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Wie gesund ist Xylit? Alles Wichtige über Birkenzucker

Veröffentlicht am:16.08.2021

7 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 13.09.2024

Als Zuckerersatzstoff ist Xylit, auch Birkenzucker genannt, seit Längerem bekannt. Gerade gesundheitsbewusste Menschen greifen vermehrt zu dem Süßungsmittel. Doch wie gesund ist Xylit?

Xylit ist auch als Birkenzucker bekannt und ein beliebter Zuckerersatz.

© iStock / Rocky89

Warum Zuckerersatz?

Der Zuckerersatz Xylit liegt im Trend, denn Zucker ist in den vergangenen Jahren immer mehr in Verruf geraten: Menschen, die zu viel davon essen, riskieren unter anderem schlechte Zähne, Übergewicht und auch dadurch verursachte Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck.

Um den Zuckerkonsum zu reduzieren, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) vor allem stark verarbeitete Lebensmittel und gesüßte Getränke zu meiden. Kalorienarmer Zuckerersatz wie Xylit kann zwar helfen, Zucker in der Ernährung zu reduzieren, eine schrittweise Entwöhnung von süßen Lebensmitteln geschieht dadurch aber nicht. Das wäre für die Gesundheit jedoch am besten. Gehört der Konsum von Xylit zu den gesunden Alternativen in der täglichen Ernährung oder schadet er der Gesundheit?

Gefahren beim Verzehr: Wie gesund ist Xylit

Xylit wird als Süßstoff mit wenig Kalorien vermarktet. Im Gegensatz zu gewöhnlichem Haushaltszucker erhöht er den Blutzucker nur leicht. In den USA, Großbritannien, Kanada und Australien wird Patienten und Patientinnen, die an Fettleibigkeit, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, von einigen Verbänden deshalb der Konsum von Xylit empfohlen.

Im Juni 2024 wurde eine Studie veröffentlicht, in der erforscht wurde, welche Auswirkungen Xylit auf das Herz-Kreislauf-System hat. Das Ergebnis: Das Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse ist erhöht.

Dr. Marco Witkowski, Kardiologe am Deutschen Herzzentrum der Charité in Berlin, ist Erstautor der Studie. Während seines Aufenthaltes an der Cleveland Ohio Clinic in den USA hat er mit einem internationalen Forschungsteam über 3.300 Blutproben von Herzkreislauf-Patienten und -Patientinnen untersucht. Bei denjenigen, die hohe Konzentrationen von Xylit in ihrem Blut hatten, kam es wesentlich häufiger zu Herzinfarkten, Schlaganfällen oder dadurch bedingten vorzeitigen Todesfälllen. Durch Experimente im Labor fanden die Wissenschaftler eine mögliche Erklärung dafür. Xylit ist wie der Zuckerersatzstoff Erytrith ein sogenannter Zuckeralkohol und fördert die Neigung der Blutplättchen (Thrombozyten), zu „verklumpen“. Das wiederum begünstigt – so vermuten die Forschenden – dass sich Blutgerinnsel (Thromben) bilden. Weitere Studien sind dazu notwendig.

„Unsere Forschung weist auf mögliche Risiken von Xylit hin und zeigt, dass Süßstoffe nicht unbedingt die harmlose Zuckeralternative sind, für die sie oft gehalten werden. Besonders bei Menschen mit bestehenden Herz-Kreislauf-Risiken könnte der Konsum von Xylit zusätzliche Gesundheitsgefahren bergen. Es ist wichtig, dass Verbraucher sich dieser Risiken bewusst sind und ihren Konsum dieser Süßstoffe überdenken. Bei Unsicherheiten sollten sie sich an ihren Arzt oder Ernährungsberater wenden.“

Dr. med. Marco Witkowski
Kardiologe am Deutschen Herzzentrum der Charité in Berlin

Xylit: Was genau ist Birkenzucker?

Xylit ist wie Erythrit ein Zuckerersatz und auch unter der Bezeichnung Xylitol oder Pentanpentol bekannt. Der Stoff kommt von Natur aus in vielen Früchten, Beeren und Gemüsepflanzen vor.

Da Xylit ursprünglich aus der Rinde von Birken gewonnen wurde, wird er auch Birkenzucker genannt. Mittlerweile gibt es – neben anderen Harthölzern – weitere Rohstoffquellen wie Maiskolbenreste, Stroh, Getreidekleie oder Rückstände aus der Zuckerherstellung.

