Lebensmittel
In aller Munde. Wie gesund sind Vitamingummibärchen eigentlich?
Veröffentlicht am:12.03.2021
3 Minuten Lesedauer
Sie sind verlockend süß, kunterbunt und versprechen eine Extraportion gesunder Inhaltsstoffe: Vitamingummibärchen. Doch was steckt wirklich dahinter, lohnt sich der Griff zur "gesünderen" Alternative überhaupt? Erfahren Sie hier, worauf Sie beim Kauf solcher Produkte achten können und welche natürlichen Alternativen sich anbieten.
Vitamingummibärchen: Was ist drin?
Vitamingummibärchen sind meist sehr stark mit Vitaminen angereichert und gelten deswegen als Nahrungsergänzungsmittel. Laut Herstellern enthalten sie so viele Mikronährstoffe, dass mit ihnen der Tagesbedarf von Vier- bis Siebenjährigen bis zu über 100 Prozent gedeckt werden kann – je nach enthaltenem Vitamin schon oft mit nur vier Bärchen.
Die meisten der in Drogerien verkauften Vitamingummibärchen beinhalten vor allem die Vitamine C, E, B6 und B12 sowie Thiamin, Riboflavin und Niacin. Einige der Produkte liefern neben den Vitaminen auch andere Mikronährstoffe wie Kalzium, Eisen oder Zink. Eltern, die zu den Gummibärchen greifen, vergessen jedoch häufig: Ihre Kinder nehmen die benötigten Vitamine über die täglichen Mahlzeiten und üblichen Lebensmittel ohnehin auf.
Das Bundesministerium für Risikobewertung (BfR) empfiehlt deshalb, dass Nahrungsergänzungsmittel für Kinder nur eine bestimmte Menge an Vitamin A sowie kein zusätzliches Eisen, Kupfer, Mangan und Zink enthalten sollten. In vielen Produkten wird dies von den Herstellern allerdings nicht berücksichtigt. Darüber hinaus zählen Gummibärchen nach wie vor zu Süßigkeiten. So ist es kaum verwunderlich, dass in etwa 100 Gramm Vitamingummibärchen häufig auch mehr als 50 Gramm reiner Zucker stecken.
Nahrungsergänzungsmittel für Kinder: Werbung und Realität
Neben den Vitamingummibärchen gibt es Nahrungsergänzungsmittel für Kinder auch in Form von Säften. Durch die Werbung wird oft vermittelt, dass die Extraportion an Vitaminen, Mineralstoffen oder Fettsäuren Kindern dabei helfe, den Herausforderungen des Alltags besser gewachsen zu sein – vor allem wenn es darum geht, leistungsfähiger als andere zu werden oder Konzentrationsprobleme und Lernschwächen zu überwinden. Emotionalisierte Slogans suggerieren außerdem, Kinder benötigten eine Art „gehirnspezifische“ Ernährung. So werden beispielsweise für unruhige Kinder häufig Produkte angeboten, die viele Omega-3-Fettsäuren enthalten. Mit Präparaten, die mit unterschiedlichen Vitaminen ergänzt werden, versprechen die Hersteller dann Verbesserung und Unterstützung der Denk- und Lernleistungen.
Viele solcher Angaben in Werbespots und -anzeigen sind wissenschaftlich nicht belegt. Die Health-Claims-Verordnung (HCVO) ist ein wichtiger EU-Beschluss, der Verbraucher vor irreführenden oder falschen Aussagen zu vermeintlich gesunden Lebensmitteln schützen soll. Allgemein dürfen laut HCVO nur für sehr wenige Inhaltsstoffe Aussagen in Bezug auf die Entwicklung und Gesundheit von Kindern getroffen werden.
Wann brauchen Kinder Nahrungsergänzungsmittel?
In der Regel ist lediglich bei einem nachgewiesenen Nährstoffmangel ist eine Ergänzung unter ärztlicher Aufsicht sinnvoll – und das auch nur dann, wenn vorher die Ursache für den Mangel ermittelt wurde. Etwas anders sieht es mit zusätzlichen Vitaminen für Kinder im ersten Lebensjahr aus. Sie haben durch ihr Knochenwachstum einen erhöhten Bedarf an Vitamin D. Muttermilch und Säuglingsnahrungen enthalten nicht genug Vitamin D, um diesen Bedarf zu decken. Und da Säuglinge vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden sollten, ist auch die körpereigene Vitamin-D-Produktion minimal.
Vegane Ernährung bei Kindern: Vitamin B12 besonders wichtig
Eine rein pflanzliche Ernährung kann weiter verbreiteten Gesundheitsproblemen und Erkrankungen, wie zum Beispiel Bluthochdruck und Diabetes, vorbeugen. Ernährungsforscher (unter anderem der Universität Bonn) haben eine Studie durchgeführt, die die Versorgung von vegan lebenden Kindern im Alter von ein bis drei Jahren untersucht. Sie waren mit fast allen wichtigen Nährstoffen mehr als ausreichend versorgt – besonders gut mit Eisen und Folsäure.
Da Vitamin B12 fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten ist, ist eine Nahrungsergänzung mit dem lebensnotwendigen Vitamin unersetzlich. B12 ist nicht nur für die Entwicklung von Gehirn und Nervensystem wichtig, sondern auch notwendig, um mögliche, teils schwerwiegende, gesundheitliche Schäden zu verhindern. Aus diesem Grund rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) von einer veganen Ernährung für Kinder, Schwangere und Stillende ab. Wer sich trotzdem vegan ernähren möchte, dem empfiehlt die DGE die dauerhafte Einnahme eines Vitamin B12-Präparats.
Je bunter die Ernährung, desto gesünder
Eine gesunde und ausgewogene Ernährung für Kinder, die viele Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente enthält, ist nicht kompliziert, sondern baut auf einfachen Regeln auf. Kinder sind von Natur aus neugierig. Sie ahmen das Verhalten – und damit auch das Essverhalten – ihrer Eltern nach. Generell gilt: je bunter und abwechslungsreicher, desto gesünder. Mit diesen Tipps zeigen Sie Ihrem Kind, wie eine gesunde Ernährungsweise aussieht – ganz ohne Nahrungsergänzungen in Form von Vitamingummibärchen oder -säften:
- Achten Sie darauf, dass Ihr Kind ausreichend trinkt – am besten Wasser und andere zuckerfreie Getränke.
- Setzen Sie auf reichlich pflanzliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse, Getreideprodukte sowie Kartoffeln.
- Seien Sie sparsam mit tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Wurst, Fisch, Eiern, Milch und Milchprodukten.
- Gehen Sie sorgsam mit Salz, Zucker, Süßigkeiten, Snackprodukten und fettreicher Kost um.