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Keine falsche Scham bei Krätze
Veröffentlicht am:29.04.2024
5 Minuten Lesedauer
Wenn die Haut juckt und brennt, vor allem in den Abend- und Nachtstunden, kann es sein, dass man sich mit Krätze infiziert hat. Auslöser für die ansteckende Hautkrankheit sind winzig kleine Milben, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind.
Was bei Krätze zu tun ist
Die Milben bohren kleinste Gänge in die oberste Hautschicht. Dort legen die Weibchen jeden Tag mehrere Eier. Als Abwehrreaktion des Körpers entsteht ein starker Juckreiz, der zum Kratzen verleitet – daher der umgangssprachliche Krankheitsname "Krätze". Medizinisch wird sie auch Skabies genannt. Der Bremer Hautarzt Dr. Uwe Schwichtenberg gibt Tipps, was bei Krätze zu tun ist.
Dr. Uwe Schwichtenberg ist Vorsitzender des Landesverbandes der Bremer Dermatologen und Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen. Er ist als leitender Arzt der Derma Nord Hautarztpraxen in Bremen-Nord tätig.
Wie wird Krätze übertragen?
Dr. Schwichtenberg: Durch mehrere Minuten andauernden Hautkontakt, etwa bei der Körperpflege von Pflegebedürftigen, beim Kuscheln mit Kindern oder beim intimen Kontakt mit dem Partner oder der Partnerin. Krankheitshäufungen gibt es vor allem dort, wo Menschen auf engem Raum zusammenleben, etwa in Pflegeeinrichtungen, großen Familienverbünden oder Notunterkünften für Geflüchtete.
Welche Symptome gibt es?
Dr. Schwichtenberg: Es ist vor allem der Juckreiz, der die Betroffenen wahnsinnig macht. An den betroffenen Stellen ist die Haut zudem gerötet, es bilden sich kleine Knötchen. Manchmal sind mit der Lupe sogar die feinen, gebogenen Bohrgänge der Milben unter der Haut zu sehen.
Kann ich mich vor Krätze schützen?
Dr. Schwichtenberg: Nein, da die Milben schon unbemerkt Wochen vor Beginn der ersten Symptome von einer infizierten Person auf eine andere Person übertragen werden können. Kurze Berührungen wie Händeschütteln oder eine kurze Umarmung reichen für eine Ansteckung aber normalerweise nicht aus. Weil die Krätzemilben nur kurze Zeit ohne ihren Wirt, den Menschen, überleben können, ist eine Übertragung durch Decken, Handtücher oder Kleidung in der Regel nur möglich, wenn diese gemeinsam genutzt oder unmittelbar getauscht wurden.
Geht Krätze von alleine wieder weg?
Dr. Schwichtenberg: Nein, Krätze sollte nicht unterschätzt werden. Manche denken, sie könnten Krätze „wegwaschen“. Das ist aber nicht der Fall. Auch nützt es nichts, nur die Kleidung und die Bettwäsche zu waschen. Wer den Verdacht hat, sich mit Krätze infiziert zu haben, sollte umgehend zum Arzt oder zur Ärztin gehen. Unbehandelt kann die Erkrankung immer schlimmer werden und auch eine besonders ansteckende Ausprägung annehmen.
Und welche Behandlung wirkt?
Dr. Schwichtenberg: Krätze ist gut mit einem Anti-Milben-Mittel zu behandeln. Es kann in Form von einer Salbe zum Auftragen auf der Haut oder in Form von Tabletten zum Einnehmen verschrieben werden. In der Regel reicht eine Behandlung aus, dann besteht nach 24 Stunden normalerweise keine Ansteckungsgefahr mehr. Nach rund acht Tagen sollte die Behandlung zur Sicherheit wiederholt werden.
Wenn der Verdacht besteht, dass mehrere Personen betroffen sind, sollten alle möglicherweise Betroffenen gleichzeitig behandelt werden. Nur so kann man verhindern, dass man sich gegenseitig immer wieder von neuem mit Krätze ansteckt. Solange ein Ansteckungsrisiko besteht, sollten Betroffene auf jeden Fall auf engen Körperkontakt zu anderen Menschen verzichten.
Wer kann sich infizieren?
Dr. Schwichtenberg: Jeder Mensch. Es ist daher wichtig, als infizierte Person vorsorglich sämtliche Kontaktpersonen, die sich angesteckt haben könnten, offen und ehrlich über die eigene Infektion zu informieren. Dabei kann der Kontakt durchaus schon einige Wochen zurückliegen. Wichtig ist eine ehrliche Recherche der zurückliegenden Kontakte. Das Problem dabei ist erfahrungsgemäß, dass jemand, der mit Krätze infiziert ist, sich dafür schämt und Freunden und Bekannten davon nicht erzählen mag. Dabei ist Krätze definitiv keine Folge von mangelnder Körperhygiene.
Autorin: Janet Binder