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Grünkohl – das perfekte Wintergemüse
Veröffentlicht am:22.02.2024
5 Minuten Lesedauer
Grünkohl kommt im Winter frisch vom Feld, ist voller Vitamine und Nährstoffe und auch ohne Fleisch vielseitig in der Küche einsetzbar. Selbst der Klassiker Grünkohl mit Pinkel kann vegan zubereitet werden. Die Bremer Köchin Anni Wollförster weiß beide Varianten zu schätzen – Hauptsache, die Zutaten sind frisch.
Vitamin- und Nährstoffbombe
Der Grünkohl steht in den kalten Monaten im Nordwesten Deutschlands regelmäßig auf den Speisekarten. Kein Wunder: Wegen seiner Frosttoleranz ist er als frisches Gemüse verfügbar, er kann den ganzen Winter über auf dem Feld geerntet werden. Und je länger er reift, desto schmackhafter ist er. Denn bei Kälte wird der Stoffwechsel des Kohls gehemmt, er bildet mehr Zucker als Stärke, die Bitterstoffe werden verringert. Dadurch schmeckt er süßer.
Grünkohl ist zudem sehr vitamin- und nährstoffreich. Es gibt inzwischen eine große Auswahl an Sorten: Die Universität Oldenburg hat für ein Grünkohl-Forschungsprojekt mehr als 50 zusammengetragen. Sie unterscheiden sich in Blattform, Inhaltsstoffen, Geschmack und Anbaubedingungen. Grünkohl kann vielseitig zubereitet werden, zum Beispiel als Cremesuppe, als Pesto, in Quiches und Aufläufen. Auch knusprige Chips können damit hergestellt werden. Zusammen mit Obst und anderen Gemüsesorten lässt er sich zu einem gesunden Smoothie mixen.
Bremer Köchin setzt auf gute Qualität
Die meisten Menschen verbinden das Wintergemüse jedoch eher mit dem Klassiker „Grünkohl und Pinkel“, serviert mit Kassler, Kochwurst und Speck. Das Gericht lässt sich auch schmackhaft fleischlos kochen. Die Bremer Köchin Anni Wollförster, die seit Anfang 2024 im Restaurant „Greta‘s“ in den Bremer Wallanlagen arbeitet, hat dafür das passende Rezept.
In der Küche von Wollförster hat Fleisch keine Priorität, sie kocht auch gerne vegetarisch oder vegan. Wenn sie Fleisch zubereitet, dann muss es von guter Qualität sein. Es ist ihr wichtig, dass alle Zutaten frisch sind – und das Gericht am Ende auf dem Teller schön aussieht. Ursprünglich wollte die 43-Jährige Bildhauerin werden und fing ein entsprechendes Studium an, später war sie zeitweise Fotoassistentin. Ihre künstlerische Ader lebt sie inzwischen in der Küche aus. „Kunst hat total viel mit Kochen zu tun“, sagt sie, „mir ist es wichtig, schöne Bilder auf den Teller zu bekommen.“ Selbst norddeutsche Gerichte wie Labskaus lassen sich optisch ansprechend gestalten. „Statt eines normalen Kartoffelstampfs kann man einen pinkfarbenen servieren. Seine Farbe bekommt er durch die Beigabe von Rote Beete. Und statt Corned Beef gibt es geräucherte Entenbrust.“
Ihre Ausbildung zur Köchin absolvierte sie erst verhältnismäßig spät – da war sie schon Mitte 30. „Ich habe lange als Autodidaktin gearbeitet, mit 18 hatte ich meinen ersten Job als Küchenhilfe“, sagt sie. Sie arbeitete in diversen Restaurants, reiste nach Indien, Vietnam oder Sri Lanka und ließ sich dort die authentische Küche zeigen. „Ich habe auf meinen Reisen viel gelernt“, meint Anni Wollförster. Sie jobbte auch als Barkeeperin, leitete eine Beachbar in Griechenland, arbeitete in der Schweiz. Und sie war Köchin auf Konzerttourneen von Bands wie den Toten Hosen oder Fettes Brot. „Das macht Spaß, ist aber auch sehr anstrengend. Man kocht auf einem mobilen Herd, hat mobile Kühlschränke, alles was man braucht, ist in Cases eingepackt und wird ständig hin und her transportiert.“
Lob für ihr Grünkohlrezept
Ihre Ausbildung zur Köchin absolvierte sie erst verhältnismäßig spät – da war sie schon Mitte 30. „Ich habe lange als Autodidaktin gearbeitet, mit 18 hatte ich meinen ersten Job als Küchenhilfe“, sagt sie. Sie arbeitete in diversen Restaurants, reiste nach Indien, Vietnam oder Sri Lanka und ließ sich dort die authentische Küche zeigen. „Ich habe auf meinen Reisen viel gelernt“, meint Anni Wollförster. Sie jobbte auch als Barkeeperin, leitete eine Beachbar in Griechenland, arbeitete in der Schweiz. Und sie war Köchin auf Konzerttourneen von Bands wie den Toten Hosen oder Fettes Brot. „Das macht Spaß, ist aber auch sehr anstrengend. Man kocht auf einem mobilen Herd, hat mobile Kühlschränke, alles was man braucht, ist in Cases eingepackt und wird ständig hin und her transportiert.“
In solch einem Rahmen sei es besonders wichtig, Lebensmittel wertzuschätzen und nicht zu verschwenden. „Wenn noch Kartoffelstampf übrig ist, kocht man am nächsten Tage eine Kartoffelsuppe. Hat man noch geschmorte Aubergine übrig, kann man davon einen Dip machen, aus übriggebliebener Roter Grütze kann man ein Eis herstellen“, sagt die Bremer Köchin.
