspender/-innen. Umso wichtiger ist es, aufzuklären und Menschen darüber zu informieren, wie sie ihre Bereitschaft zu spenden oder ihren Widerspruch in einem Organspendeausweis dokumentieren können. Zu diesem Zweck findet immer am ersten Samstag im Juni der Tag der Organspende statt.

Welche Arten der Organspende gibt es?

Es gibt vier Arten der Organspende: Der Begriff meint in erster Linie die postmortale Spende. In diesem Fall können einer verstorbenen Person zum Beispiel Nieren, Leber, Herz, Lunge, Bauchspeicheldrüse oder Darm entnommen werden. Dazu muss der Tod der Spenderin oder des Spenders zweifelsfrei festgestellt worden sein und es muss eine Zustimmung zur Entnahme eines oder mehrerer Organe vorliegen, zum Beispiel in Form eines Organspendeausweises. Sind weder Zustimmung noch Widerspruch dokumentiert, müssen nahe Angehörige die Entscheidung treffen.

Daneben gibt es die Lebendorganspende. Wie im Fall von Alexandra Funk kann dabei eine erkrankte Person eine Niere einer gesunden Person erhalten. Neben der Niere können lebende Spender/-innen auch Teilstücke der Leber zur Verfügung stellen. Eine weitere Form der Organspende ist die Gewebespende. Dabei können zum Beispiel die Augenhornhaut, Blutgefäße oder Haut- und Knochengewebe transplantiert werden. Die vierte Form der Organspende ist die Stammzellenspende, bei der die Stammzellen aus dem Blut oder dem Knochenmark entnommen werden.

Wer kann Organe spenden?

Grundsätzlich kann jeder Mensch seine Organe spenden, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung. Wichtig ist, dass die Spender/-innen und ihre Organe gesund sind oder waren. So können Menschen mit Vorerkrankungen wie zum Beispiel Krebs, HIV, aktiver Tuberkulose, Blutvergiftung, unheilbaren Infektionen oder Hirnhautentzündung ihre Organe nicht zur Verfügung stellen. Bei Kindern bis 14 Jahre entscheiden grundsätzlich die Eltern über eine Organspende. Mit Vollendung des 14. Lebensjahres können Kinder selbst widersprechen. Mit Vollendung des 16. Lebensjahres können Minderjährige ihre Bereitschaft zur Organ- oder Gewebespende auch selbst erklären und in einem Organspendeausweis dokumentieren.

Wer erhält eine Organspende?

Wer ein Spenderorgan benötigt, wird auf eine Warteliste gesetzt. Die Transplantation erfolgt nach Dringlichkeit und dem zu erwartenden Erfolg. Ob eine erkrankte Person ein Organ erhalten kann, hängt vor allem davon ab, dass die Gewebsmerkmale auf den weißen Blutzellen, die Humane Leukozyten-Antigene (HLA), von spendender und empfangender Person übereinstimmen. In speziellen Fällen können aber auch die Größe, das Körpergewicht oder das Alter eine Rolle spielen. Außerdem kann die Entfernung zwischen Entnahmekrankenhaus und Transplantationszentrum entscheidend sein.

Wie läuft eine Organspende ab?

Bei einer Lebendspende muss die spendende Person zunächst einige psychologische Gespräche führen. Außerdem erstellen Experten ein Gutachten. Unter dem Dach der Lebendspendekommission sollen sie prüfen, ob die Spende freiwillig und ohne finanziellen Anreiz erfolgt. Außerdem wird der Gesundheitszustand der Person genau untersucht und geklärt, ob spendende und empfangende Person zusammenpassen. Erst dann kann es grünes Licht für die Organentnahme geben. Bei der postmortalen Spende werden die Organe direkt entnommen, auf ihre Gewebemerkmale untersucht und schnellstmöglich in die Transplantationsklinik gebracht. Vorab ermittelt die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) passende Empfänger/-innen.

Was passiert nach einer Organtransplantation?

Nach der Organtransplantation müssen regelmäßig fachmedizinische Kontrollen erfolgen. Untersucht werden unter anderem Blut, Urin oder Blutzucker. Empfänger/-innen müssen oft lebenslang spezielle Medikamente einnehmen, um das Risiko zu senken, dass ihr Körper das fremde Organ abstößt. Um möglichst schnell wieder fit zu werden, stehen zudem Rehabilitationsmaßnahmen an.

Wie sind die Erfolgsaussichten einer Organtransplantation?

Die erste erfolgreiche Organtransplantation gelang mit einer Niere im Jahr 1954 in Boston, Massachusetts. Seither sind die Erfolgsaussichten von Organtransplantationen deutlich gestiegen. Besonders hoch ist die Erfolgsquote nach wie vor bei Nieren: Von 100 transplantierten Nieren funktionieren nach einem Jahr noch 85, nach fünf Jahren noch etwa 75.

Wie kann ich mich als Spender/-in registrieren?

Je mehr Menschen sich für eine Organspende entscheiden, desto mehr Leben können gerettet werden. Der erste Schritt ist die Dokumentation der Bereitschaft in einer Patientenverfügung oder im Organspendeausweis. Dieser lässt sich beispielsweise einfach online bestellen. Darin wird dokumentiert, ob Organe gespendet werden dürfen oder nicht. Es gibt auch die Möglichkeiten, nur bestimmte Organe freizugeben, bestimmte Organe auszuschließen oder die Entscheidung einer Person zu übertragen. Wer den Organspendeausweis nicht immer bei sich tragen möchte, kann die Entscheidung für oder gegen eine Organspende auch online im Organspende-Register eintragen lassen.

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