Gesunde Ernährung
Spirulina & Co.: Sind Algen gesund?
Veröffentlicht am:04.02.2022
4 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 22.05.2023
Algen in Sushi, als Salat und Nahrungsergänzungsmittel: Spirulina, Nori und andere Algen nehmen in unserer Ernährung einen immer größeren Stellenwert ein. Doch wie gesund sind Algen wirklich und können sie unbedenklich verzehrt werden?
Welche Algen kann man essen?
Algen spielen als Nahrungs- und Lebensmittel vor allem im asiatischen Raum eine große Rolle. Auch hierzulande werden sie in der Küche immer häufiger eingesetzt. Bei Speisealgen handelt es sich meist um großblättrige Makroalgen, in Nahrungsergänzungsmitteln finden sich vor allem Mikroalgen.
Weitverbreitete Speisealgen sind diese Vertreter:
- Nori: Die Rotalgen dienen in Form von getrockneten Blättern typischerweise der Ummantelung von Sushi-Rollen. Nori haben einen vergleichsweise niedrigen Jodanteil.
- Wakame: Die Braunalge wird als Würzmittel verwendet und ist Zutat der japanischen Misosuppe.
- Hijiki: Diese Braunalgenart dient häufig als Beilage zu Gemüse- oder Fischgerichten.
- Kombu: Die sehr jodhaltige Braunalge kann mehrere Meter lang werden und wird in der japanischen Küche vor allem als Suppengrundlage eingesetzt. Kombu hat einen hohen Jodanteil: Bereits 150 Gramm decken den Jahresbedarf an Jod eines Erwachsenen.
- Zuckertang: Als weitere Braunalge schmeckt Zuckertang durch ihren Zuckeranteil leicht süßlich und wird daher gerne in der kreativen Küche eingesetzt.
- Ulva: Die Grünalge wird wegen ihres Aussehens, das an grünen Salat erinnert, auch Meersalat genannt und ist vor allem in Frankreich als Delikatesse geschätzt. Auch hier ist der Jodanteil niedrig.
Mikroalgen werden vor allem in Form von Tabletten, Presslingen, Pulver oder Flocken als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Zu den bekanntesten Vertretern dieser Süßwasseralgen gehören:
- Spirulina: Sie ist eine gute Eiweiß-, Eisen- und Vitamin-A-Quelle. Spirulina besitzt anders als Mikroalgen wie Chlorella keine Zellulosewände. Dadurch können wir die Inhaltsstoffe besser aufnehmen und verwerten.
- Chlorella: Wie alle grünen Kulturgemüsesorten, beispielsweise Grünkohl, Spinat und Rucola, verfügen auch Chlorella-Algen aufgrund ihrer tiefgrünen Farbe über einen hohen Chlorophyll-Gehalt. Ihnen wird eine (bisher nicht belegte) entgiftende Wirkung zugeschrieben.
- Aphanizomenon flos-aquae (AFA-Algen): Sie werden wild aus Bergseen geerntet und gelten als natürliche und reichhaltige Quelle für Vitamin B12, das allerdings in einer für Menschen nicht nutzbaren Form vorliegt.
Algen verarbeiten und zum Verzehr zubereiten
Algen können Sie in der Küche vielfältig einsetzen. Sie sind meist als getrocknete Blätter erhältlich und müssen gewaschen und eingeweicht werden. Dadurch können Sie auch die teilweise hohen Jodgehalte senken.
Nori-Rotalgen-Blätter können Sie neben der Misosuppe auch für Sushi-Rollen (Sushi Maki) verwenden oder sie zu einem gesunden Algensalat verarbeiteten. Das Gleiche gilt für Meersalat.
Sind Algen gesund?
Algen werden häufig als gesundes Lebensmittel mit hohen Mengen an wertvollen Nährstoffen beworben. Sie enthalten viele Ballaststoffe und Vitamine. Eine ausreichende Versorgung mit Mineralstoffen wie Magnesium und Zink ist jedoch auch ohne Algen über eine ausgewogene Ernährung möglich. Ebenso kann der Bedarf an Jod durch regelmäßige Verwendung von Jodsalz sichergestellt werden. Eine Extraportion Chlorophyll, die die Blutbildung und Zellatmung verbessern soll, liefern ebenso andere grüne Gemüsesorten wie Spinat.
