Gesunde Ernährung
Bio, Fair Trade und Co. – welche Siegel bedeuten was?
Veröffentlicht am:06.04.2023
6 Minuten Lesedauer
Öko-Siegel, Tierschutz-Siegel oder Fair-Trade-Siegel sollen den nachhaltigen Einkauf eigentlich erleichtern. Doch weil es so viele verschiedene gibt, ist oft das Gegenteil der Fall. Hier werden die wichtigsten Siegel vorgestellt.
Unterschiedliche Siegel – unterschiedliche Standards
Bilder von grünen Wiesen mit glücklich grasenden Kühen finden sich auf vielen Verkaufsverpackungen, unabhängig davon, ob der Inhalt konventionell oder ökologisch erzeugt wurde. Aufschluss darüber, wie ein Produkt wirklich hergestellt worden ist, geben hingegen die kleinen Logos, die auf den Packungen aufgedruckt sind. Diese tragen Bezeichnungen wie „Bio nach EG-Ökoverordnung“, „Naturland“ oder „FAIRTRADE“. Es gibt noch viele weitere Kennzeichnungen, die uns heutzutage begegnen, wenn wir aufmerksam durch die Regalgänge der Supermärkte gehen.
Oft befinden sich mehrere Siegel auf einer Verpackung und manchmal trägt ein Produkt ein zusätzliches Bio-Siegel, das auf einem vergleichbaren fehlt. Es gibt offizielle, von deutschen und EU-Behörden vergebene Siegel, während andere von Verbänden und Initiativen eingeführt wurden. Dabei schreiben die verschiedenen Verbände ihren Mitgliedern unterschiedliche Standards vor. Auch die Einzelhandelsketten versehen ihre Handelsmarken mit eigenen Bio-Siegeln. Es ist nicht immer leicht, sich in diesem Dickicht zurechtzufinden.
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EU-Bio-Siegel
Als allgemeines Kennzeichen für europäische Bioprodukte wurde 2010 das EU-Bio-Siegel eingeführt. Seitdem müssen alle verpackten Biolebensmittel, die in einem EU-Mitgliedsland hergestellt worden sind, dieses Signet tragen: ein stilisiertes Blatt aus 12 Sternen auf grünem Grund. Unverpackte Bioerzeugnisse und solche, die aus Nicht-EU-Ländern importiert worden sind, können freiwillig mit dem EU-Logo gekennzeichnet werden.
Das EU-Bio-Siegel muss immer auf EU-Bioprodukten abgedruckt sein. Zusätzlich dürfen Bioerzeugnisse das deutsche Bio-Siegel und die Logos der privaten Verbände und Handelsmarken tragen.
Das deutsche Bio-Siegel
Die Vergabe des staatlichen deutschen Bio-Siegels erfolgt heute nach den EU-Kriterien für ökologischen Landbau – die Standards sind identisch. Das Sechseck mit grünem Rand und dem Schriftzug „Bio“ wird jedoch bereits seit 2001 verwendet und ist den deutschen Verbrauchern und Verbraucherinnen daher vertraut. Deshalb wurde es in Deutschland auch nach der europaweiten Einführung des EU-Logos als freiwillige Bio-Kennzeichnung beibehalten. Da mit dem Siegel keine strengeren Vorschriften als mit dem EU-Logo verbunden sind, geht es Erzeugern, die ihre Produkte zusätzlich mit dem deutschen Siegel ausstatten, in erster Linie darum, die Bioqualität der Produkte deutlicher zu machen.
EU- und deutsches Bio-Siegel stehen für Lebens- und Futtermittel sowie unverarbeitete landwirtschaftliche Produkte, die aus kontrolliert ökologischer Landwirtschaft stammen. Das schließt die folgenden Punkte ein.
Vergabekriterien für das EU-Bio-Logo und das deutsche Bio-Siegel
- Zutaten zu mindestens 95 Prozent aus Ökolandbau; als streng geregelte Ausnahmen sind fünf Prozent nichtökologische Zutaten erlaubt, wenn sie nicht in Ökoqualität verfügbar sind.
- keine Gentechnik
- artgerechte Tierhaltung
- keine organisch-synthetischen Pflanzenschutz- und chemisch-synthetischen Düngemittel
- Codenummer nach dem Muster DE-ÖKO-XXX (Herkunftsland-Erzeugungsweise-zuständige Kontrollstelle)
- Herkunftsangabe für alle Zutaten: „EU-Landwirtschaft“, „Nicht EU-Landwirtschaft“, „EU-/Nicht EU-Landwirtschaft“. Stammen 98 Prozent der Zutaten aus einem einzigen Land, darf dieses benannt werden.
- Erzeuger, Verarbeiter und Importeure müssen alle europäischen Vorschriften für Ökolandbau umsetzen und sich Kontrollen unterziehen.
Regionale Bio-Siegel
Die Herkunft eines Erzeugnisses ist mitentscheidend für seine Ökobilanz. Wer „bio“ und regional einkaufen möchte, hat es in Bundesländern leichter, die länderspezifische Bio-Siegel für regional erzeugte Bioprodukte vergeben. Derzeit gibt es das „Bayerische Bio-Siegel“, das „Biozeichen BW“, das „BIO-Zeichen Mecklenburg-Vorpommern“ und das „Brandenburger Bio-Zeichen“. Die jeweiligen Bundesländer wollen damit natürlich auch die regionale Vermarktung der eigenen Erzeugnisse fördern – weil das Transportwege spart, gewinnt dabei auch die Umwelt. Mehr Informationen finden Sie bei der Verbraucher Initiative.
