Ernährungsformen
Was ist Laktoseintoleranz – und welche Symptome treten dabei auf?
Veröffentlicht am:03.05.2023
6 Minuten Lesedauer
In Deutschland leiden offiziell 15 bis 20 Prozent der Menschen unter einer Laktoseintoleranz. Doch was verbirgt sich hinter der Unverträglichkeit, welche Symptome treten auf – und wie lassen sie sich vermeiden?
Was ist Laktoseintoleranz?
Laktose, auch Milchzucker genannt, ist ein sogenannter Zweifachzucker. Das heißt, er besteht aus zwei miteinander verbundenen Einfachzuckern: Glukose (Traubenzucker) und Galaktose (Schleimzucker). Im Dünndarm wird Laktose durch das Enzym Laktase in diese beiden Einfachzucker gespalten. Laktase ist ein körpereigenes Enzym, das bei Menschen mit Laktoseintoleranz nicht ausreichend oder überhaupt nicht produziert wird. Dadurch findet die Spaltung nicht statt. Die Laktose wird als Ganzes in den Dickdarm transportiert und dort durch die Darmbakterien vergoren. Das kann Beschwerden verursachen.
Intoleranz oder Allergie?
Laktoseintoleranz ist eine Unverträglichkeit, von der in Deutschland etwa 15 bis 20 Prozent der Menschen betroffen sind – die Dunkelziffer dürfte noch deutlich höher liegen. An einer Kuhmilchallergie dagegen leiden nur weniger als fünf Prozent. Während bei einer Intoleranz meist geringe Mengen an Milchzucker individuell verträglich sind, reagiert der Körper bei einer Allergie schon auf kleinste Mengen mit typischen Symptomen – wie etwa Schnupfen, asthmatischen Beschwerden oder Magen-Darm-Problemen.
Laktose steckt in:
- Kuh-, Ziegen- und Schafsmilch
- aus dieser Milch hergestellten Produkten wie Pudding, Grießbrei oder Reisbrei
- Molkenpulver, Proteinkonzentraten und Getränken auf Basis von Molke
- gesäuerten Milchprodukten wie zum Beispiel Joghurt, Quark, Sahne, Schmand oder Kefir
- Kondensmilch und Trockenmilchpulver
- nur kurz gereiften Käsesorten, darunter Frischkäse, Schmelzkäse und Camembert
Laktosehaltige Produkte enthalten in der Zutatenliste die Begriffe „Milchzucker“, „Laktose“ beziehungsweise „Lactose“ oder „Laktosemonohydrat“.
Ursachen: Wie entsteht eine Laktoseintoleranz?
Der Körper eines Säuglings ist darauf ausgelegt, sich ausschließlich von Milch zu ernähren und produziert daher während der Stillzeit viel Laktase – denn auch die Muttermilch enthält Laktose. Während und nach dem Abstillen stellt sich das Verdauungssystem dann auf andere Nahrungsmittel um. Dabei lässt bei fast 75 Prozent der Weltbevölkerung die Laktaseproduktion nach. Inwieweit anschließend noch Laktose aufgespalten werden kann, ist von Körper zu Körper individuell unterschiedlich. Liegt die restliche Aktivität noch bei etwa 50 Prozent, treten in der Regel keine Beschwerden auf. Je niedriger diese Restaktivität ist, desto schwerer auch die Unverträglichkeit gegenüber laktosehaltigen Produkten. Ist die restliche Aktivität besonders niedrig, wird diese Art der Laktoseintoleranz vererbter oder auch primärer Laktasemangel genannt. Ein erworbener oder sekundärer Laktasemangel liegt vor, wenn die Laktasebildung im Körper aufgrund einer Darmerkrankung gestört ist. Das kann beispielsweise bei Zöliakie oder Morbus Crohn der Fall sein.
Anzeichen: Was sind die Symptome bei Laktoseintoleranz?
Bei einem Großteil der Menschen mit Laktoseintoleranz verursachen kleine Mengen von Milchzucker wenig bis gar keine Probleme. Kleine Mengen bedeutet bis zu 12 Gramm Milchzucker auf einmal oder bis zu 24 Gramm über den Tag verteilt. Umgerechnet entspricht das einer Portion von etwa 250 Millilitern Milch oder circa einem halben Liter Milch am Tag. Es gilt jedoch: Jede Unverträglichkeit äußert sich individuell. Faktoren wie die Zusammensetzung der Darmflora oder auch die Verweildauer der Laktose im Dickdarm können Einfluss auf die Stärke der Symptome haben. Zudem müssen Beschwerden nicht direkt nach dem Verzehr auftreten, sondern können sich auch erst Stunden später äußern.
Zu den typischen Symptomen einer Laktoseintoleranz gehören:
- Bauchschmerzen und -krämpfe
- Darmkrämpfe
- Völlegefühl
- Blähungen oder ein aufgeblähter Leib
- Durchfall
- Übelkeit, Erbrechen
- Verstopfung
Können bei Laktoseintoleranz Symptome auf der Haut auftreten?
