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Erziehung heute: Welche Rolle spielen Momfluencer?

Veröffentlicht am:20.12.2024

7 Minuten Lesedauer

Momfluencer sind im Alltag vieler Mütter präsent. Über 90 Prozent der Eltern nutzen Social Media und suchen hier Familienthemen. Dabei treffen sie auch auf inszenierten Lifestyle, der verunsichern kann. Wie du im Netz das Richtige für dich findest.

Kamerastativ mit Kamera links vorn im Bild, gerichtet auf Mutter mit Kind in der Küche.

© iStock / blackCAT

Gefragtes Angebot: Momfluencer bieten Einblicke ins Familienleben

Eltern werden, Mama sein – das sind für viele mit die schönsten Erfahrungen im Leben. Die meiste Zeit fühlt sich das an wie Glück pur. Wenn du Kinder hast, kannst du das bestimmt bestätigen. Doch auch andere damit verbundene Gefühle kommen dir sicher bekannt vor: Kinder zu haben, ist manchmal eine echte Herausforderung. Wie gut, dass du dir in Zweifelsfragen heute schnell und einfach die passenden Antworten und Anregungen leicht nach Hause holen kannst: dank der zahlreichen Momfluencer, Mama-Blogger oder Insta-Moms auf Social Media, die mit Fotos, Reels und Storys aus ihrem bunten Familienleben erzählen. Sie bieten dir rund um die Uhr die einzigartige Chance, Einblicke in unterschiedlichste Familien und ihre Routinen zu bekommen. Ihr Angebot ist beliebt: Laut einer Studie der Marktforschung KBB nutzen 94 Prozent der Eltern mit Kindern in Deutschland regelmäßig soziale Medien als Informationsquelle. Vor allem Mütter durchforsten die sozialen Netzwerke, um Content zu Familienthemen zu suchen.

Momfluencer in Deutschland: beliebter als Ratgeber und Elternmagazine

Kein Wunder, denn im digitalen Zeitalter stehen klassische Ratgeberbücher oder Elternzeitschriften wohl nicht mehr im Fokus bei Erziehungsfragen: Laut einer Studie der Konrad Adenauer Stiftung2 werden die beliebtesten Family-Blogs in Deutschland mit teilweise über 500.000 Klicks monatlich von mehr Personen gelesen als alle gedruckten deutschen Elternzeitschriften zusammen. Eltern schauen heute lieber gleich auf Social Media nach: Hat zu einem Thema vielleicht jemand schon Erfahrungen ausgetauscht, ein Video gemacht oder Tipps in einem Posting zusammengefasst? Im Netz findest du ziemlich wahrscheinlich eine passende Antwort auf jede deiner Fragen.

Momfluencer-Tipps: unterhaltsam und informativ

Durch die sozialen Netzwerke zu surfen und Momfluencern zu folgen – das ist so ähnlich, wie deine Lieblingsserie zu streamen. Nicht zuletzt ist es auch sehr unterhaltsam, denn du schaust anderen Müttern und Vätern aus der anonymen Distanz beim Familienleben zu.

Welche Themen Mütter im Netz besonders stark interessieren, lässt sich anhand von Hashtags und Klicks leicht herausfinden: Auf Instagram sind es eher weitgefasste Themen. So belegen Hashtags wie „kids“ mit 139 Millionen und „momlife“ mit 83 Millionen Beiträgen die ersten Plätze. Auf Tiktok ist dafür „mentale Gesundheit“ ein großes Thema. Der Hashtag „mentalhealth“ kommt auf über 130 Millionen Aufrufe. Und auch unterhaltende Videoclips aus dem Familienalltag erfreuen sich anscheinend großer Beliebtheit. Wie ein Youtube-Short des Kanals „BabyViralClips“, das 14 Millionen Mal aufgerufen wurde. Zu sehen ist ein Baby, das mit Wonne und ganzem Körpereinsatz einen Joghurt löffelt. Anscheinend picken sich viele Mamas also aus der Fülle der Inhalte das heraus, was sie gerade für ihren Mütteralltag und ihr Wohlbefinden brauchen: vom Breirezept über Tipps für Kindererziehung oder Selbstfürsorge. Da ist es doch gut, dass die sozialen Netzwerke dir und anderen Müttern alles bieten, was dich interessiert: von informativ bis unterhaltsam.

Momfluencer-Lifestyle: inszenierte Scheinwelt in Pastell

Wie so viele Angebote im Netz hat aber auch der Content von Momfluencern & Co. manchmal einen Haken: Denn hin und wieder wirkt das Mamasein auf Social Media einfach nur schön – vor allem schön einfach. Du schaust Momfluencern beim Stricken von pastellfarbenen Babysöckchen zu. Oder beim Kochen aufwendiger Familienmahlzeiten in makellos weißen Küchen. Und das alles gelingt ihnen scheinbar mühelos zwischen Job, Kinderarzttermin, Hausaufgabenbetreuung und allem, was sonst noch so im Laufe eines Tages anfällt.

