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Gesundheitsmagazin

Baby & Kleinkind

Wie funktioniert der Nestschutz für Babys?

Veröffentlicht am:23.02.2023

6 Minuten Lesedauer

Nach der Geburt sind Babys durch den sogenannten Nestschutz gegen einige Infektionskrankheiten immun. Doch das gilt nur für begrenzte Zeit und auch nicht für alle Krankheitserreger. Darum sind frühe Impfungen für Babys wichtig.

Frau hält Neugeborenes auf dem Arm, das den Nestschutz der Mutter hat.

© iStock / ElenaNichizhenova

Was ist der Nestschutz bei Neugeborenen?

Der Körper eines Säuglings muss sich gleich nach der Geburt mit Krankheitserregern auseinandersetzen, für die er noch keine Antikörper bilden konnte. Trotzdem ist er ihnen nicht völlig schutzlos ausgeliefert, denn Antikörper, die von der Mutter auf das Kind übertragen werden, verleihen ihm eine gewisse Immunität gegenüber bestimmten Bakterien und Viren (Leihimmunität). Fachleute bezeichnen diesen Vorgang als sogenannten Nestschutz. Dabei gibt es zwei Wege, wie dieser aufgebaut werden kann.

  • Vor der Geburt: Bereits im Mutterleib gehen bestimmte Antikörper aus dem mütterlichen Blut über die Nabelschnur in das Blut des Kindes über. Das beginnt etwa ab der 20. Schwangerschaftswoche. Mit zunehmender Dauer der Schwangerschaft steigt die Antikörper-Konzentration bei Neugeborenen immer mehr an. Bei Frühchen ist der Nestschutz deshalb nicht so gut ausgebildet wie bei anderen Neugeborenen.
  • Nach der Geburt: Muttermilch enthält ebenfalls Antikörper und darüber hinaus weitere immunaktive Substanzen, die das Baby beim Stillen aufnimmt. Fachleute sprechen hier auch von enteralem Nestschutz (enteral = über den Darm). Vor allem in der sogenannten Vormilch (Kolostrum) während der ersten fünf Tage nach der Geburt stecken viele Abwehrstoffe. Trotzdem werden auf diesem Weg weniger Antikörper weitergegeben als über die Nabelschnur.

Wie gut wirkt der Nestschutz beim Baby?

Ein Nestschutz beim Baby kann nur gegen Krankheiten aufgebaut werden, die die Mutter durchgemacht hat oder gegen die sie geimpft ist. Das gilt aber nicht für alle Krankheitserreger beziehungsweise Infektionskrankheiten. Einen ausreichenden Nestschutz in den ersten Lebenswochen gibt es bei entsprechender Immunität der Mutter in der Regel gegen:

Der Nestschutz kann zum Teil auch einige Monate anhalten und ist bei den einzelnen Erkrankungen unterschiedlich stark ausgeprägt.

Kein Nestschutz ist dagegen vorhanden gegen:

  • Infektionen mit Haemophilus influenzae Typ B
  • Infektionen mit Meningokokken
  • Infektionen mit Pneumokokken
  • Diphterie und Tetanus (bei ungeimpfter Mutter – selbst wenn sie erkrankt war, gehen nicht genug Antikörper auf das Kind über)

Gegen Pertussis (Keuchhusten) und Grippe (Influenza) besteht ein teilweiser Nestschutz, der zum einen vom Immunstatus der Mutter abhängt, zum anderen davon, welcher Pertussis- bzw-. Grippe-Stamm gerade aktiv ist. Bei beiden Erkrankungen kommt es immer wieder zu Veränderungen der Viren, so dass ein sicherer Netzschutz nicht gegeben ist.

Was sollten werdende Mütter für den Nestschutz bei Impfungen beachten?

Frauen mit Kinderwunsch sollten unbedingt mit ihrem Gynäkologen oder ihrer Gynäkologen ihren Impfstatus besprechen. Gegebenenfalls ist es sinnvoll, Impfungen aufzufrischen oder nachzuholen, um den späteren Nestschutz fürs Baby zu stärken. Sogar während der Schwangerschaft werden einige Impfungen empfohlen – Lebendimpfstoffe, wie Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln, werden zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht mehr verabreicht.

Wie hilfreich eine Impfung während der Schwangerschaft für den Nestschutz sein kann, zeigt das Beispiel Keuchhusten, von der vor allem Säuglinge unter drei Monaten profitieren: Bei einer Keuchhustenerkrankung kann eine vorherige Impfung der Mutter dafür sorgen, dass zwischen 66 und 90 Prozent weniger erkrankte Kinder ins Krankenhaus müssen. Todesfälle unter den erkrankten Babys reduziert die Impfung um rund 95 Prozent. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt daher werdenden Müttern eine Impfung ab der 28. Schwangerschaftswoche, und dass bei jeder neuen Schwangerschaft.

Zudem gibt es Hinweise darauf, dass die Impfung einer schwangeren Frau gegen COVID-19 das Neugeborene vor einer Corona-Erkrankung schützen kann – vor allem in den ersten vier Lebensmonaten. Fachleute konnten nachweisen, dass Antikörper gegen das SARS-CoV-2 aus dem Blut geimpfter Mütter ins Blut der Kinder übertragen werden.