Die industrielle Produktion von Xylit ist relativ aufwendig. Um die in den Rohstoffen enthaltene Xylose (Holzzucker) zu extrahieren, braucht es hohe Temperaturen sowie Säure oder Natronlauge. Die anschließende Umwandlung von Xylose zu Xylit erfolgt mithilfe von Druck. Ein natürlicher Zuckerersatz ist der Birkenzucker damit nicht.

Xylit hat eine ähnliche Konsistenz wie normaler Haushaltszucker und schmeckt genau so süß. Chemisch gesehen gehört er aber nicht zu den Kohlenhydraten, sondern zu den sogenannten Zuckeralkoholen. Zuckeralkohole sind ein gängiges Zwischenprodukt des Kohlenhydratstoffwechsels im Körper. Xylit kommt somit in allen menschlichen Gewebearten vor. Besonders viel davon findet sich in der Leber. Denn sie ist das zentrale Organ für den Zuckerstoffwechsel.

Als Zuckeraustauschstoff ist Xylit unter dem Namen E967 schon lange in zuckerfreien Kaugummis und Bonbons enthalten. Mittlerweile greifen viele Menschen auch in der Küche auf das Süßungsmittel zurück.

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Wirkt Xylit auf den Blutzuckerspiegel?

Kaum. Ein Nachteil zuckerreicher Ernährung ist, dass ein Diabetes mellitus Typ 2 wahrscheinlicher wird. Anders als Haushaltszucker beeinflusst Xylit den Blutzuckerspiegel kaum, und führt– im Gegensatz zu Haushaltszucker – deshalb auch nicht zu starken Insulinausschüttungen, die mittelfristig das Risiko für Typ-2-Diabetes und Adipositas erhöhen. An Diabetes erkrankte Menschen sollten mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen, ob sie Birkenzucker verwenden können. Da Diabetiker ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, ist hier jedoch Vorsicht geboten, insbesondere wenn sich die erwähnten Forschungsergebnisse zu möglichen Risiken bestätigen sollten.

  • So wirkt Haushaltszucker auf den Blutzuckerspiegel

    Kohlenhydrate, die mit der Nahrung aufgenommen werden, spaltet der Darm in leichtverwertbaren Zucker und gibt diesen ins Blut ab. Steigt der Blutzuckerspiegel, schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin aus. Das Insulin sorgt dafür, dass der Zucker aus dem Blut in die Körperzellen aufgenommen wird und der Blutzuckerspiegel wieder sinkt.

    Beim Verzehr zuckerhaltiger Lebensmittel steigt der Blutzucker sehr schnell und sehr stark an. Die Bauchspeicheldrüse schüttet große Mengen Insulin aus. Die Folge: Der Blutzuckerspiegel fällt schnell wieder ab, was zu Heißhungerattacken, vermehrter Nahrungsaufnahme und damit längerfristig zu Übergewicht führen kann. Das erhöht auch das Risiko, an Herz-Kreislauf-Problemen wie etwa Bluthochdruck zu erkranken.

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Ist Xylit zum Abnehmen geeignet?

Übergewicht sollte aus gesundheitlichen Gründen vermieden werden. Viele Menschen, die Gewicht verlieren möchten, verwenden Xylit oft als Alternative zu normalem Haushaltszucker. Das Süßungsmittel hat deutlich weniger Kalorien. Normaler Haushaltszucker liefert gut 400 Kilokalorien pro 100 Gramm. Die gleiche Menge Xylit dagegen enthält 240 Kilokalorien, fast die Hälfte weniger. Der Nachteil: Es findet keine Entwöhnung von süßen Lebensmitteln statt und die Gewohnheit und das Verlangen danach wird nicht reduziert. Wer Xylit verwendet, sollte zudem bedenken, dass der Konsum auch gesundheitliche Risiken bergen kann.

Fazit: Besser ist die Entwöhnung von Süße

Weil die genaue Wirkung von Xylit noch nicht abschließend geklärt ist und keine Entwöhnung von Süße stattfindet, empfehlen Experten Abnehmwilligen, ihre Ernährung auf eine vollwertige Kost umzustellen. Das bedeutet:

  • weniger tierische Lebensmittel
  • dafür mehr Obst und Gemüse

Es empfiehlt sich, den Zuckerkonsum insgesamt zu reduzieren, statt Zucker durch alternative Süßungsmittel zu ersetzen.

Die Entwöhnung gelingt am besten schrittweise, so können Körper und Geschmackssinn langsam auf „weniger süß“ trainiert werden.

