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Waldbaden in Hessen: unterwegs mit einem engagierten Waldbademeister

Veröffentlicht am:17.02.2025

6 Minuten Lesedauer

Waldbaden: Das ist mit allen Sinnen die Natur wahrnehmen und Ruhe im Wald finden. Wir haben den Waldbademeister Stefan Pruschwitz im Seulingswald bei Ronshausen begleitet. Er erzählt, warum uns ein Waldbad so guttut und was das mit Achtsamkeit zu tun hat.

Frau hebt Kopf nach oben, riecht an Blatt in ihrer Hand, verschwommener Wald-Hintergrund.

© iStock / Dougal Waters

Waldbaden: achtsam durch den Wald spazieren

Es ist still. Nur leises Vogelgezwitscher ist zu hören. Wir spüren den Wind, der sanft durch die Bäume weht. Wie gut es hier riecht! Nach Moos, Holz und irgendwie würzig und erdig. Wir sind erst ein paar Minuten durch den schönen Seulingswald spaziert und erleben die Natur schon intensiv mit allen Sinnen. Wir freuen uns über die Ruhe im Wald. Wir sind in Begleitung von Stefan Pruschwitz, der unsere Reaktion mit einem Lächeln beobachtet. Pruschwitz ist ein zertifizierter Waldbademeister, der auf Spaziergängen und in Kursen Menschen die schöne hessische Natur näherbringt. Wir haben ihn gefragt, was es mit dem Waldbaden und seinem ungewöhnlichen Beruf auf sich hat.

Herr Pruschwitz, welche Aufgaben hat ein Waldbademeister?

Ein Waldbademeister geht mit Menschen in den Wald, die dort Ruhe suchen und den Kontakt zur Natur. Dabei leite ich sie an und schlage ihnen Übungen vor, wie sie den Wald und die Natur anders wahrnehmen können. Die meisten von uns wandern oder laufen ja einfach durch den Wald. Dabei haben sie oft Kopfhörer auf und hören Musik. Oder sie unterhalten sich, sind abgelenkt und achten nicht auf die vielen kleinen Dinge, die ihnen der Wald und die Natur bieten. Waldbademeister wie ich begleiten Menschen eine gewisse Zeit – mindestes zwei bis drei Stunden – beim Spaziergang durch den Wald. Die sind schon nötig, um die Auswirkungen auf Körper und Geist auch zu spüren. Unterwegs leite ich die Menschen beim Waldbaden an, gebe ihnen Anregungen und kleine Tipps, damit sie die Natur des Waldes tiefer erfahren können.

Wie ist der Ablauf beim Waldbaden in Kursen, die Sie leiten?

Am Anfang fordere ich die Teilnehmenden auf, Ihr Handy auszuschalten und bewusst in der Tasche zu lassen. Das irritiert die meisten erst einmal, sorgt aber schnell für ein tiefes Gefühl der Entschleunigung. Wir wissen ja, wir spüren es, dass die Natur uns beruhigt und uns der Aufenthalt im Wald körperlich guttut. Wenn die Menschen das einmal für sich verstanden haben und sich auf den Wald einlassen, dann nehmen sie tatsächlich etwas für ihren Körper und ihre Seele mit. Das ist das Wichtigste beim Waldbaden. In meinen Kursen und bei den Spaziergängen zeige ich den Menschen, wie sie die wohltuenden Effekte erzielen können. Beispielsweise zeige ich ihnen, wie sie freier atmen können, indem sie sich bewusst auf eine Atemtechnik konzentrieren.

Also geht es beim Waldbaden vor allem um Wahrnehmung und Atmung. Gibt es unterwegs passende Übungen?

Waldbaden kann für jeden etwas sehr Individuelles sein. Da findet jeder für sich irgendwann auch den eigenen Weg. Der eine baut mit Qigong mehr Bewegung in den Waldspaziergang ein, das ist eine Kombination aus Atem-, Bewegungs- und Meditationsübungen, die sich auch im Alltag nutzen lassen. Die andere setzt sich an einen Baum und meditiert. Manche sind in der Gruppe unterwegs und gehen dabei auf eine visuelle Entdeckungsreise. Andere mischen das alles für sich. Wir Waldbademeister, oder besser gesagt Waldachtsamkeitstrainer, geben dafür die nötigen Impulse.

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Die meisten Menschen verbinden Achtsamkeit mit Meditation. Welche Rolle spielt sie beim Spazierengehen und für die Bewegung?

Manchmal liegt in meinen Kursen der Themenfokus auch auf achtsamer Atmung und Bewegung, um das Physische zu fördern. Wir spazieren dann durch den Wald, gehen auch querfeldein und weg von den geraden, angelegten Wegen. Das fordert den gesamten Bewegungskomplex: Wir müssen das Bein heben, über einen Stamm steigen oder darunter durchkrabbeln. Dafür ist es notwendig, mit allen Sinnen beim Gehen zu sein. Damit man nicht stolpert oder sich einen Ast ins Gesicht schlägt. Das heißt einfach: aufmerksam zu sein. Idealerweise sagen mir meine Klienten nach drei Stunden. „Huch, schon vorbei? Ich habe an gar nichts anderes gedacht und war tatsächlich drei Stunden ganz in der Aufmerksamkeit.“ Achtsamkeit bedeutet in dem Zusammenhang: ganz im Hier und Jetzt sein und sich auf das zu fokussieren, was gerade passiert. Das entlastet die Seele.

Waldbaden: Erholung beim Spazieren in Hessens Wäldern

Stefan Pruschwitz sitzt vor einer Landkarte und zeigt darauf, vor seinem Kleinbus im Wald.