Dass hier nicht einfach nur die eigenen Lebenserfahrungen und Anekdoten geteilt werden, machen schon die dazugehörigen Begriffe deutlich: „Instamoms“ oder „Momfluencer“ sind vom Wörtchen „Influencer“ abgeleitet. Denn zahlreiche Internet-Mütter geben auch Spielzeugtipps ab, werben offen für bestimmte Babynahrung oder empfehlen den ultimativen Kinderwagen. Momfluencer sein, das ist für zahlreiche Mütter ein richtiger Broterwerb und ein Geschäftsmodell mit manchmal gut zahlenden Kooperationspartnern. Deshalb findest du im Netz neben den vielen Momfluencern, die dich mit realistischen Inhalten und pragmatischen Tipps unterstützen, auch andere Angebote: Social-Media-Mütter, die eine Scheinwelt inszenieren.

Von perfekten Social-Media-Müttern nicht irritieren lassen

Der schöne Schein der rosaroten Mama-Welt kann also manchmal trügen, denn viele Momfluencer blenden die weniger strahlenden Seiten der Elternschaft aus. Was macht das mit Müttern, die nach Rat und Hilfe suchen auf der anderen Seite des Displays? Wenn das Kind gerade mal wieder krank ist. Wenn die Wohnung im Chaos versinkt. Wenn Breiflecken die Küchenwand verzieren. Sie reagieren an weniger guten Tagen im schlimmsten Fall mit Selbstzweifeln und fragen sich, warum andere das anscheinend mühelos schaffen – sie aber nicht. 

Dabei gehören an manchen Tagen Unordnung im Kinderzimmer, angebrannte Milch auf dem Ofen oder eine missglückte Bastelaktion doch zum Familienleben dazu, oder? Dafür klappt dann am nächsten Tag alles wieder wie am Schnürchen. Doch natürlich kannst du von den Inhalten der Mama-Blogger und Momfluencern auch profitieren und die für dich passenden Tipps herausfiltern: Wenn du die glanzvolle Präsentation als das ansiehst, was sie ist – eine Inszenierung, um zu beeindrucken.

Influencer für Mütter sind keine realen Freundinnen

Die Anziehungskraft von Influencer-Müttern im Netz hat noch einen weiteren Grund: Trotz aller Debatten über Gleichberechtigung kümmern sich noch immer vor allem die Mamas um Kinder und Familienleben. Deshalb ist die Zahl der Insta-Moms und Mama-Blogger auch um ein Vielfaches höher als die von Vätern mit digitalen Auftritten. Allein unter dem Hashtag #instamom sind aktuell über sechs Millionen Beiträge auf der Social-Media-Plattform veröffentlicht. Viele Frauen haben in jeder neuen Phase ihres Mamaseins – von der Anfangszeit mit dem ersten Kind bis zum Wechsel des Nachwuchses auf eine weiterführende Schule – immer neue Fragen und Bedarf nach Austausch. Sie suchen nach Unterstützung und bauen zu den Momfluencern oder Mama-Bloggern eine „parasoziale Beziehung“ auf: eine gefühlte Nähe zu einer doch nur virtuellen Freundin.

Denn ein wichtiger Unterschied zu Beziehungen mit realen Freundinnen und Freunden ist, dass die Kommunikation nicht wechselseitig ist. Wie bei echten persönlichen Kontakten wird aber auch bei virtuellen Freundinnen das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet. Es sorgt für ein Gefühl von Bindung und Vertrauen. Das Phänomen wird unterstützt durch die Sprache, die lockere Haltung und Spontanität der Momfluencer in ihrem Zuhause. Viele Mamas fühlen sich den Influencer-Müttern wohl deshalb auch so nahe, weil sie ihnen einen anscheinend intimen Blick in sehr persönliche Lebensumstände ermöglichen. Wie es sonst nur eine sehr gute Freundin macht.

Handydisplay frontal im Bild, darauf zu sehen Mutter mit zwei Kindern beim Backen.

© iStock / Elen11

Die Inszenierung ist oft perfekt – selbst beim Backen mit Babys.

Tipps fürs Netz: Daran erkennst du gute Momfluencer

Trotz aller berechtigten Kritik ist eines auch Fakt: Die Chance, auf Social Media inspirierende Mütter, interessante Hilfestellungen und Familien aus dem echten Leben zu finden, ist groß. Denn es gibt auch zahlreiche Mütter im Netz, die glaubhaft und authentisch sowohl von den Schatten- als auch den strahlenden Sonnenseiten des Familienalltags berichten.