Bio-Siegel von Verbänden
Die deutschen Bio-Verbände vergeben eigene Labels – und haben das schon lange vor der Einführung des staatlichen Siegels getan. Der Anbauverband Bioland zum Beispiel wurde 1971 gegründet und Demeter bereits 1924. Weitere ökologische Anbauverbände sind unter anderem Naturland, Biokreis und Biopark. In der Regel gelten für die Verbandssiegel strengere Kriterien, die über EU-Anforderungen hinausgehen: Zum Beispiel schreiben die meisten deutschen Ökoverbände wesentlich weniger Tiere pro Hektar vor als das EU-Siegel. Trotzdem müssen alle Verbandsprodukte zusätzlich mit dem EU-Bio-Siegel gekennzeichnet sein. Für bewusste Käufer und Käuferinnen kann sich wegen der unterschiedlichen Anforderungen ein Bio-Siegel-Vergleich lohnen. Zu diesem Zweck finden sie hier eine Bio-Siegel-Tabelle.
Bio-Siegel der Einzelhändler
Die Einzelhandelskonzerne führen eigene Bio-Marken im Sortiment, die zum Beispiel „BioBio“, „Bio Organic“ oder „REWE Bio“ heißen. Diese Produkte bieten in der Regel keinen ökologischen Mehrwert gegenüber den EU-Standards. Da die Begriffe „Bio“ und „Öko“ jedoch seit 1993 gesetzlich geschützt sind, müssen auch hier die Vorgaben der europäische Ökoverordnung zwingend eingehalten werden. In Einzelfällen finden sich auf der Packung zusätzlich zum Handelssiegel auch Logos von Ökoverbänden. In diesen Fällen müssen die Standards des jeweiligen Verbands eingehalten werden.
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Initiative Tierwohl
Die Initiative Tierwohl ist ein privatwirtschaftlicher Zusammenschluss von Unternehmen und Interessenverbänden aus Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Handel. es geht also auch um die Vermarktung. Mehrere große Lebensmittelketten haben über die Initiative eine vierstufige Kennzeichnung von Fleischprodukten eingeführt: von Haltungsform 1 (Stallhaltung nach gesetzlicher Mindestanforderung) bis zur sogenannten Premium-Haltungsform 4. Die Kriterien für die Stufen 2 und 3 liegen weit unter den Ansprüchen für Biofleisch, während bei Stufe 4 ungefähr die gleichen Haltungsvorgaben gelten wie für das EU-Bio-Siegel. Es gibt zwar ein Kontrollsystem für die Teilnehmer der Initiative, prinzipiell wird die europäische Bio-Zertifizierung aber unabhängiger und mit strengeren Vorgaben kontrolliert.
DLG-Tierwohllabel
Das 2022 eingeführte Tierwohl-Label der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), einer Organisation der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft, ist auf Milchviehbetriebe ausgerichtet. Das DLG-Tierwohllabel gibt es in den Abstufungen Basis (gesetzliche Mindestanforderungen), Bronze, Silber und Gold. Mit jeder Stufe steigen die Anforderungen zum Beispiel an das Futter, das Platzangebot oder die Möglichkeit zu Weidegängen.
Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes
Der Deutsche Tierschutzbund (DTB) verfolgt mit seiner Zertifizierung keine eigenen wirtschaftlichen Interessen – allerdings ist das blaue Label mit dem DTB-Logo, das sowohl für Fleisch- als auch für Milch- und Legebetriebe vergeben wird, nur begrenzt verbreitet. Es gibt zwei Stufen: Einstiegsstufe (1 Stern) und Premiumstufe (2 Sterne). Beide Stufen gehen über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. So haben zum Beispiel Schweine schon bei der Einstiegsstufe rund 45 Prozent mehr Platz zur Verfügung als gesetzlich vorgeschrieben. Die Vorgaben der Einstiegsstufe entsprechen in etwa der Haltungsform 3 der Initiative Tierwohl und die DTB-Premiumstufe entspricht der Haltungsform 4.
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Siegel für fairen Handel
Fairer Handel – englisch: fair trade – bedeutet, dass Erzeuger in Entwicklungs- und Schwellenländern angemessen an den Gewinnen beteiligt werden, die mit ihren Produkten erzielt werden. Typischerweise handelt es sich dabei um Kakao, Kaffee, Tee, Baumwolle oder Bananen. Das Ernteland exportiert meist günstige Vorprodukte, etwa rohe Kaffeebohnen, die dann in Europa in Röstereien veredelt und teuer weiterverkauft werden. Der Großteil des Gewinns geht an hiesige Verarbeiter, Zwischenhändler und den Einzelhandel – die landwirtschaftlichen Arbeiter und Arbeiterinnen in den Erzeugerländern müssen mit niedrigen Löhnen und die lokale Händler mit geringen Gewinnmargen auskommen. Fair Trade bedeutet höhere Löhne und mehr Gewinn auf der Erzeugerseite.
In Deutschland vergibt die Organisation Fairtrade Deutschland ein grün-blaues FAIRTRADE-Siegel für fair gehandelte Erzeugnisse. Hersteller und Vertreiber haben sich vertraglich verpflichtet, die Standards von Fairtrade International einzuhalten und sich kontrollieren zu lassen. Bei Mischprodukten wie Keksen dürfen nur die Rohstoffe, die nicht in Fair-Trade-Qualität erhältlich sind, aus konventioneller Herstellung stammen und der faire Anteil muss mindestens 20 Prozent betragen. Außer den Siegeln von Fairtrade Deutschland gibt es weitere verlässliche Siegel von Verbänden und fairen Handelshäusern, darunter Gepa, El Puente, Naturland Fair oder BanaFair.
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