© Waldbademeister Stefan Pruschwitz, 2024

Waldbademeister Stefan Pruschwitz kennt die besten Wege durch den Wald – und zu sich selbst.

Wie lange sollte ein Waldbad dauern, damit ich mögliche positive Effekte spüre?

Erfahrungsgemäß kannst du wohl schon nach drei Stunden am Stück im Wald den ganzen Tag positive Effekte auf den Körper und dein Befinden spüren. Die können sogar bis zu drei Tage andauern. Verbringst du den ganzen Tag im Wald, können die positiven Effekte sogar mehrere Wochen anhalten. Wichtig ist dabei auf jeden Fall eine positive Grundeinstellung: Einfach nur einmal in den Wald zu gehen und zu denken, dass dann alles gut ist – so funktioniert das nicht. Oder gleich nach dem Waldbaden wieder im Stress zu sein, dann kann die Wirkung schnell wieder abflachen. Deshalb ist es auch so wichtig, regelmäßig in den Wald zu gehen.

Lässt sich die Wirkung achtsamen Waldbadens in den Alltag übertragen?

Aber ja. Es lohnt sich, das ein paar Mal zu trainieren: beim Waldbaden die Natur bewusst zu erleben. Denn dann lassen sich die Zeiten auch ausweiten, in denen jemand wirklich völlig im Augenblick versunken ist. Davon profitiert auch die Psyche. Optimal ist, wenn jemand sagt: „Ich habe jetzt nicht an meine Sorgen gedacht. Ich habe mal meine Krankheit vergessen. Oder das nächste Jobprojekt.“ Denn das ist tatsächlich Erholung für den Geist. Das schafft der Wald ganz, ganz einfach dadurch, dass er da ist.

Waldbaden in Hessen – ist das eine gute Region fürs bewusste Spazieren?

Auf jeden Fall! Vor allem hier, wo ich lebe – in Waldhessen (lacht). Fürs Waldbaden in Hessen gibt es überall tolle Wälder oder Waldstücke: im Odenwald, in der Kuppenrhön, im Knüll oder bei Weilburg. Ihr findet überall ein Waldstück, in dem ein Waldbad möglich ist. Und wir dürfen alle Wälder auch jederzeit betreten, das erlaubt uns das hessische Waldgesetz. Ausnahmen gelten nur in der Jagdzeit, während Waldarbeiten oder in geschützten Waldzonen.

Welche Tipps können Sie uns fürs Waldbaden mit auf den Weg geben, wenn wir auf eigene Faust durch die Wälder spazieren?

Zieht Kleidung an, die bequem ist und schmutzig werden darf. Untersucht euch anschließend auf Zecken, das ist wichtig! Sucht euch am Anfang am besten ein Waldstück, in dem ihr euch schon ein bisschen auskennt. Wer Probleme mit der Orientierung hat, sollte sich mit dem Querfeldeinlaufen zurückhalten und besser auf den Wegen bleiben – oder nur wenig von den Wegen abweichen. Doch das Wichtigste ist: Nehmt euch Zeit und lasst euch treiben! Und achtet darauf, was ihr um euch herum seht. Traut euch auch, einmal ganz nah an etwas heranzugehen und genau hinzuschauen oder hinzuhören. Also einf ach mal die Augen zumachen und in den Wald horchen. Was höre ich da? Wo höre ich das? Was macht das mit mir? Zieht auch ruhig einmal einen Stecken aus dem Waldboden und riecht an beiden Enden. Der Geruch ändert sich nämlich. Dort, wo der Stecken nass ist, riecht er anders als da, wo er trocken ist. Wenn euch das Spaß macht, bleibt länger stehen. Und wenn nicht, dann geht einfach weiter und entdeckt das Nächste. Ihr werdet beim Waldspaziergang garantiert genug Dinge finden, die euch interessieren.

Kurse und Angebote der AOK Hessen: achtsamer und entspannter leben

Du möchtest mehr im Augenblick leben, achtsamer mit dir, deinen Mitmenschen und der Umwelt umgehen? Das AOK-Programm „Lebe Balance“ gibt dir dazu die passenden Werkzeuge an die Hand. Ein Test hilft dir, deine Wünsche und Bedürfnisse besser kennenzulernen. Darauf bauen anschließende Achtsamkeitsübungen für viele Situationen im Alltag auf.

Nicht nur beim achtsamen Waldspaziergang kannst du Entspannungs-, Atem- und Körperübungen miteinander kombinieren. Das bietet dir auch Hatha-Yoga im Kurs AOK – Yogazeit. Von Yoga kannst du mehrfach profitieren: Mit dem Training verbesserst du deine Beweglichkeit und dein Gleichgewicht. Außerdem kann Yoga dir bei Beschwerden wie Rückenschmerzen und Schlafstörungen helfen.

Einfach mal abschalten und loslassen! Und das auch noch ohne Aufwand und Ausflug in ein Waldgebiet? Klingt zu schön, um wahr zu sein? Die Antwort darauf gibt der Kurs Progressive Muskelentspannung der AOK Hessen. Durch gezieltes An- und Entspannen einzelner Muskelgruppen lernst du nicht nur, deinen Körper besser wahrzunehmen. Du spürst mit den Übungen auch Verspannungen schneller auf – und kannst sie gezielt abbauen, um Symptome wie Kopf- oder Rückenschmerzen zu lindern.

Mehr Gelassenheit und weniger Stress, das wünscht dir deine AOK Hessen!

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