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AOK Nordost

Depressive Stimmung? Was im Alltag helfen kann

Veröffentlicht am:25.11.2024

4 Minuten Lesedauer

Die Zahl der Krankschreibungen mit der Diagnose Depression ist im Nordosten sprunghaft angestiegen. Doch wann spricht man genau von einer Depression?

Eine etwa 30-jährige Frau mit blonden zusammengebundenen Haaren, weinrotem T-Shirt und weißem Cardigan steht mit ihrem Smartphone in der Hand im Wohnzimmer und hält ihr Baby im anderen Arm.

© AOK

Jeder von uns kennt es. Es gibt Phasen, in denen wir uns schlecht und niedergeschlagen fühlen. Manchmal ist es nur eine vorübergehende Erscheinung, manchmal aber auch mehr. Halten traurige Gefühle oder negative Gedanken deutlich länger an und bestimmen das Leben, spricht man von einer Depression. Die Symptome können dabei recht vielschichtig sein. Manche Betroffene kommen in ein „ewiges“ Grübeln, andere schaffen es wiederum morgens nicht, rechtzeitig aufzustehen und ihren alltäglichen Pflichten nachzukommen. Auch gibt es eine Gruppe von Menschen, die zunächst gut in die Arbeit starten und dann dort wiederum nach wenigen Stunden sehr erschöpft sind, was früher nicht der Fall war.

„An einer Depression erkrankte Menschen verlieren die Freude an den Dingen, die ihnen eigentlich immer Spaß gemacht haben. Sie sind antriebslos. Sie schlafen schlecht oder auch sehr viel, sind traurig oder fühlen sich übermäßig gereizt“

Dr. Sylvia Böhme

Dr. Sylvia Böhme
psychotherapeutische Psychologin und Beratungsärztin der AOK Nordost

Immer mehr Menschen im Nordosten leiden unter einer Depression

Fast jeder siebte Mensch in Berlin hat laut einer regionalen Erhebung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK Nordost (WIdO) die ärztliche Diagnose „Depression“ erhalten. Damit sind die Berlinerinnen und Berliner laut Erhebungen aus dem Jahr 2022 unter AOK-Versicherten im Vergleich zu anderen deutschen Bundesländern überdurchschnittlich häufig depressiv. In Brandenburg und in Mecklenburg-Vorpommern ist rund jeder neunte Mensch von Depressionen betroffen. Außerdem erfolgt die Diagnose bei älteren Menschen häufiger als etwa in der Altersgruppe der 30- bis 34-Jährigen. (Alle Zahlen sind im Gesundheitsatlas Berlin Depression nachzulesen.)

„Frauen im Nordosten erkranken häufiger und zum Teil stärker an Depressionen. Aber sie suchen sich auch eher professionelle Hilfe und tauschen sich zu Symptomen aus. Und: Sie haben ein deutlich geringeres Suizidrisiko als Männer“, sagt Dr. Sylvia Böhme.

Menschen, die in eine längere depressive Stimmung fallen, haben mehrere Möglichkeiten, sich Hilfe zu holen. So gibt es beispielsweise eine Vielzahl an örtlichen Beratungsstellen mit Therapiegruppen-Angeboten. Bei stärkeren Symptomen sollte die Hausarztpraxis oder eine psychotherapeutische Facharztpraxis aufgesucht werden. Die AOK Nordost bietet zudem zwei digitale Programme bei leichten Depressionen: „moodgym“ ist eine Plattform, die in mehreren Schritten durch ein interaktives Online-Training führt. Das Programm „Smart-e-Moms“ soll hingegen gezielt Frauen nach der Entbindung helfen, mit sogenannten Wochenbettdepressionen zurecht zu kommen. 

Bei depressiven Stimmungen kann Bewegung helfen

Wie können Menschen, die an stärkeren Stimmungsschwankungen leiden, depressive Zustände lindern? Hierfür können beispielsweise stimmungsaufhellende Aktivitäten im Alltag eine Unterstützung sein. So gilt es aus medizinischer Sicht als hilfreich, sich viel im Freien zu bewegen, spazieren zu gehen oder auch, wenn möglich, Sport zu treiben. Wichtig ist zudem, ausreichend zu schlafen. Wenn Sie einen an einer Depression erkrankten Menschen in ihrem persönlichen Umfeld kennen, ermuntern Sie ihn, ärztlichen Rat zu suchen. 

Weitere Informationen finden Sie hier.

Was kann das Online-Programm „moodgym“ bewirken?

Wer an depressiven Symptomen leidet, für den ist es möglich, auch ohne spezielle Behandlung wieder gesund zu werden. Hierbei bietet „moodgym“ im Auftrag der AOK Nordost mit einem interaktiven Online-Training eine wichtige Unterstützung für eine stärkere Psyche. 

  • Übungen helfen, ungesunde Gedankenmuster zu erkennen, sie durch neue zu ersetzen und so das Handeln positiv zu verändern – nach dem Motto: „Neu denken, sich besser fühlen.“ 
  • Ziel des Programms ist es, depressive Symptome zu verringern sowie das Auftreten von Depressionen zu vermeiden.

moodgym wurde weltweit schon von über einer Million Menschen genutzt. Die Wirksamkeit des Programms wurde in wissenschaftlichen Studien gezeigt. Neben der Nutzung des Online-Trainings bleibt es allerdings ratsam, ärztlichen Rat zu suchen. Bei mittleren und chronische Depressionen sollte eine Behandlung durch die Hausarztpraxis, einem Psychiater oder einer psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeutin erfolgen.

Wem hilft das Online-Programm „Smart-e-Moms“?

Schwangere und Mütter, die ihr Kind zur Welt gebracht haben, sind emotional stark gefordert. Erschöpfung, Schlafmangel und die Umstellung des Alltags können zu einem emotionalen Tief führen. Wenn nach der Geburt die Traurigkeit, Antriebslosigkeit oder Ängste länger als zwei Wochen anhalten, könnte es sich um eine postpartale Depression, auch „Wochenbettdepression“ genannt, handeln. Etwa jede sechste Frau, die entbunden hat, entwickelt eine Wochenbettdepression.  

Unterstützung nach der Geburt:

  • Die AOK Nordost arbeitet beim Programm „Smart-e-Moms“ mit der FU Berlin und dem Uniklinikum Hamburg-Eppendorf eng zusammen. 
  • Betroffene Frauen können freiwillig an der Smart-e-Moms-Studie teilnehmen, wenn sie Symptome einer Wochenbettdepression zeigen. 
  • Die Studienteilnahme erfolgt anonym. Frauen laden einfach die App im App Store oder bei Google Play Store herunter und erhalten dort weitere Informationen. 

So nehmen Sie an der Studie teil

Sie haben die Möglichkeit, an der Studie teilzunehmen, wenn Sie sich nach der Geburt Ihres Babys traurig oder niedergeschlagen fühlen. Voraussetzung ist, dass Ihr Kind in den letzten 6 Monaten geboren wurde, Sie über 18 Jahre alt sind, in Deutschland leben und aktuell keine psychotherapeutische Behandlung erhalten.

Weitere Informationen zur Anmeldung finden Sie auf der Seite der Freien Universität Berlin. 

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