Ihren Job mag sie nicht nur, weil sie in der Küche ihre Kreativität ausleben kann. „Mir macht es auch richtig viel Spaß, Menschen glücklich zu machen.“ Zum Beispiel mit Grünkohl. Letztens sei im Greta’s ein Gast zu ihr gekommen und habe ihr gesagt, er habe noch nie so einen leckeren Grünkohl gegessen. Der Mann sei über 80 Jahre alt gewesen. „Er hat bestimmt schon sehr viel Grünkohl in seinem Leben gegessen.“ Solche Komplimente seien mehr wert als jedes Trinkgeld.
Text: Janet Binder
Foto und Video: Jens Lehmkühler
Zutaten
- 1kgfrischer Grünkohl
- 1kgKartoffeln
- 500gZwiebeln oder Schalotten (klein gewürfelt)
- 400mlGemüsebrühe
- 70gpflanzliches Schmalz
- 100mlSenf
- Salz
- Pfeffer
- Muskat
- Piment
- Räuchertofu (oder vegane Kochwurst/Pinkel)
- 100gHafergrütze
Zubereitung
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Grünkohl von äußeren welken Blättern befreien und die dicke Mittelrippe herausschneiden. Den Rest unter fließendem Wasser waschen.
Den Grünkohl kurz in Salzwasser blanchieren, kalt abschrecken und abtropfen lassen. Anschließend grob hacken.
In einem großen Topf das Pflanzenschmalz erhitzen und darin die klein gewürfelten Zwiebeln andünsten. Den Grünkohl dazugeben, Salz drüberstreuen und mit der Gemüsebrühe aufgießen. Zugedeckt bei mittlerer Hitze etwa zwei bis drei Stunden bei geringer Hitze schmoren lassen. Die Hafergrütze dazugeben und mit Piment, Muskat, Salz und Pfeffer abschmecken.
Kartoffeln schälen, vierteln und in Salzwasser garkochen, anschließend abgießen.
Räuchertofu anbraten (oder vegane Kochwurst in Wasser erhitzen)
Den Kohl mit den Kartoffeln und dem Tofu oder der Wurst auf einem Teller anrichten und mit Senf servieren.
Kohlfahrten gestern und heute
Die ersten Kohlfahrten fanden bereits im 19. Jahrhundert statt. Als Erfinder gilt der Oldenburger Turnbund der Männer, der im Januar 1871 eine Wanderung von Oldenburg bis Rastede organisierte. Unterwegs sollten sich alle sportlich betätigen, beim Zwischenstopp in Wiefelstede wurde Grünkohl gegessen und anschließend gesungen. Auch am Ziel in Rastede wurde noch mal gespeist, anschließend ging es per Bahn zurück nach Oldenburg. Der als „Kohlfahrt“ betitelte Ausflug fand großen Anklang und wurde daraufhin zur jährlichen Tradition. Auch andere Gruppen machten ähnliche Touren, die Land-Gastronomie spezialisierte sich in den Wintermonaten auf Grünkohl.
Heute ziehen Gruppen mit einem geschmückten Bollerwagen los, meist mit einem Schnapsglas um den Hals, machen unterwegs Spiele wie Teebeutelweitwurf und wärmen sich anschließend in einer Gaststätte mit einem Grünkohlessen auf. Am Ende wird ein Königspaar ernannt, das die Tour im darauffolgenden Jahr organisieren darf. Alkoholische Getränke gehören traditionell zur Kohltour dazu – inzwischen gibt es aber auch zahlreiche alkoholfreie Spirituosen zu kaufen. Der Grünkohl, der auch Braunkohl genannt wird, wird in der Regel mit Pinkel (Grützwurst), Kassler, Kochwurst, Mettenden und/oder Speck serviert. Doch immer mehr Gaststätten bieten auch vegetarische Alternativen an.
Tipps zu veganen Kohltouren gibt es hier:
https://bremen-vegan.de/tipps/kohltour/
Grünkohl oder Braunkohl?
Durchgesetzt hat sich inzwischen fast überall der Name Grünkohl, in Bremen wird das Wintergemüse aber auch traditionell Braunkohl genannt. Warum das so ist, darum ranken sich allerlei Geschichten. Eine davon lautet so: Angeblich wurde im vorigen Jahrhundert ein spezieller Langkohl angebaut, dessen Blätter teilweise eine bräunlich-violette Verfärbung hatten.
Kaum bekannt ist, dass es noch weitere Bezeichnungen für das Wintergemüse gibt, etwa Krauskohl, Hochkohl, Winterkohl, Strunkkohl oder Lippische, Oldenburger und Friesische Palme.