Zum Hauptinhalt springen
AOK WortmarkeAOK Lebensbaum
Gesundheitsmagazin

Lebensmittel

Wenn Kinder Picky Eater sind: Was ist das und was hilft?

Veröffentlicht am:16.07.2024

5 Minuten Lesedauer

Kinder haben meist ihre Lieblingsspeisen – und Lebensmittel, die sie verschmähen. Das ist bei Erwachsenen nicht anders. Kinder, die Picky Eater sind, akzeptieren hingegen nur eine sehr eingeschränkte Auswahl an Lebensmitteln – das kann Eltern ratlos machen.

Ein kleines Mädchen in geblümtem Sommerkleid sitzt mit verschränkten Armen auf einem grauen Sessel und schaut angeekelt auf einen Teller mit Gemüse, der auf einem Tisch vor ihr steht.

© iStock / Zinkevych

Was ist ein Picky Eater?

Die englische Bezeichnung picky eater steht für „wählerischer Esser“. Diese Kinder zeigen ein eingeschränktes Essverhalten – sie suchen sich ihre Lebensmittel also sehr genau aus. Das verlangt ihren Eltern zwar einige Geduld ab, normalerweise stellt das besondere Essverhalten aber keine Essstörung mit einer ernsthaften Bedrohung für die Gesundheit dar. Die meisten Kinder werden im Kleinkindalter zu mäkligen Esserinnen und Essern – in dem Alter also, in dem Kinder ihren eigenen Willen entdecken und so viel wie möglich selbst bestimmen wollen. Viele sind dann schon aus Prinzip erstmal dagegen, ganz gleich, was auf den Tisch kommt. Eine entsprechende Studie mit Kindern im Alter zwischen 4 und 30 Monaten kommt zu dem Schluss, dass rund 22 Prozent dieser Altersgruppe zu den Picky Eatern gehört.

Zwar gibt es keine einheitliche Definition für wählerisches Essverhalten, aber das Prinzip dürfte den meisten Eltern bekannt sein: Picky Eater sind beim Essen sehr wählerisch und lehnen neue Lebensmittel eher ab. Das führt dazu, dass Eltern sich oft auf eine kleine Auswahl von Nahrungsmitteln und Gerichten beschränken – in der Hoffnung, dass ihr Kind sie isst. Eine abwechslungsreiche Ernährung sieht meist anders aus. Bei Kindern ist oft eine sogenannte Lebensmittel-Neophobie Teil der Picky-Eater-Phase: Dabei empfinden Menschen eine große Scheu davor, unbekannte Nahrungsmittel, wie etwa eine neue Gemüsesorte, zu probieren.

Ist Picky Eating eine Krankheit?

Eine Krankheit im medizinischen Sinne ist Picky Eating nicht. Es handelt sich vielmehr um ein besonderes Essverhalten. Vor allem für die Eltern betroffener Kinder ist es gut zu wissen, dass Picky Eater keineswegs automatisch auch unter einer sogenannten selektiven Essstörung – oder von Fachleuten vermeidend-restriktive Ernährungsstörung (ARFID) genannt– leiden. Durch die unzureichende Nahrungsaufnahme können Kinder mit ARFID unter anderem an Nährstoffmangel leiden und untergewichtig sein.

Woran erkennen Eltern, dass ihr Kind ein Picky Eater ist?

Eltern von Picky Eatern fällt meist schnell auf, dass sich ihr Kind im Gegensatz zu anderen nur für sehr wenige Nahrungsmittel begeistern kann und sich schlichtweg weigert, diverse Speisen zu essen oder auch nur zu probieren. Manchmal reicht es, dass sich die verschiedenen Zutaten auf dem Teller berühren, um sie abzulehnen. Oft verweigern Picky Eater plötzlich auch bisher akzeptierte Lebensmittel – Apfelspalten und Kartoffeln, die gestern noch klaglos gegessen wurden, sind plötzlich tabu und nur noch Nudeln „mit ohne alles“ oder Naturjoghurt werden angenommen.

Einige Picky Eater brauchen ungewöhnlich lange, um ihre Mahlzeiten zu beenden, und sind mehr damit beschäftigt, auf ihrem Teller herumzustochern als mit dem Essen selbst. Außerdem haben Kinder mit einem wählerischen Essverhalten meist häufiger Hunger – das kann daran liegen, dass die wenigen verzehrten Mengen nicht lange satt machen.

Passende Artikel zum Thema

Picky Eating hat viele Ursachen

Wenn Kinder zu einem kritischen Essverhalten neigen, kann das verschiedene Ursachen haben. Einige Studien zeigen, dass Stillprobleme oder eine verspätete Umstellung auf feste Kost Ursachen sein können. Andere sehen Anpassungsschwierigkeiten, die auftreten können, wenn Kinder von Brei auf eher stückige Kost umgestellt werden oder in der Zeit, in der Kinder anfangen, selbstständig zu essen und vermehrt neue Geschmacksrichtungen kennenlernen. Wenn ihre Kinder schon sehr früh beim Essen wählerisch sind, machen sich Eltern oft Sorgen, dass sie nicht genügend Nahrung zu sich nehmen – und verstärken mit ihren Bemühungen, ihren Kindern das Essen schmackhaft zu machen, unbewusst deren Verhalten. Auch Hochsensibilität kann das Essverhalten bestimmen. Ein Mix aus unterschiedlichen Konsistenzen und Geschmäckern, wie zum Beispiel in einem Eintopf, kann bei hypersensiblen Kindern zu einer Ablehnung dieser Speisen führen, da sie Sinneseindrücke intensiver erleben.

