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Gesundheitsmagazin

AOK Bremen/Bremerhaven

Post Covid - Hilfe im Netzwerk

Veröffentlicht am:25.07.2023

3 Minuten Lesedauer

Mit dem neu gegründeten Long-Covid-Netzwerk haben Betroffene im Land Bremen endlich eine Anlaufstelle. Auch Karoline Klußmann hofft auf Hilfe.

Eine Frau liegt auf dem Sofa und wirkt erschöpft.

© AOK Medienservice (Symbolbild)

„Es geht nur in Mäuseschritten voran“

Herzrasen, Muskelzittern, Schmerzen in Armen und Oberschenkeln und so gewaltige Erschöpfung, dass selbst Telefonieren zu anstrengend ist und soziale Kontakte leiden: Karoline Klußmann hat Post Covid in massiver Ausprägung. Die Bremerin gibt nicht auf, sagt aber: „Es geht wirklich nur in Mäuseschritten voran.“

Long Covid bedeutet, dass Beschwerden noch vier Wochen nach einer akuten Covid-Erkrankung bestehen oder neue Symptome auftauchen, bei einem Post-Covid-Syndrom dauern sie mindestens zwölf Wochen an. Karoline Klußmann erkrankte im Dezember 2022. „Danach kam ich nie mehr auf die Beine, die Beschwerden wurden immer schlimmer.“ Seit Januar 2023 ist sie krankgeschrieben.

Ziel: Spezialisierte Diagnostik und Behandlung

Selbst Arztbesuche fielen ihr schwer, weil sie nicht lange sitzen konnte. Ihr Hausarzt überwies die 46-Jährige für eine gründliche Diagnostik unter anderem zu dem Bremer Pneumologen Dr. Marcus Berkefeld. Da es in Bremen keine Post-Covid-Spezialambulanz gibt, hatte dieser im Januar 2023 gemeinsam mit anderen Haus- und Fachärzten unter Federführung der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen (KV) das „Long-Covid-Behandler-Netzwerk Bremen/Bremerhaven“ ins Leben gerufen.

Ziel ist die weitere spezialisierte Diagnostik und Behandlung von Long- und Post-Covid-Patienten im Zwei-Städte-Staat. „Dies ist eine regionale Notlösung“, betont er. Bremen sei das einzige Bundesland in Deutschland ohne eigene Universitätsklinik, die ansonsten in der Lage wäre, eine spezialisierte Post-Covid-Ambulanz zu betreiben und wissenschaftlich zu begleiten, so wie es in anderen Bundesländern üblich ist. „Denn die Krankheit ist noch kaum erforscht.“

Netzwerk als Anlaufstelle für Betroffene

Das Netzwerk sei notwendig, um Anlaufstellen für Betroffene zu schaffen, erklärt er. „Es geht für diese Patienten erstmal darum, überhaupt ernst genommen zu werden, viele haben einen langen Leidensweg hinter sich.“ Dann sei eine gründliche fachspezifische Diagnostik erforderlich, um die oft diffusen Symptome einzuordnen – darum müsse man sich für diese Patientinnen und Patienten sehr viel Zeit nehmen.

Rund zehn Praxen beteiligen sich laut Christoph Fox von der KV Bremen an dem Netzwerk. Die Beteiligten haben sich verpflichtet, über ihre normale Sprechstundentätigkeit hinaus Extra-Termine für Betroffene anzubieten – und das möglichst zeitnah zu einer Anfrage.

Weg über Terminservicestelle der KV

Die Patienten werden über die Terminservicestelle der KV an die verschiedenen Facharztpraxen vermittelt. Laut Fox haben so seit dem Start des Netzwerkes im Januar 2023 rund 110 Betroffene einen Facharzttermin bekommen, und zwar vor allem bei Pneumologen (39), Kardiologen (26) und Neurologen (25). Dabei seien vor allem jüngere Menschen, die mitten im Leben stehen, von einem Long- oder Post Covid-Syndrom betroffen. Selten sei jemand im Alter von 60 Jahren und älter dabei, so die Erfahrungen von Dr. Marcus Berkefeld.

Ganzheitlicher Ansatz hilfreich

„Das eine Medikament gegen Post Covid gibt es leider noch nicht“, so der Pneumologe. „Vielmehr greifen dann organbezogene Behandlungen, und oftmals müssten diese sehr kranken Patienten in einer stationären Rehabilitation oder ähnlichen ambulanten Behandlungsstrukturen untergebracht werden.“

Er sei aus vollem Herzen Schulmediziner, doch ein ganzheitlicher Ansatz in Kombination mit gezielter Atemtherapie, physiotherapeutischen Maßnahmen, Massagen und mehr habe schon häufig gut funktioniert und Besserung und Linderung für die Patienten erbracht, berichtet der Mediziner. Betroffene müssten diese Behandlungen allerdings oftmals selbst bezahlen, denn es mangele an ausreichend evidenzbasierten Studien zum Nachweis der Wirksamkeit.

Es geht langsam bergauf

Dr. Marcus Berkefeld schlug eine solche kombinierte Behandlung auch Karoline Klußmann vor – und sie macht damit positive Erfahrungen. „Seit Mitte April gehe ich da einmal die Woche hin. Aber ich habe auch ganz einfache Übungen für Zuhause bekommen, zum Beispiel mache ich Waden-Wechselduschen“, berichtet sie. Woran sie den Fortschritt misst? „Ich merke einfach, dass mir diese Anwendungen guttun und es ganz langsam bergauf geht“, antwortet die Lehrerin.

Weitere Informationen

Long-COVID-Coach

Was wir über Long- und Post-COVID wissen und was das für Betroffene bedeutet: Auf unseren Coach-Seiten finden Sie einen Überblick über die Erkrankung, Therapiemöglichkeiten und Übungen zur Linderung von Beschwerden.

Long Covid in Bremen und Bremerhaven

Auf dieser Themenseite finden Sie Informationen zu Long Covid sowie zu Behandlung und Anlaufstellen im Bundesland Bremen. Die Informationen werden bereitgestellt durch das Long-Covid-Netzwerk Bremen und Bremerhaven.

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