Die Intoleranz verursacht nur Beschwerden, die mit dem Verdauungstrakt zusammenhängen. Hautausschläge, Ekzeme oder Juckreiz nach dem Verzehr von Milchzucker deuten daher auf andere Ursachen hin – wie zum Beispiel eine Kuhmilchallergie.
Wie wird eine Laktoseintoleranz festgestellt?
Ein erster Schritt zur Feststellung einer Laktoseintoleranz ist der sogenannte Diät- oder Auslassungstest. Hierfür verzichten Sie für ungefähr einen Monat auf sämtliche laktosehaltige Nahrungsmittel und Getränke. Treten während dieses Zeitraums weniger Symptome auf, kann dies ein Indiz für die Unverträglichkeit sein. Um Ihre Beschwerden besser im Blick zu behalten, bietet sich das Führen eines Ernährungstagebuches an. So können Sie nachvollziehen, nach welchem Essen welche Probleme aufgetreten sind. Nach den vier Wochen können Sie einen Belastungstest durchführen. Das bedeutet, Sie trinken zum Beispiel einen halben Liter Milch am Stück und warten ab, ob typische Laktoseintoleranzsymptome folgen.
Wichtig: Wenn Sie den Verdacht haben, an einer Laktoseintoleranz zu leiden, sollten Sie sich trotzdem in einer Fachpraxis untersuchen lassen. Die Symptome einer Laktoseintoleranz können auch bei vielen anderen Erkrankungen auftreten. Diese gilt es auszuschließen. Eine Eigendiagnose, die ausschließlich auf dem Selbsttest beruht, ist nicht sinnvoll.
Sie sollten also bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin einen Atemtest oder einen Laktosetoleranztest durchführen lassen. Diese Verfahren geben Auskunft darüber, inwieweit die Laktase die Laktose aufspaltet und Ihr Körper die Spaltprodukte aufnimmt. Kombiniert mit dem Auftreten von Symptomen kann so eine sichere Diagnose gestellt werden.
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Wie verläuft die Behandlung einer Laktoseintoleranz?
Da sich eine Laktoseintoleranz nicht ursächlich behandeln lässt, bleiben nur diätetische Maßnahmen. Das heißt: Die Menge des zugeführten Milchzuckers wird reduziert oder er wird vollständig weggelassen. In welchem Ausmaß die Laktose vom Speiseplan gestrichen werden muss, ist individuell unterschiedlich. Ernährungsberater oder Ernährungsberaterinnen unterstützen dabei, einen laktosearmen oder laktosefreien Ernährungsplan zu erstellen, der dennoch eine ausgewogene Ernährung gewährleistet. Sie geben außerdem Tipps für den Einkauf und die Speisenzubereitung. So können Betroffene ihre Ernährung langfristig umstellen und konsequent beibehalten.
Neben einer laktosearmen Ernährung besteht die Möglichkeit, künstlich hergestellte Laktase in Form von Tabletten oder Pulver zum Essen einzunehmen. Die Wirksamkeit von Laktasepräparaten ist jedoch nicht gesichert.
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Die richtige Ernährung bei Laktoseintoleranz
Um für sich selbst die richtige Ernährungsweise zu finden, ist es ratsam, Milchprodukte zu reduzieren und sich an die beschwerdefreie Menge Laktose in der Nahrung heranzutasten. Für viele Menschen mit Laktoseintoleranz ist es beispielsweise ausreichend, lediglich auf Nahrungsmittel mit sehr hohem Milchzuckergehalt zu verzichten, zum Beispiel auf Milch. Andere Produkte wie etwa Käse und Quark enthalten weniger Laktose; Hartkäsesorten sind häufig ganz laktosefrei und daher in der Regel gut verträglich.
Wer gänzlich auf Laktose verzichten muss oder möchte, kann auf Ersatzprodukte zurückgreifen. Getränke wie Hafer-, Mandel- oder Sojamilch sowie laktosefreie Kuhmilch sind inzwischen weit verbreitet und häufig zusätzlich mit Kalzium angereichert. Dieser Mineralstoff ist ein wichtiger Teil der ausgewogenen Ernährung – vor allem für die Knochen-, Zahn- und Nagelgesundheit – und hauptsächlich in Milchprodukten enthalten. Generell ist eine gesunde Ernährung jedoch auch ohne Milchprodukte möglich, da der Kalziumbedarf ohne weiteres durch andere Lebensmittel wie Brokkoli oder Spinat gedeckt werden kann.
Folgende Lebensmittel sind von Natur aus laktosefrei:
- Gemüse und Obst
- Eier, Fleisch und Fisch
- Kartoffeln, Reis, Nudeln, Hülsenfrüchte
- Milchersatzprodukte
- Ersatzprodukte auf Sojabasis
- Fruchtsäfte, Tee, Kaffee