Gesunde Ernährung
So können Sie eine gesunde Ernährung bei Kindern fördern
Veröffentlicht am:16.01.2024
4 Minuten Lesedauer
Burger, Pizza, süße Snacks: Die Gesundheitspsychologin Laura König weiß, warum Kinder ungesundes Essen lieben – und wie wichtig Eltern als Vorbilder sind. Mit diesen Tipps gelingt es, Kindern eine gesunde Ernährung näher zu bringen.
Prof. Dr. Laura König ist Professorin für Gesundheitspsychologie an der Universität Wien. Im Interview erklärt sie, wieso Kinder und Jugendliche so anfällig für ungesundes Essen sind – und wie eine gesunde Ernährung dennoch funktionieren kann.
Warum lieben Kinder ungesundes Essen?
Ungesunde Nahrungsmittel enthalten meist viel Fett und Zucker – sie sind energiereich. Kinder und Jugendliche brauchen Energie aus der Nahrung, um zu wachsen. Es gibt also eine biologische Veranlagung, die ungesundes Essen für Kinder attraktiv macht. Bei Jugendlichen spielt auch das Sich-abgrenzen-Wollen von den Eltern eine Rolle. Insbesondere unterwegs ist schnelles Essen wie Fast Food deswegen bei Jugendlichen beliebt.
Es klingt nach einem Teufelskreis. Was ist zuerst da, das ungesunde Essen oder die Vorliebe dafür?
Blicken wir in die Evolutionsgeschichte, war es für unsere Vorfahren wichtig, fett- und zuckerreiche Nahrungsmittel sofort zu konsumieren, wenn sie zur Verfügung standen. Denn sie erlegten nicht jeden Tag ein Reh oder fanden süße Beeren. Erst seit fünfzig, sechzig Jahren gibt es ein beständiges Überangebot an Lebensmitteln. Der Zeitraum ist allerdings viel zu kurz, um sich an die permanente Verfügbarkeit von Nahrung anzupassen – unsere Lebensweise hinkt quasi hinterher.
„Es gibt eine biologische Veranlagung, die ungesundes Essen für Kinder attraktiv macht.“
Prof. Dr. Laura König
Professorin für Gesundheitspsychologie an der Universität Wien
Das Angebot von ungesunden Snacks für Kinder ist riesig. Sind Kinder besonders leicht verführbar?
Ja, das sind sie. Denn Kinder müssen das Verständnis für Gesundes und Ungesundes, für gesunde Ernährung und ungesunde Ernährung, erst ausbilden. Dies geschieht in der Regel durch den Einfluss der Eltern und der Schule. Ein Dreijähriger dagegen entdeckt in der Fernsehwerbung seinen Cartoon-Helden mit einer Cornflakes-Packung. Er versteht weder das Konzept von Werbung noch das von gesunder Ernährung. Sieht er diese Cornflakes-Packung bedruckt mit dem Cartoon-Charakter im Supermarkt, möchte er sie haben, das Gequengel geht los. Aber selbst bei älteren Kindern sollten Eltern beim Snack-Angebot regulierend eingreifen. Denn die Gehirnareale für zielgerichtetes, zukunftsorientiertes Verhalten stecken bei ihnen noch in der Entwicklung.
Wie bringe ich meinem Kind eine gesunde Ernährung näher?
Je früher Kinder eine große Bandbreite an gesunden Nahrungsmitteln kennenlernen und sich an die unterschiedlichen Geschmäcker gewöhnen, umso selbstverständlicher sind diese für sie. Das fängt schon bei den Kleinsten an: Es ist besser, immer wieder unterschiedliche Gemüsebreie anzubieten, als beispielsweise nur Karottenbrei zu füttern. Kleinkinder können dann langsam beim Kochen mit einbezogen werden, indem sie leichte Aufgaben übernehmen. So lernen Kinder spielerisch, wie gesunde Ernährung funktioniert und Spaß macht. Dafür ist auch das gemeinsame Essen enorm wichtig.
Warum sind gemeinsame Mahlzeiten so wichtig?
Kinder eifern Erwachsenen bis zu einem gewissen Alter nach. Beim gemeinsamen Essen lässt sich gesunde Ernährung am besten vorleben. Mit älteren Kindern kann man sich am Tisch über das Essen austauschen. Was schmeckt dir? Was magst du nicht? Warum schmecken dir bestimmte Lebensmittel nicht? Wie können wir diese alternativ zubereiten? Was möchtest du gern mal ausprobieren?
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Was aber, wenn das Kind alles außer Pommes ablehnt oder bei Brokkoli einen Schreikrampf bekommt?
Solange das Kind einzelne Nahrungsmittel ablehnt, ist das überhaupt nicht schlimm. Geschmäcker und Vorlieben sind verschieden, da sind Kinder keine Ausnahme. Vielleicht mag ein Kind Brokkoli nicht, dafür aber Paprika. Oder man probiert es mit Gemüse, das etwas süßer als Brokkoli ist, beispielsweise Erbsen oder gekochte Karotten. Es geht stets darum, Alternativen zu finden. Bei Pommes, Pizza oder Spaghetti bolognese könnten es Kartoffelspalten aus dem Ofen, eine Pizza, die mit Gemüse belegt ist, oder Nudeln mit einer Fleischsoße inklusive Gemüse sein. Das Kind zum Essen zu zwingen oder es zu bestrafen, ist keine Lösung. Im Gegenteil: Es verknüpft Essen dann mit negativen Erfahrungen. Dasselbe gilt übrigens für kritische Kommentare über die Figur der Kinder.
Das Essverhalten und der Körper der Kinder sollten also kein Thema bei Tisch sein?
Kritische Kommentare von den Eltern zur Figur oder dem Körpergewicht gelten als Risikofaktoren für die Entwicklung eines ungesunden Hunger- und Sättigungsgefühls sowie für Essstörungen. Trotzdem sollten Eltern ihre Kinder über ungesunde und gesunde Ernährung aufklären, allerdings nicht am Esstisch, sondern in einem anderen Umfeld. Zeichnen sich Gewichtsprobleme bei den Kindern ab, ist es viel besser, Bewegung und Aktivität ins Familienleben einzubauen.