Wie wirkt es sich auf den Nestschutz aus, wenn Mütter stillen?

Die Muttermilch ist Teil des Nestschutzes (der enterale Nestschutz), weil dabei wichtige Abwehrstoffe auf das Kind übertragen werden. Gestillte Babys können sich also besser gegen viele Erreger wehren. Für einen möglichst guten Nestschutz ist das Stillen dementsprechend ein wichtiger Faktor – es ergänzt die Abwehrstoffe, die bereits mit dem Blut der Mutter auf das Baby übergegangen sind. Allerdings sind die Abwehrstoffe aus der Muttermilch nur in einem begrenzten Maße wirksam, denn: Sie werden mit der Muttermilch in den Darm transportiert, gelangen aber nicht ins Blut. Sie sind also hilfreich, um Erreger abzuwehren, die über den Mund aufgenommen werden, etwa, wenn das Kind Bakterien aufnimmt, weil es an einem Spielzeug lutscht. Vor Erregern, die sich über den Blutkreislauf im Körper ausbreiten, kann die Muttermilch somit nicht schützen.

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Wie lange hält der Nestschutz an?

Der Nestschutz bei Neugeborenen und die mithilfe der Muttermilch aufgebaute Immunität haben eine begrenzte Dauer, denn die mütterlichen Antikörper werden nach und nach abgebaut. Das Baby beziehungsweise sein Immunsystem produzieren dann zunehmend eigene Antikörper und wehren Krankheitserreger selbstständig ab. Wie lange der Nestschutz bei Babys anhält und wie stark er ist, kann dabei von Kind zu Kind und von Erreger zu Erreger sehr unterschiedlich sein. Viele Faktoren haben darauf Einfluss, wie die Dauer der Schwangerschaft, die Konzentration der mütterlichen Antikörper gegen bestimmte Erreger und ob, wie lange und intensiv gestillt wurde. Hat die Mutter zum Beispiel viele Antikörper gegen einen bestimmten Erreger entwickelt, überträgt sie auch dementsprechend viele dieser Abwehrstoffe auf ihr Kind. Ist die Konzentration der Antikörper dagegen niedrig, erhält auch das Baby eine geringere Leihimmunität. Und auch, ob die Mutter eine Krankheit durchgemacht hat oder nur dagegen geimpft ist, hat einen Einfluss. Oft ist die Leihimmunität nach einer Impfung kürzer als nach einer tatsächlichen Infektion. Das ist zum Beispiel bei Kinderlähmung, Masern, Mumps, Röteln, Windpocken und Hepatitis B der Fall.

Dabei sollten Eltern zusätzlich bedenken, dass der Nestschutz auch bei den verschiedenen Krankheitserregern unterschiedlich lange anhält. Wie groß die Bandbreite des Nestschutzes ist, zeigt das Beispiel Masern. Während manche Babys bereits nach drei Monaten nicht mehr ausreichend vor einer Infektion geschützt sind, haben andere noch nach neun Monaten genug Antikörper der Mutter im Blut. In jedem Fall ist es wichtig, Babys zum frühestmöglichen Zeitpunkt durch die empfohlenen Impfungen zu schützen.

Am stärksten ist der Nestschutz in den ersten zwei bis drei Lebensmonaten des Babys. Danach lässt er deutlich nach. Spätestens nach neun Monaten ist er dann nicht mehr vorhanden.

Kind schaut beim Arzt auf Spritze. Es wird geimpft, weil der Nestschutz nicht mehr besteht.

© iStock / mixetto

Impfungen schützen Kinder gegen Krankheiten, wenn der Nestschutz nicht mehr besteht.

Impfungen sollten möglichst dicht an den Nestschutz anschließen

Viele Gründe sprechen dafür, Impfungen früh auf den Nestschutz folgen zu lassen. Zum einen nimmt die Zahl der Infektionskrankheiten generell immer mehr ab. Das ist zwar positiv, aber dadurch haben viele Mütter keinen Immunschutz gegen viele Infektionskrankheiten, den sie während der Schwangerschaft oder durch das Stillen an ihre Kinder weitergeben können. Da der Nestschutz außerdem nur von eingeschränkter Dauer besteht und es einige Zeit braucht, bis das Immunsystem eines Säuglings richtig arbeitet, hätten Infektionskrankheiten wie Röteln, Windpocken oder Masern leichtes Spiel. Sie werden oft als „Kinderkrankheiten“ bezeichnet, da sie sehr ansteckend sind und viele Menschen sie bereits als Kind durchmachen. Dennoch sind sie alles andere als harmlos. Kinder und auch Erwachsene können daran sterben oder noch Jahre später an zum Teil schweren Folgen der Erkrankung leiden. Hinzu kommt, dass die meisten Kinderkrankheiten durch Viren ausgelöst werden. Antibiotika als Therapie sind dann unwirksam, lediglich die Symptome lassen sich lindern. Impfungen möglichst früh durchzuführen, kann also mitunter Leben retten.

Sinnvoll ist es auch, wenn sich Menschen im Umfeld des Säuglings (also Kontaktpersonen wie Väter, Großeltern oder Geschwisterkinder) gegen die gängigen Infektionskrankheiten impfen lassen. Das verringert das Risiko, dass sich das Kind ansteckt.

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