Lebensmittel
Ist Lakritz gesund oder ungesund?
Veröffentlicht am:26.01.2024
4 Minuten Lesedauer
Lakritz stammt traditionell aus der Wurzel der Süßholzpflanze. Für einige Personen ist der Verzehr von Lakritz wegen seiner Inhaltsstoffe problematisch – und auch ein zu hoher Konsum des Genussmittels kann zu Beschwerden führen.
Was ist Lakritz?
Der Wurzelextrakt des Echten Süßholzes wird als Lakritz oder Lakritze bezeichnet. Lakritz kennen die meisten Menschen als Süßigkeit. Es zählt ebenso wie zum Beispiel Kaffee, Schokolade, Tabak oder Alkohol zu Genussmitteln – also zu Produkten, die unabhängig von ihrem Nährwert aufgrund ihrer anregenden geschmacklichen Eigenschaften genossen werden. Das bedeutet, dass Lakritz nicht verzehrt wird, um dem Körper wichtige Nahrungsbestandteile zuzuführen. Stattdessen essen Menschen Lakritz, weil es ihnen schmeckt.
Woraus besteht echtes Lakritz?
Der in der Süßholzpflanze enthaltene Pflanzenstoff Glycyrrhizin weist eine 50fach höhere Süßkraft auf als klassischer Haushaltszucker. Ihren typischen Geschmack erhält die Lakritze durch die Süßholzwurzel.
Die Pflanze gehört zu den Hülsenfrüchten und wächst unter anderem in Asien, Amerika, Australien und dem Mittelmeerraum. Echtes Süßholz wird vor allem zum Süßen verwendet. Es lässt sich maschinell immer weiter zerkleinern bis ein feiner, faseriger Brei entsteht. Nach mehrstündigem Kochen und Eindicken können die Fasern entfernt und das Rohlakritz verarbeitet werden. Das einzigartige Aroma gibt es nicht nur in Lebensmitteln, sondern auch in Tabakprodukten. Viele Menschen kennen Süßholz zudem als Bestandteil von Teemischungen.
Welche weiteren Inhaltsstoffe stecken in Lakritz?
Lakritz-Süßigkeiten bestehen nur zu einem geringen Anteil aus Rohlakritz (in der Regel etwa fünf Prozent). Dieses Extrakt sieht schwarz aus und wird mit weiteren Zutaten wie Zucker, Zuckersirup, Mehl, Bienenwachs, Gelatine und Salmiak vermengt. Auch Farb- und Aromastoffe werden hinzugefügt. So entstehen daraus mild-süße bis herb-salzige Geschmacksrichtungen.
Laut Richtlinie für Zuckerwaren des Lebensmittelverbandes gilt, dass mindestens drei Prozent Rohlakritz in Produkten enthalten sein sollten, um den Begriff Lakritz zu rechtfertigen. Diese Definition ist rechtlich aber nicht verbindlich. Das heißt, es gibt Lakritzprodukte, die ohne Süßholzextrakt hergestellt werden. Für den Geschmack sorgen künstliche Aromen.
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Wie wirkt Lakritz auf den Körper?
Etwa zehn Prozent der Menschen in Europa nehmen regelmäßig lakritzhaltige Lebensmittel zu sich. Der enthaltene Pflanzenstoff Glycyrrhizin wird im Körper durch Darmbakterien in Zucker und in die sogenannte freie Glycyrrhetinsäure umgewandelt. Diese kann ein Enzym in der Niere behindern, wodurch es zu Natrium- und Wasseranreicherungen im Körper und verstärkten Kaliumverlusten über den Urin kommt. Dabei treten folgende Symptome auf:
- erhöhter Blutdruck
- Muskelschwäche
- Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme)
In der Lakritzherstellung werden häufig Ammoniumchlorid oder andere zulässige Salze verwendet. Ammoniumchlorid ist chemisch gesehen dasselbe wie Salmiak – es darf nur in bestimmten Mengen konsumiert werden. Der Geschmack des farblosen Salzes lässt sich als bitter-salzig-säuerlich beschreiben. Eine tägliche Aufnahme von 100 bis 150 Milligramm Ammoniumchlorid pro Kilogramm Körpergewicht kann zu Übelkeit und Erbrechen führen sowie zu neurologischen Beschwerden wie Lähmungserscheinungen. Bei sehr hohen Dosen von Salmiak wurden mitunter auch Stoffwechselprobleme durch eine Übersäuerung des Blutes (metabolische Azidose) beobachtet. Konkret heißt das: Gesundheitsrisiken bestehen ab einem Gehalt von mehr als 20 Gramm Salmiak pro Kilogramm Lakritzprodukt.
