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Entkoffeinierter Kaffee: ein bedenkenloser Genuss?
Veröffentlicht am:09.01.2025
4 Minuten Lesedauer
Entkoffeinierter Kaffee ist eine beliebte Option für alle, die empfindlich auf Koffein reagieren. Beim Prozess der Entkoffeinierung werden allerdings bei einigen Verfahren Chemikalien eingesetzt, die möglicherweise krebserregend sind.
Was ist entkoffeinierter Kaffee?
Entkoffeinierter Kaffee sieht aus und schmeckt ähnlich wie herkömmlicher Kaffee enthält jedoch nur einen Bruchteil des Koffeins. In Cafés finden Sie auch die Bezeichnung „decaf coffee“. Bei dieser Kaffeevariante wurde Koffein aus Rohkaffeebohnen extrahiert. Da dieser Kaffee dennoch etwas Koffein enthält, ist er nicht mit komplett koffeinfreiem gleichzusetzen.
Die Bezeichnung ist nach EU-Richtlinien geregelt. Entkoffeinierter Kaffee darf nur als solcher bezeichnet werden, wenn der Koffeingehalt 0,1 Prozent nicht überschreitet. Eine Angabe über den genauen Restgehalt ist jedoch nicht vorgeschrieben.
Kurz erklärt: Was ist Koffein?
Koffein ist ein natürlich vorkommendes Alkaloid, das als stickstoffhaltige Verbindung in verschiedenen Pflanzen, wie zum Beispiel in Kaffee, Kakao, Kolanüssen und Teeblättern vorkommt. Es hilft, wach zu bleiben, unterstützt die Lernfähigkeit und kann die sportliche Leistung fördern. Bei seltenem Koffeinkonsum kann es zu gesundheitlichen Problemen wie Sodbrennen, Angstzuständen, Schlaflosigkeit und Herzrhythmusstörungen führen. Eine regelmäßige Zufuhr von Koffein führt jedoch zu einer steigenden Toleranz, wodurch ein Gewöhnungseffekt eintritt.
Welche Vorteile hat entkoffeinierter Kaffee?
Viele Menschen trinken gerne Kaffee wegen des Geschmacks und des Aromas, möchten aber auf die anregende Wirkung des Koffeins verzichten. Entkoffeinierter Kaffee bietet folgende Vorteile:
- Besserer Schlaf: Da entkoffeinierter Kaffee nur sehr geringe Mengen Koffein enthält, können Sie diesen auch genießen, wenn Sie auf Koffein mit Schlafstörungen reagieren. Sie können ihn sogar am späten Nachmittag oder Abend trinken.
- Geringeres Risiko bei Koffein-Überempfindlichkeit: Menschen, die empfindlich auf Koffein reagieren, verspüren nach dem Kaffeekonsum oft Herzrasen, Zittern oder sogar Angstgefühle. Entkoffeinierter Kaffee ermöglicht das Geschmackserlebnis ohne diese Nebenwirkungen.
- Magenschonend: Entkoffeinierter Kaffee ist für Menschen geeignet, deren Magen empfindlich auf Säure reagiert beziehungsweise die ihn nicht gut vertragen. Er enthält weniger Röstreizstoffe und regt die Magensäureproduktion daher nur minimal an.
- Für Schwangere und stillende Mütter geeignet: Während der Schwangerschaft und Stillzeit wird empfohlen, die Koffeinaufnahme zu begrenzen. Mit entkoffeiniertem Kaffee können werdende oder stillende Mütter weiterhin Kaffee genießen.
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Wie wird Kaffee entkoffeiniert?
Bei der Entkoffeinierung wird das Koffein aus den rohen grünen Kaffeebohnen entfernt. Dieser Prozess findet vor der Röstung statt. Dabei werden bis zu 97 Prozent des Koffeins extrahiert. Zum Vergleich: 150 Milliliter regulärer Kaffee enthalten 60–180 Milligramm Koffein, dieselbe Menge entkoffeinierter Kaffee dagegen nur 1–5 Milligramm.
Die gängigste Methode, Koffein aus den Bohnen zu extrahieren, ist die Verwendung von Dichlormethan als Lösungsmittel. Das Verfahren läuft in folgenden Schritten ab:
- Die Kaffeebohnen werden zunächst gedämpft, damit sie sich öffnen.
- Anschließend wird das Koffein mithilfe von Lösungsmitteln wie Dichlormethan extrahiert. Dieser Vorgang kann bis zu zehn Stunden dauern.