Diese Tipps können dir bei der Suche nach passenden Inhalten helfen:

  • Rote Flagge für Selbstzweifel: Ein Kanal oder Account macht dir regelmäßig ein schlechtes Gewissen? Das tut deiner Seele nicht gut. Besser du entfolgst dem Account oder klickst bestimmte Profile aus deiner Timeline.
  • Ungeschminkt und ohne Filter: Dein Vorbild steht auch mal im Schlabberlook und blass vor der Kamera? Solche Mamas scheuen sich nicht, vom Chaos im Kopf zu erzählen.
  • Voll mit Werbung: Stolperst du ständig über Werbung für Produkte auf einem Account, stecken dahinter die wirtschaftlichen Interessen der Internet-Mutter oder einer Firma. Die Inhalte sind damit nicht mehr unabhängig.
  • Kritisch denkende Mütter erkennen: Im Netz sind auch viele Aktivistinnen unterwegs, die sich kritisch über die Bilder von Elternschaft und Geschlechterrollen in der Gesellschaft äußern. Sie erzählen vom Krach mit dem Partner, Problemen bei der Entwöhnung vom Schnuller. Oder stellen scheinbare Erziehungsideale infrage. Du erkennst solche authentischen Mütter zum Beispiel an Hashtags wie #ehrlicheelternschaft oder #mythosmutterinstikt.
  • Große Reichweite ist nicht gleich Qualität: Eine Vollzeitmama weiß zwar eine Menge darüber, was bei der Erziehung ihrer eigenen Kinder gut funktioniert. Doch sie ist deshalb lange noch keine gute Ratgeberin mit Know-how, die dir fundierte Erziehungstipps geben kann. Schau dir an, welchen Hintergrund die Social-Media-Mutter hat und auf welche Erfahrungen sie zurückgreift. Das hilft dir beim Einordnen ihrer Glaubwürdigkeit.

Viele Momfluencer bieten dir interessanten und hilfreichen Content für alle Lebenslagen und -fragen. Durch den regen Austausch in den teilweise sehr großen Communitys werden viele wichtige Themen zum Mamasein, Familienalltag und zu Erziehungsfragen längst nicht mehr nur dort verhandelt. Immer öfter greifen auch klassische Medien wie Fernsehen, Radio und Printmedien Diskussionen aus den sozialen Netzwerken auf und transportieren sie in die breite Gesellschaft. Der Vorteil: Damit haben wichtige Themen für Mütter – und Väter – inzwischen viel mehr öffentliche Aufmerksamkeit bekommen und Diskussionen werden angestoßen, für die sich dann auch die Politik interessiert. Im besten Fall stößt das alles auch positive Entwicklungen an.

Austausch mit anderen Müttern hilft in allen Lebensphasen

Du möchtest dich mit anderen Müttern austauschen, bist an einem echten Dialog mit Gleichgesinnten interessiert? Eine gute Gelegenheit bietet sich dir dazu in Mutter-Kind-Kursen oder Krabbelgruppen für Mütter und Babys/Kinder. Hier triffst du unkompliziert auf Gleichgesinnte in der gleichen Lebensphase. Beim intensiven, gemeinsamen Austausch lernt ihr euch besser kennen. Das macht es leichter, von euch und eurer Familie zu erzählen. Und du merkst: Andere Mütter haben auch viele Fragen und suchen nach Antworten. So könnt ihr euch gegenseitig unterstützen und stärken.

Angebote, Hilfen und Tipps der AOK Hessen

Wo kann ich Mutterschafts- oder Elterngeld beantragen? Welche Untersuchungen sind jetzt nötig? Oder wie kann ich mich in der Schwangerschaft richtig ernähren? Die passenden Antworten darauf und noch viele weitere Fragen findest du in unserer APP „AOK Schwanger“. Sie erinnert dich auch an alle wichtigen Termine rund um deine Schwangerschaft. Checklisten und Tipps zu einem gesunden Leben in der Schwangerschaft runden das Paket ab.

Viele Eltern haben ähnliche Fragen, wenn es um die Gesundheit ihrer Kinder geht: Muss ich mein Baby schon so früh impfen? Mein Baby weint oft und viel – ist es ein Schreibaby? Welche Krankheiten können kleine Kinder haben – und wann muss ich wirklich zum Arzt? Unser Baby-Telefon bietet dir Hilfe (nicht nur) bei allen medizinischen Fragen rund um die Gesundheit deines Babys. Dafür steht dir ein Expertenteam aus Gynäkologinnen, Kinderärzten, Säuglings- und Kinderkrankenschwestern sowie Hebammen an 365 Tagen im Jahr und 24 Stunden täglich unter der kostenfreien Rufnummer 0800 1 265 265 zur Verfügung.

Die AOK Hessen begleitet dich und dein Kind durch die gesamte Kindheit und Jugend. So übernehmen wir auch die Kosten für die Vorsorgeuntersuchungen – sogenannte U- und J-Untersuchungen. Dabei untersucht der Kinderarzt, ob sich dein Kind altersgerecht entwickelt und bewegt. Und stellt dabei auch eventuelle Entwicklungsstörung fest. Das dazugehörige Kinder-Untersuchungsheft bekommst du direkt nach der Geburt. Darin werden alle Untersuchungsergebnisse deines Kindes eingetragen.

Deine AOK Hessen wünscht dir und deinen Kindern gute Gesundheit!


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