Kennzeichnung von Lakritz und empfohlene Höchstmengen
Es gibt verschiedene Kennzeichnungen für Lakritzprodukte, die sich insbesondere auf die genannten Bestandteile Ammoniumchlorid/Salmiak und Glycyrrhizinsäure beziehen.
Kennzeichnung von Ammoniumchlorid/Salmiak:
- Produkte, die mehr als 20 Gramm Salmiak pro Kilogramm enthalten, müssen seit 2021 mit der Aussage „Erwachsenenlakritz – kein Kinderlakritz“ gekennzeichnet sein.
- Salmiak-Gehalte zwischen 44,9 und 79,9 Gramm pro Kilogramm werden mit „Extra stark, Erwachsenenlakritz – kein Kinderlakritz“ gelabelt.
- Produkte mit über 80 Gramm pro Kilogramm Salmiak müssen mit einem Warnhinweis beschriftet werden: „Übermäßiger Verzehr kann insbesondere bei Personen mit Nierenerkrankungen die Gesundheit beeinträchtigen“.
Kennzeichnung von Glycyrrhizinsäure:
- Süßwaren oder Getränke, wie etwa Lakritzlikör, die eine Konzentration an Glycyrrhizinsäure von 10 Milligramm pro 100 Gramm oder 10 Milligramm pro Liter enthalten, müssen die Kennzeichnung „enthält Süßholz“ tragen – außer, der Begriff „Glycyrrhizin“ ist bereits in der Zutatenliste aufgeführt.
- Liegt die Konzentration von Glycyrrhizinsäure bei mindestens 400 Milligramm pro 100 Gramm (Starklakritz), werden die Produkte mit der Aufschrift „enthält Süßholz – bei hohem Blutdruck sollte ein übermäßiger Verzehr dieses Erzeugnisses vermieden werden“ versehen.
Dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zufolge sollte die Aufnahme von Glycyrrhizin auf unter 100 Milligramm pro Tag beschränkt werden. Folgende Übersicht zeigt Lakritzprodukte und empfohlene Höchstmengenfür Erwachsene laut dem BfR:
- Kinderlakritz: maximal maximal 100 Gramm pro Tag
- Erwachsenenlakritz (0,2 Gramm Glycyrrhizin pro 100 Gramm): möglichst weniger als 50 Gramm pro Tag
- Starklakritz (0,4 Gramm Glycyrrhizin pro 100 Gramm): maximal 25 Gramm pro Tag
Vorsicht bei importiertem Lakritz
Entsprechend weniger sollten Erwachsene zu sich nehmen. Für Kinder gibt es keine explizit empfohlenen Höchstmengen. Sie dürfen lediglich Kinderlakritz verzehren, wobei die Grenze, abhängig vom Alter, deutlich niedriger liegen sollte als bei Erwachsenen.
Ist Lakritz in der Schwangerschaft erlaubt?
Forschende sind sich hinsichtlich des Lakritzverzehrs bei Schwangeren nicht einig. Möglicherweise verstärkt eine hohe Aufnahme von Lakritz beziehungsweise des in Lakritz enthaltenen Glycyrrhizins die Konzentration von Cortisol im Körper des ungeborenen Kindes. Darüber hinaus diskutieren Fachleute darüber, ob das Glycyrrhizin möglicherweise das kindliche Geburtsgewicht oder das Risiko für eine Fehlgeburt erhöhen könnte. Im Rahmen einer finnischen Studie wurde ein vermehrtes Auftreten von ADHS oder Gedächtnisproblemen beobachtet. Da die Studien- und Datenlage für eindeutige Schlussfolgerungen nicht ausreicht, bedarf es weiterer Untersuchungen.
Möglicherweise regt Glycyrrhizinsäure zudem die Produktion des Hormons Progesteron im Körper der Schwangeren an, was frühzeitige Wehen auslösen könnte. Weil sich negative Auswirkungen auf das ungeborene Kind durch den Verzehr von Lakritz und anderen Produkten mit Süßholz derzeit nicht ausschließen lassen, gilt für Schwangere die Empfehlung, keine oder wenig davon zu konsumieren. Während der Stillzeit ist es ratsam, auf große Mengen Süßholzwurzel und Lakritzprodukte zu verzichten.