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Was macht Gewürznelken so gesund?

Veröffentlicht am:18.12.2024

6 Minuten Lesedauer

Die Gewürznelke verleiht einem kräftigen Rotkohl eine ebenso besondere Note wie einem indischen Curry. Dass sie neben der besonderen Würze auch viele gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe enthält, machen sich die Menschen schon lange zunutze.

Keramikschale auf grauem Grund, gefüllt mit Gewürznelken. Um die Schale herum sind zahlreiche Nelken verstreut.

© iStock / bhofack2

Wie die Gewürznelke das Zeitalter der Entdeckungen befeuerte

„Im Anfang war das Gewürz.“ So lautet der erste Satz in Stefan Zweigs historischem Roman Magellan. Der Mann und seine Tat. Und darin steckt sehr viel Wahrheit: Kolumbus, Vasco da Gama oder Magellan: Mit den Namen dieser großen Seefahrer verbinden wir zwar die Entdeckung Amerikas, die erste Umrundung des Kaps der Guten Hoffnung und die erste Weltumsegelung durch die Auffindung der Magellanstraße. Ihnen allen ging es aber nicht um diese Entdeckungen, sondern um ein anderes, gemeinsames Ziel: Indien auf dem Seeweg zu erreichen und auch die heute indonesische Inselgruppe der Molukken, früher als Gewürzinseln bekannt.

Gewürze waren kostbar und die traditionellen Handelsrouten über Land durch das Osmanische Reich blockiert. Ein Seeweg musste gefunden werden, um einen neuen Zugang zum lukrativen Gewürzgeschäft zu finden. Und die höchsten Handelsgewinne versprachen jene Gewürze, die nur auf den Gewürzinseln wuchsen: der Muskatnussbaum und der Nelkenbaum.

Der markante exotische Duft und der durchdringende süß-würzige Geschmack der Gewürznelke machte sie zum Prestigeobjekt für die herrschaftlichen Tafeln Europas, wo sie im Braten steckten oder im Würzwein schwammen. Heute werden Muskatnuss und Gewürznelken in vielen tropischen Regionen angebaut und stehen in nahezu jedem deutschen Gewürzregal – in der Frühen Neuzeit aber waren sie ein so begehrtes und wertvolles Gut, dass um sie im frühen 16. Jahrhundert der Nelkenkrieg entbrannte.

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Die Gewürznelke im Kurzportrait

Die Gewürznelke (Syzygium aromaticum) ist ein immergrüner Baum aus der Familie der Myrtengewächse mit weißlichen bis rosafarbenen Blüten. Für das Würzmittel werden die Knospen vor der Blüte abgeerntet, wenn sich die etwa zwei Zentimeter langen nagelförmigen Blütenknospen von grün nach rosa verfärben. Ihrer Nagelform verdankt die Gewürznelke ihren deutschen Namen: „Nelke“ bedeutet so viel wie „Nägelchen“.

Für die Verwendung als Gewürz müssen die Knospen der Nelke getrocknet werden, wobei sie eine braune Farbe annehmen. Wer die getrockneten Blütenknospen zwischen den Fingern reibt, riecht sofort den typischen Nelkenduft. Diesen Geruch und Geschmack verdanken Gewürznelken dem ätherischen Öl, das sich im gesamten Nelkenbaum, in der höchsten Konzentration aber in den Blütenknospen befindet. Dabei sind Gewürznelken eines ganz gewiss nicht: dezent. Wo sie mitmischen, drängen sie sich in den Vordergrund.

Schon im Mittelalter wusste man, dass Gewürznelken nicht nur den Geschmack aufpeppen, sondern auch Lebensmittel haltbarer machen. Sie verlängern die Haltbarkeit insbesondere von Fleisch. Heute sind die dafür verantwortlichen antimikrobiellen Eigenschaften der Gewürznelke wissenschaftlich nachgewiesen. Als Heilmittel wurde die Gewürznelke im europäischen Mittelalter hingegen nur in begrenztem Umfang verwendet. In der traditionellen indischen und chinesischen Medizin spielt sie jedoch seit Jahrhunderten eine tragende Rolle.