- Nach der Behandlung mit dem Lösungsmittel werden die Bohnen erneut bedampft, um eventuelle Lösungsmittelrückstände zu entfernen.
- Zum Schluss werden sie getrocknet.
Gängige Methoden zur Entkoffeinierung mit Dichlormethan
Dichlormethan ist eine Chemikalie, die als industrielles Lösungsmittel bei der Synthese, Extraktion und Reinigung von beispielsweise Antibiotika und Koffein verwendet wird. Zudem kommt es auch als Lösungsmittel in Abbeizmitteln, Spezialklebstoffen und Reinigungsmitteln zum Einsatz.
Eine Studie belegt, dass Dichlormethan potenziell krebserregend für Menschen ist. Im Zusammenhang mit der Entkoffeinierung von Kaffee, bei der es als Lösungsmittel verwendet wird, kann es bei dem Prozess vorkommen, dass Rückstände von Dichlormethan im Kaffee verbleiben. Bei einem Kilogramm Kaffeebohnen sind maximal zwei Milligramm Dichlormethan-Rückstände erlaubt. Auch wenn diese Rückstände gesundheitlich unbedenklich sind, kann das Wissen, dass sich ein krebserregender Stoff im Lebensmittel befindet, Unbehagen auslösen.
Neben Dichlormethan wird auch Ethylacetat als Lösungsmittel zur Entkoffeinierung von Kaffee verwendet. Ethylacetat ist eine Verbindung aus Alkohol und Essigsäure, die in Früchten und Gemüse vorkommt. Daher wird Kaffee, der mit dieser Methode entkoffeiniert wurde, teilweise auch als „natürlich entkoffeinierter Kaffee“ bezeichnet. Dieses Verfahren ist nicht nur wirksam, sondern auch unbedenklich.
Nachhaltige Entkoffeinierung mit Wasser
Neben den Verfahren mit Dichlormethan und Ethylacetat gibt es auch andere Möglichkeiten, Kaffee zu entkoffeinieren. Diese setzen nicht auf chemische Lösungsmittel, sondern auf nachhaltige und umweltfreundlichere Alternativen. Der „Swiss Water Process“ und die „Subcritical Water Extraction“ sind zwei Methoden, die auf Wasser basieren.
Beim „Swiss Water Process“ wird Wasser als „Lösungsmittel“ verwendet. Die grünen Kaffeebohnen bleiben dabei bis zu acht Stunden in Kontakt mit der Wasserlösung, um das Koffein zu extrahieren. Diese Methode ermöglicht eine effektivere und schonendere Extraktion. Des Weiteren gibt es noch die „Subcritical Water Extraction“, bei der ebenfalls Wasser als Lösungsmittel verwendet wird. Bei dieser Methode wird allerdings mit hohen Temperaturen zwischen 100 bis 374 Grad Celsius sowie hohem Druck gearbeitet. Durch die gezielte Anpassung der Temperaturen, ermöglicht diese Methode eine selektivere und effizientere Extraktion.
Eine weitere nachhaltige Methode ist die CO₂-Entkoffeinierung, bei der Kohlendioxid (CO₂) als sicheres und rückstandsfreies Lösungsmittel verwendet wird. Allerdings ist diese Methode mit hohen Produktionskosten verbunden.
Die Entkoffeinierungsmethode wird nur selten auf der Verpackung angegeben. Bei Produkten mit einem Bio-Siegel und anerkannter Zertifizierung kann man jedoch davon ausgehen, dass ein nachhaltiges Verfahren ohne Dichlormethan oder andere chemische Lösungsmittel angewandt wurde. Eine Bio-Zertifizierung verbietet nämlich den Einsatz von Chemikalien bei der Herstellung, weshalb bei Bio-zertifiziertem entkoffeiniertem Kaffee Verfahren wie der „Swiss Water Process“ oder die CO₂-Entkoffeinierung eingesetzt werden müssen.
Alternativen zu entkoffeiniertem Kaffee
Wer den Geschmack von Kaffee mag, aber Koffein meiden möchte, hat neben entkoffeiniertem Kaffee verschiedene geschmacksähnliche Alternativen aus Getreide oder anderen Pflanzen wie zum Beispiel:
- Getreidekaffee
- Malzkaffee
- Lupinenkaffee
- Zichorienkaffee
Während das kaffeeähnliche Aroma und die Farbe durch Röstung erreicht wird, sorgen die geringe Zugabe von Speisefetten, Zuckerarten und Kochsalz für den Geschmack. Getreidekaffee enthält jedoch Gluten und sollte bei einer Zöliakie vermieden werden.
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