Die Picky-Eater-Zeit kann aber auch einfach Ausdruck der Autonomiephase sein. In dieser umgangssprachlich Trotzphase genannten Zeit entdecken Kinder ihren eigenen Willen. Dazu gehört auch, dass zwei- bis vierjährige Kinder am Esstisch die Auswahl der von den Eltern angebotenen Speisen schon aus Prinzip ablehnen.

Einmal picky, immer picky?

„Ich will nur Reis – keine Soße“ – solche Aussagen sorgen nicht gerade für gute Laune am Esstisch. Die meisten Eltern sehnen ein baldiges Ende der mäkligen Essenphase ihrer Kinder herbei. Zwar ernähren sich Picky Eater mit zunehmendem Alter deutlich abwechslungsreicher, doch nicht jedes Kind legt sein wählerisches Essensverhalten früh wieder ab. Das Verhaltensmuster kann sich bis zum vierten Lebensjahr verfestigen. Eine Studie zeigt, dass mäkelige Kleinkinder dann oft bis ins Schulalter hinein pingelige Esserinnen und Esser bleiben.

JolinchenKids – gesunde Ernährung in der Kita

Das Präventionsprogramm JolinchenKids bringt Kita-Kindern mit fünf Modulen das Thema Gesundheit näher – dazu gehört natürlich auch das Thema gesunde Ernährung.

Wie gehe ich mit Picky Eatern am besten um?

Es überrascht wenig, dass Eltern es lieber haben, wenn es am Esstisch möglichst harmonisch zugeht. Eine entspannte Atmosphäre ist tatsächlich auch die beste Strategie im Umgang mit Picky Eatern. Heftige Diskussionen, Bestrafungen, wie etwa das Verbot, sich mit Freunden zu treffen, wenn der Teller nicht leer gegessen wird, oder auch Bestechungen mit Nachtisch sind bei einem wählerischen Essverhalten nicht die Mittel der Wahl. Sie erzeugen Druck und können so das unerwünschte Essensmuster eher verstärken. Besonders wichtig ist es, die Kinder nicht zum Essen zu zwingen, sondern Geduld mitzubringen und sich auf die Essensvorstellungen des Kindes einzulassen. Das bedeutet aber nicht, dass Picky Eater extra bekocht werden sollten. Bewährt hat sich die Strategie „Dranbleiben“, also die Kinder immer wieder aufs Neue zu motivieren und verschiedene Variationen der Zubereitung auszuprobieren.

Eine Familie mit zwei Kindern sitzt entspannt und lachend zusammen beim Essen an einem Holztisch.

© iStock / skynesher

Drei Picky-Eating-Tipps für Eltern

„Aber das Kind muss doch etwas essen!“ ist ein Gedanke, der die Eltern wählerischer Esserinnen und Esser beschäftigt. Diese drei Strategien können helfen:

  • Die Eigenständigkeit von Kindern fördern: Auf den Tisch kommt stets eine abwechslungsreiche Auswahl an Lebensmitteln, tägliches Obst und Gemüse gehören dazu. Die Kinder dürfen entscheiden, was und wie viel sie davon essen.
  • Kinder immer wieder Neues probieren lassen: Auch wenn es anfangs nicht gemocht wird, sollten Eltern neue Gerichte immer wieder anbieten. Bis zu 15 positive Erfahrungen können nötig sein, bis ein neues Lebensmittel akzeptiert wird.
  • Regelmäßige positive Essenserlebnisse schaffen: Eine nicht wertende und wohlwollende Stimmung am Tisch sowie eine gemeinsame Mahlzeit ohne Extrawünsche kann Kinder positiv beeinflussen. Regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten im Familienkreis können hier unterstützen. Eine Untersuchung zeigt, dass Kinder, die häufiger gemeinsam mit der Familie essen, oft weniger wählerisch sind.

Wann sollten Eltern zum Arzt oder zur Ärztin gehen?

Die meisten Picky Eater bekommen trotz ihres eher zögerlichen Essverhaltens genügend Nährstoffe und Kalorien. In einer entsprechenden Studie waren zwei Drittel der Picky-Eater-Kinder mit einem wählerischen Essverhalten nicht zu dünn. Besorgte Eltern übermäßig wählerischer Kinder können sich aber natürlich an eine Praxis für Kinder- und Jugendmedizin wenden. Verweigert das Kind feste Nahrung, isst es ohne Appetit, nimmt es plötzlich Gewicht ab oder erbricht sich regelmäßig, sollten Eltern ihr Kind unbedingt von einem Kinderarzt oder einer Kinderärztin untersuchen lassen.


Waren diese Informationen hilfreich für Sie?

Noch nicht das Richtige gefunden?