Die Gewürznelke hat übrigens nichts mit der gleichnamigen Blume zu tun. Zumindest nicht botanisch. Die Blume wurde erst viel später aus China nach Europa eingeführt. Aufgrund der Ähnlichkeit der getrockneten Knospe der Gewürznelke mit einigen Nelkenblüten wurde der Name des Gewürzes auf die Blumen übertragen.

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Die Gewürznelke als natürliches Heilmittel

Ob das Aroma, die konservierenden Eigenschaften oder die medizinische Wirksamkeit: Immer ist das ätherische Öl der Nelke für den Effekt verantwortlich. Nur dieses Nelkenöl und das daraus isolierte ätherische Öl Eugenol werden arzneilich verwendet. Als Hausmittel werden manchmal auch die Gewürznelken selbst verwendet.

Medizinisch wirksame Inhaltsstoffe

Eugenol ist der Hauptinhaltsstoff des Nelkenöls. Sein Anteil liegt bei mindestens 50 und bis zu über 90 Prozent. Außerdem enthält Nelkenöl die sekundären Pflanzenstoffe Acetyleugenol (Eugenylacetat), ß-Caryophyllen und Humulen (α-Caryophyllen). Sowohl für Eugenol als auch für die anderen drei Inhaltsstoffe gibt es wissenschaftliche Studien zur medizinischen Anwendung. Demnach wirken die vier Inhaltsstoffe ähnlich, wobei Eugenol das breiteste Wirkungsspektrum zugeschrieben wird: antimikrobiell (hemmt das Wachstum von Bakterien, Viren und Pilzen), entzündungshemmend, wundheilend, leicht schmerzstillend, örtlich betäubend, antioxidativ und krebshemmend. Außerdem soll Eugenol vor (stechenden) Insekten schützen.

Welche Wirkung ist für Nelkenöl nachgewiesen?

Die Forschung hat nachgewiesen, dass natürliche Antioxidantien wie die Inhaltsstoffe des Nelkenöls oxidativen Stress und oxidative Schäden reduzieren. Ferner ist belegt, dass Nelkenöl Kolibakterien, bestimmte Grippe- und Herpesviren sowie Schimmelpilze bekämpft. Aufgrund dieser antimikrobiellen Wirkung eignet sich Nelkenöl als Antiseptikum für den Mund- und Rachenraum. Da es zudem schmerzstillend und entzündungshemmend wirkt, spielt die Gewürznelke in der Zahnmedizin seit Jahrhunderten eine Rolle bei der Behandlung von Entzündungen oder Zahnschmerzen.

Welche Wirkung von Nelkenöl ist wissenschaftlich nicht belegt?

In der traditionellen indischen und chinesischen Medizin kommt Nelkenöl auch bei Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Blähungen oder Bauchschmerzen zum Einsatz. Es gibt jedoch keine aussagekräftigen Studien, die die Wirksamkeit bei solchen Beschwerden belegen. Zu beachten ist auch, dass nicht alles, was „in vitro“ – also unter Laborbedingungen – funktioniert, sich auch in der medizinischen Praxis bewährt: Zum Beispiel die Wirksamkeit von Eugenol gegen Krebs. Hierzu ist noch viel weitere Forschung notwendig.

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Wozu Sie Nelkenöl benutzen können

Wirksam gegen Bakterien, Viren und Schmerzen – das klingt nach einem Wundermittel. Aber das ist Nelkenöl nicht. Sonst hätte Ihnen Ihr Arzt oder Ihre Ärztin sicher schon einmal Nelkenöl verschrieben. Dies ist wahrscheinlich nicht der Fall, auch weil zwar die prinzipiellen Wirkmechanismen von Eugenol und Co. bekannt sind, aber weitere Forschung notwendig ist, um herauszufinden, wie und in welcher Dosierung diese konkret für die Behandlung verschiedener Krankheiten genutzt werden können.