Schützt Xylit vor Karies?

Schon seit Längerem untersuchen Forscher, ob Zuckeralternativen das Gebiss vor Karies schützen können. Xylit hat sich dabei besonders bewährt. Das Süßungsmittel hat mehrere Vorteile für die Gesundheit der Zähne: Zum einen sorgt es dafür, dass sich weniger Zahnbelag bildet. Zum anderen reduziert es das Wachstum von Kariesbakterien und verringert die säurebedingte Entkalkung der Zähne. Vor allem das regelmäßige Kauen xylithaltiger Kaugummis ist dazu geeignet, Karies vorzubeugen. Aber auch Zahnpasta oder Mundwasser, die Xylit enthalten, können das Kariesrisiko senken.

Mann rührt sich Xylit zum Süßen in sein Getränk.

© iStock / PeopleImages

Xylit lässt sich vielfältig verwenden, unter anderem zum Süßen von Getränken und Speisen.

Ist Birkenzucker besser als normaler Zucker?

Die Frage, ob Birkenzucker generell besser ist als normaler Zucker, lässt sich pauschal noch nicht beantworten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hatte bisher eingeschätzt, dass durch den Verzehr von Xylit für gewöhnlich keine gesundheitlichen Bedenken zu erwarten sind. Aktuelle Studien weisen nun aber auf mögliche Risiken hin.

Nachteile von Xylit sind:

  • Xylit hat eine blähende Wirkung

    Da der Körper Zuckeralkohole nur zum Teil über den Darm in den Blutkreislauf aufnimmt, gelangt Xylit in tiefere Darmabschnitte. Die dort angesiedelten Bakterien verstoffwechseln das Süßungsmittel und produzieren dabei Gase und Wasser. In großen Mengen kann Xylit daher zu Nebenwirkungen wie Blähungen und Durchfall führen. Lebensmittel, deren Anteil an Xylit über zehn Prozent liegt, müssen aus diesem Grund folgenden Warnhinweis tragen: „Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken.“

  • Xylit trägt nicht zur Entwöhnung von Süße bei

    Um langfristig Zucker aus dem Ernährungsplan zu streichen, ist es sinnvoller und gesünder, Zucker nicht zu ersetzen, sondern sich nach und nach von Süße zu entwöhnen. Dabei unterstützen Zuckerersatzstoffe nicht.

  • Xylit ist teurer und nicht natürlich

    Xylit kommt zwar natürlicherweise in verschiedenen pflanzlichen Rohstoffen vor. Dennoch ist das Süßungsmittel, wie auch normaler Haushaltszucker, ein industriell hergestelltes Produkt und damit im engeren Sinne keine „natürliche“ Zuckeralternative. Trotz der industriellen Fertigung ist der Preis deutlich höher als bei Haushaltszucker. Ein Kilo Birkenzucker kostet zwischen 10 und 20 Euro. Die gleiche Menge normaler Zucker ist dagegen schon für weniger als einen Euro zu haben.

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Nutri-Score und Zuckerersatzstoffe

Mit Blick auf die Lebensmittel-Kennzeichnung „Nutri-Score“ zur Bewertung von Lebensmitteln, haben Süßungsmittel, so auch Xylit, einen Vorteil: Produkte mit Zuckerersatzstoffen zeigen häufig einen positiveren Nutri-Score als Produkte mit Haushaltszucker oder natürlicher Fruchtsüße, weil Süßstoffe im Score nicht berücksichtigt werden. Darum sind sie nicht automatisch gesund und unbedenklich für den Körper. Ein aufmerksames Einkaufen mit Blick auf die Inhaltsstoffe der Produkte ist weiterhin wichtig.

Wie wird Xylit verwendet?

Xylit hat eine ähnliche Konsistenz und Süßkraft wie normaler Haushaltszucker. Daher wird das Süßungsmittel vielfältig verwendet. Mit dem Stoff werden Getränke und Speisen gesüßt und Birkenzucker eignet sich zum Backen oder Kochen von Marmelade. Die Rezepte müssen dafür in der Regel nicht angeglichen werden.

Einzige Einschränkung: Für Hefeteig ist Xylit weniger gut geeignet, denn er geht damit nicht so gut auf. Bei kalten Getränken oder Nachspeisen kann es sein, dass Birkenzucker Klumpen bildet. In diesem Fall ist es hilfreich, Xylit vorab in heißem Wasser aufzulösen und es erst danach unterzumischen.

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