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Letzte Zigarette beim Superbowl

Veröffentlicht am:25.06.2024

5 Minuten Lesedauer

© Canva

„Ich hatte Angst, irgendwann zu ersticken“

Auf dem Bild ist eine Frau mit langen, grauen Haaren zu sehen,
Petra V. hat zwei Mal versucht, mit dem Rauchen aufzuhören. Jedes Mal fing sie wieder an.

© Jens Lehmkühler

Petra V.* hat mit 17 Jahren ihre erste Zigarette geraucht. Inzwischen ist sie 58 Jahre alt, zwei Mal hat sie versucht, mit dem Rauchen aufzuhören. Jedes Mal fing sie nach wenigen Monaten wieder an. Zwölf Glimmstängel gehörten zu ihrem Tag, früher waren es sogar bis zu 25. Selbst als sie die Diagnose COPD erhielt, änderte sie ihre Lebensweise zunächst nicht. COPD ist eine chronische Lungenerkrankung, die durch entzündete und dauerhaft verengte Atemwege gekennzeichnet ist. „Dann wurden meine Werte noch schlechter“, berichtet sie. „Ich hatte Angst, irgendwann zu ersticken oder an einem Sauerstoffgerät zu hängen.“

Kurs hilft, standhaft zu bleiben

Sie beschloss, die Reißleine zu ziehen. „Es war jetzt soweit“, sagt sie. Ihren Mann überredete sie, es ihr gleich zu tun. „Er durfte den Tag aussuchen. Beim Super Bowl im Februar haben wir unsere letzten Zigaretten geraucht“, berichtet sie. Zugleich suchte sie nach einem Präsenzkurs zur Tabakentwöhnung und stieß auf das „Rauchfrei Programm“ im RehaZentrum Bremen. „Ich habe gewusst, dass ich auf meinem Weg Unterstützung brauche. Für mich ist es gut, andere Menschen zu sehen, die genauso leiden wie ich“, sagt Petra. Der wöchentliche Kurs helfe ihr, standhaft zu bleiben.

Eigenes Rauchverhalten verstehen

Im „Rauchfrei Programm“ treffen sich die Teilnehmenden sieben Wochen lang, im RehaZentrum im Klinikum Links der Weser. Zusätzlich gibt es zwei Telefontermine bei Kursleiterin Ramona Kallai. „Ich frage nach, wie es geht, ob es etwas gibt, was sie vielleicht lieber nicht in der Gruppe besprechen möchten“, sagt Kallai.

Zu Beginn eines Kurses gehe es darum, dass die Teilnehmenden ein tieferes Problembewusstsein für ihre Sucht entwickeln. „Man muss das eigene Rauchverhalten verstehen“, betont Kallai. „Jeder Mensch hat andere Gründe fürs Rauchen: zur Stressbewältigung, aus Hunger, aus Langeweile oder zum Beispiel, um sich zu belohnen.“ 

Wenn das geklärt sei, könne das Suchtgedächtnis umgeschrieben werden. „Wir überlegen, was statt des Rauchens in diesen Situationen gemacht werden kann. So können wir neue Umleitungen schaffen“, erklärt Kallai. Hilfreich könne ein neues Morgenritual sein, etwa zum Kaffee einen Keks zu essen statt eine Zigarette in die Hand zu nehmen.

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Kursleiterin Ramona Kallai über das "Rauchfrei Programm"

Tabakkonsum wieder angestiegen

Seit Beginn der Corona-Pandemie steigt der Tabakkonsum in Deutschland wieder: Laut einer Studie der Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA) rauchten im Januar 2020 27,1 Prozent der Befragten ab 14 Jahren, im Januar 2024 waren es 31,7 Prozent.

Bremen ist laut Tabakatlas Deutschland mit einem Raucheranteil von 31 Prozent bei den Männern und 24 Prozent bei den Frauen eine der Raucher-Hochburgen der Republik.
Etwa jeder fünfte Krebsfall ist nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft durch Rauchen verursacht.
Jährlich sterben in Deutschland nach Angaben des Bundesdrogenbeauftragten rund 127.000 Menschen an den Folgen von Tabakkonsum, das entspricht 13 Prozent aller Todesfälle. 

„Mit dem Rauchstopp sinkt das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall und für verschiedene Krebserkrankungen stetig“, betont Dr. Johannes Nießen, Kommissarischer Leiter der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

"Ich will leben"

Für Petra ist es nicht immer leicht, ohne Zigaretten zu leben. Aber mit ihrer COPD-Diagnose hat sie ein klares Ziel vor Augen: „Ich will leben.“ Ihre Werte bei der Lungenfunktionsprüfung haben sich bereits nach kurzer Zeit verbessert. „Sie sind immer noch schlecht, keine Frage, aber selbst mein Hausarzt hat mich gefragt, wie ich das denn gemacht habe“, erzählt sie. Dazu kommt, dass sie viel besser schmecken und riechen kann als zu der Zeit als Raucherin.

Jede Woche stecken ihr Mann und sie das Geld, das sie sonst für Zigaretten ausgegeben hätten, in ein Riesensparschwein. „70 Euro pro Woche, das sind in einem Jahr 3.600 Euro. Von dem Geld wollen wir entweder eine Reise machen oder jeder darf sich für seinen Anteil etwas Schönes kaufen.“

*Der vollständige Name liegt der Redaktion vor. 

Autorin: Janet Binder

5 Tipps zur Rauchentwöhnung

  1. Neue Rituale: Für viele ist der Griff zur Zigarette Gewohnheit: nach dem Aufstehen oder in der Pause bei der Arbeit. Darum empfiehlt es sich, die Situation zu verändern, zum Beispiel in der Pause eine Möhre oder eine Salzstange in der Hand halten und verzehren. Oder am Morgen statt Kaffee Tee trinken.
     
  2. Notfallkarte: Sie führt in schwachen Momenten die Vorteile des Rauchstopps vor Augen. Darauf können die Gründe fürs Aufhören aufgelistet sein, aber auch Anleitungen, durch kritische Situationen zu kommen, zum Beispiel zehn Mal tief Durchatmen. Der Wunsch nach einer Zigarette wird dadurch allmählich schwächer.
     
  3. Nikotinpflaster: Sie helfen gegen starke Entzugserscheinungen. Nach 14 Tagen ist in der Regel die körperliche Abhängigkeit beendet – es bleibt die psychische. Das Pflaster hilft dann vor allem „für den Kopf“.
     
  4. Bewegung: Bereits ein kurzer Spaziergang lindert das Verlangen nach einer Zigarette. Sport steigert das körperliche Wohlbefinden. Aber auch das seelische Wohlbefinden wird gefördert, weil Glückshormone ausgeschüttet werden. Sie helfen dabei, die Zigarette schneller zu vergessen.
     
  5. Belohnungen: Sie stärken das Durchhaltevermögen. Wer mit dem Rauchen aufhört, spart viel Geld. Im Sparschwein summiert es sich auf einen kleinen Urlaub, eine Shoppingtour oder einen Restaurantbesuch. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) ergibt der tägliche Verzicht von 20 Zigaretten in zehn Jahren eine Ersparnis von 25.000 Euro.

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