Nori und Chlorella-Algen enthalten erhebliche Mengen Vitamin B12 und werden daher als alternative Nährstoffquelle für Veganer angepriesen. Dabei handelt es sich jedoch meist um Formen, die für Menschen nicht oder schlecht verwertbar sind.
Häufig wird zudem behauptet, dass das Meeresgemüse vor Erkrankungen wie Krebs, Herpes, AIDS, Grippe und Windpocken schützt. Hierzu fehlen jedoch bislang aussagekräftige wissenschaftliche Studien.
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Wie viel Algen darf man essen?
Bei Untersuchungen wurden hohe Gehalte an Cadmium, Blei, Arsen und Aluminium in getrockneten Algenblättern nachgewiesen. Beispielsweise besteht für das Schwermetall Cadmium ein gesetzlicher Höchstgehalt von 3,0 Milligramm pro Kilogramm getrocknete Algen zur Verwendung in Nahrungsergänzungsmitteln. In jeder zehnten untersuchten Probe wurde dieser Wert überschritten.
Insbesondere getrocknete Meeresalgen enthalten von Natur aus viel Jod. Die Lebensmittelüberwachung der Bundesländer fand in beanstandeten Algenerzeugnissen bis zu 6.500 Milligramm Jod pro Kilogramm Trockengewicht. Nach Angaben des Bundesinstitutes für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) können Lebensmittel und Würzmittel aus Algen oder Seetang mit mehr als 20 Milligramm Jod pro Kilogramm Trockenmasse die Gesundheit schädigen. In Nahrungsergänzungsmitteln werden maximal 100 Mikrogramm Jod pro Tag empfohlen. Insgesamt sollten es maximal 500 Mikrogramm Jod pro Tag sein. Aus diesem Grund sollten Sie nur Meeresalgenprodukte mit eindeutigen Angaben zum Jodgehalt und zur maximalen Verzehrmenge kaufen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt, jodreiche Algenerzeugnisse (10 bis 20 Milligramm pro Kilogramm) mit einem Warnhinweis zu versehen. Diese Angaben fehlen jedoch häufig – vor allem Produkte aus Asien sind oft unzureichend deklariert und daher mit Vorsicht zu genießen.
Verzehrmenge
Dürfen Schwangere Algen essen?
In der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Jod. Bereits eine leichte Unterversorgung mit dem Spurenelement kann die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Schwangeren wird daher empfohlen, zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung ein Nahrungsergänzungsmittel mit einer Tagesdosis von 100 bis 150 Mikrogramm Jod einzunehmen. Seien Sie als werdende Mutter dennoch mit Meeresalgen und entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln vorsichtig, da die enthaltenen Schwermetalle Ihnen und Ihrem Kind schaden können. Um den Jodbedarf zu decken, können Schwangere zu herkömmlichen Lebensmitteln greifen, wie zu Fisch, Milch und Milchprodukten sowie Jodsalz. Aber Achtung: Jodsalz in größeren Mengen kann zu Wassereinlagerungen im Körper führen.
Die Zukunft wird algig
Faszinierend an Algen ist auch ihre Nachhaltigkeit. Dr. Nils Wieczorek ist Oberingenieur am Institut für Ressourcenwirtschaft an der TU Hamburg und forscht seit Jahren an Anwendungsmöglichkeiten für Algen. Er schwärmt: „Algen verbrauchen deutlich weniger Ressourcen als gängige landwirtschaftliche Produkte. Algenfarmer benötigen keine Pestizide und können das Nährmedium, in dem Algen wachsen, mehrfach recyceln. So hinterlassen sie keine schädlichen Rückstände im Erdboden.“
Algen haben einen guten ökologischen Fußabdruck, denn:
- sie sind anspruchslos: Algen gedeihen lediglich mit Wasser, CO₂ und Sonnenlicht.
- die Ernte der Biomasse erfolgt ohne schädliche Rückstände und ist somit umweltfreundlich.
- Algen wachsen 10- bis 20-mal schneller als Landpflanzen und brauchen kein Ackerland.