Traditionelles Mittel zur Mundhygiene

Nelken für Zahnschmerzen, bei leichten Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie die Mundhygiene sind seit dem Mittelalter bewährt – ohne den Besuch beim Zahnarzt oder bei der Zahnärztin zu ersetzen: Karies oder Parodontitis gehören in professionelle Hände. Als Hausmittel ist Nelkenöl aber gut geeignet und wenn Sie häufig unter Zahnschmerzen oder Zahnfleischentzündungen leiden, lohnt es sich, ein Fläschchen Nelkenöl in der Hausapotheke zu haben. Aber Vorsicht: Die ätherischen Öle reizen die Schleimhäute, weshalb eine verdünnte Anwendung geboten ist: zum Beispiel auf einem mit Wasser getränkten Wattebausch, den Sie sanft auf die schmerzende Stelle drücken. Ist kein Öl zur Hand, können Sie auch auf einer Gewürznelke kauen. Bei Entzündungen oder zur deren Vorbeugung können Sie mit verdünntem Nelkenöl gurgeln.

Nebenwirkungen von Gewürznelken und Nelkenöl

Auf die Reizwirkung von Nelkenöl auf die Schleimhäute wurde bereits hingewiesen. Abgesehen von solchen lokalen Reizungen ruft Nelkenöl in geringen Dosen selten allergische Reaktionen und Kontaktekzeme hervor und hat ansonsten keine Nebenwirkungen. Der Verzehr größerer Mengen kann jedoch zu Organ- und Gewebeschäden führen. Beachten Sie daher die Hinweise auf der Verpackung des Öls. Bei normaler Verwendung in der Küche bestehen keine Bedenken. Wenn es geschmacklich passt, können Sie mit den Nelken ein paar Antioxidantien ins Essen zaubern. Völlig nebenwirkungsfrei ist es, sich die Wirksamkeit gegen Insekten zunutze zu machen und Nelkenöl in eine Duftlampe zu geben.

Zweig eines Nelkenbaums mit nagelförmigen grünen und violetten Blütenknospen und vereinzelten weißen Blüten.

© iStock / Bicho_raro

Gewürznelken sind die getrockneten Knospen des Nelkenbaums.

Verwendung von Nelken in der Küche

Als Gewürz haben Gewürznelken ein würziges bis süßes Aroma mit einer leicht brennenden, bisweilen scharfen Note. Der Geschmack bleibt lange im Mund.

In Asien vielfältig genutzt, in Europa ein Winterspezialist

In der indischen und anderen asiatischen Küche werden Nelken häufig verwendet – zum Beispiel in Currys oder im würzigen Reisgericht Biryani. In Mitteleuropa sind Gewürznelken eher ein „Wintergewürz“. So sind sie ein wichtiger Bestandteil vieler traditioneller Weihnachtsgerichte, zum Beispiel in Lebkuchen und anderem Weihnachtsgebäck. Sie verfeinern aber auch Rotkohl oder deftige Schmor- und Wildgerichte. Braten werden gerne mit Nelken gespickt. Außerdem geben Nelken vielen Heißgetränken wie Gewürztee, Glühwein und Punsch eine besondere Note.

Woran erkenne ich qualitativ hochwertige Nelken?

Es gibt zwei Tests, um die Qualität von Gewürznelken zu überprüfen:

  • Bei der sogenannten Nagelprobe ritzen Sie die Gewürznelke oben am Stängel mit dem Fingernagel ein. Wenn dabei etwas ätherisches Öl austritt, ist das ein Zeichen für einen hohen Gehalt an ätherischem Öl und damit für gute Qualität.
  • Bei der Schwimmprobe erkennen Sie minderwertige Nelken daran, dass sie waagerecht wie Zweige im Wasser schwimmen. Nelken mit einem höheren Gehalt an ätherischem Öl schwimmen dagegen senkrecht mit dem Kopf nach oben oder versinken im Wasser.

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