Baby & Kleinkind
Plötzlicher Kindstod (SIDS): So können Eltern vorbeugen
Veröffentlicht am:11.01.2021
7 Minuten Lesedauer
Aktualisiert am: 02.05.2024
Stirbt ein Baby unerwartet und ohne ersichtlichen Grund, ist vom plötzlichen Kindstod die Rede. Welche Risikofaktoren gibt es für dieses tragische Ereignis? Und was sollten Eltern über den plötzlichen Kindstod wissen? Das erfahren Sie hier.
Was ist der plötzliche Kindstod?
Plötzlicher Kindstod, auch SIDS (Englisch für „Sudden Infant Death Syndrome“) genannt, ist der plötzliche und unerwartete Tod von Kindern im ersten Lebensjahr, für die keine Erklärung gefunden werden kann. Die Kinder versterben meist nachts im Schlaf. Das SIDS ist glücklicherweise eine eher seltene Tragödie. Eines von 2.000 Kindern stirbt durchschnittlich daran – meist im Alter von zwei bis vier Monaten. Je älter das Baby wird, desto mehr sinkt das Risiko. Nach Vollendung des ersten Lebensjahres liegt die Wahrscheinlichkeit bei fast Null. Mädchen sind etwas seltener betroffen als Jungen.
Was sind die Ursachen für einen plötzlichen Kindstod?
Die Forschung geht davon aus, dass mehrere Faktoren zusammenkommen, wenn der plötzliche Kindstod eintritt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass ein noch nicht vollständig ausgereiftes Atemsystem und eine schwere Erweckbarkeit des Babys als Ursachen in Frage kommen. Eine neue Studie aus Australien bekräftigt diese Annahme. Sie zeigt, dass ein Butyrylcholinesterase-Mangel (BChEsa) im Blut des Babys zu einem plötzlichen Kindstod führen kann. Das Enzym ist wichtig für die Kommunikation im Gehirn. Zu wenig davon verhindert, dass die Kinder rechtzeitig aufwachen, wenn sie im Schlaf keine Luft mehr bekommen. Möglicherweise spielen auch bestimmte Viren, die eine Herzmuskelentzündung oder Herzrhythmusstörungen auslösen können, eine Rolle.
Forschende fanden zudem heraus, dass es einige Risikofaktoren für das SIDS gibt, die Eltern aktiv vermeiden können. So ist die Zahl der Todesfälle deutlich zurückgegangen, seitdem Eltern ihre Kinder vermehrt nur in Rücken- und nicht in Bauchlage schlafen legen. Die Bauchlage gilt für Säuglinge deshalb als kritisch, da sie sich noch nicht selbst in die Rückenlage drehen können. Sie atmen häufig die eigene ausgeatmete Luft wieder ein und werden so schlechter mit Sauerstoff versorgt. Diese sogenannte Rückatmung erschwert zusätzlich das Aufwachen, etwa beim Verschlucken oder Husten.
Dem plötzlichen Kindstod vorbeugen: mit diesen Maßnahmen
Neben dem Schlafen in Bauchlage sind die wichtigsten möglichen Risikofaktoren für das SIDS Rauchen und Überwärmung. Die sogenannte 3-R-Faustregel lässt sich leicht merken. Ihre Anwendung reduziert das Risiko für den plötzlichen Kindstod:
„Rückenlage – Rauchfrei – Richtig gebettet“.
Schlafen in Rücken- statt Bauchlage
Für Ihr Kind ist die sicherste Schlafposition die Rückenlage: Sie verhindert, dass das Kind erstickt, denn Mund und Nase liegen frei. Auch eine Seitenlage ist nicht zu empfehlen, da Ihr Baby dabei zu leicht wieder in die gefährlichere Bauchlage rollen kann. Viele Eltern befürchten, dass ihr Baby in Rückenlage an Erbrochenem ersticken könnte. Diese Sorge ist unbegründet.
Am besten im Schlafsack
Lassen Sie Ihr Kind in einem geeigneten Schlafsack schlafen: Dieser besteht aus einem enganliegenden oberen Teil und einem geräumigen Sack für die Beine. Trägt Ihr Baby diesen Schlafsack, kann es sich nur sehr schwer auf den Bauch drehen und ist zusätzlich immer genau richtig zugedeckt. Bettdecken, weiche und tiefe Matratzen oder ähnliches Bettzeug könnten hingegen ein Ersticken des Babys fördern und sind daher nicht zu empfehlen. Schlafsäcke gibt es mit verschiedenen TOG-Werten (Thermal Overall Grade) für jede Jahreszeit. Ebenfalls wichtig ist die Raumtemperatur des Zimmers, in dem Ihr Baby schläft: Empfohlen werden 16 bis 18 Grad Celsius.
Ein eigenes Bett im Elternschlafzimmer
Liegt das Baby im Elternbett, kann es schnell zu Unfällen kommen. Zum Beispiel kann der Säugling von der Bettdecke eines Elternteils versehentlich zugedeckt werden oder ein Körperteil der Eltern liegt unbeabsichtigt auf dem Baby. Ein eigenes kleines Bett für den Nachwuchs ist daher sehr empfehlenswert.
Die richtige Matratze für Ihr Baby
Die Matratze für Ihr Baby sollte fest, flach und formbeständig sein, so dass Ihr Kind nicht einsinken oder in eine Lücke rutschen kann. Verwenden Sie keine Kissen oder Polster als Ersatz für Matratzen oder zusätzlich zu einer Matratze.
Rauchfrei während der Schwangerschaft und nach der Geburt
Werdende Mütter sollten in der Schwangerschaft weder selbst rauchen noch sich Passivrauch aussetzen. Viele schädliche Substanzen des Tabakrauches gelangen sonst auch in den Kreislauf des ungeborenen Kindes. Das gilt auch für den Konsum von Alkohol, Marihuana und anderen Drogen. Das Risiko für einen plötzlichen Kindstod sinkt dann deutlich.
Stillen beugt vor
Ideal ist es, wenn Mütter ihr Baby in den ersten sechs Monaten voll stillen. Doch auch eine kürzere Stilldauer ist mit einem geringeren Risiko für SIDS verbunden. Das Stillen an sich schafft somit nicht nur Nähe zwischen Mutter und Kind, sondern schützt das Kind zusätzlich. Warum Stillen gegen den plötzlichen Kindstod schützen kann, ist bisher nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch einige Theorien: So haben Stillkinder im Vergleich zu Flaschenkindern einen weniger tiefen Schlaf, der sie zum Beispiel bei Störungen der Sauerstoffaufnahme oder Überwärmung leichter aufwachen lässt. So ist es auch bei Kindern, die mit einem Schnuller schlafen.
Impfen senkt das SIDS-Risiko
Zahlreiche Studien zeigen, dass geimpfte Babys im Vergleich zu nicht geimpften Babys ein deutlich niedrigeres Risiko für einen plötzlichen Kindstod aufweisen. Lassen Sie daher am besten alle empfohlenen Regelimpfungen durchführen.
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Welche Kinder sind besonders gefährdet für das SIDS?
Es gibt einige Risikogruppen für den plötzlichen Kindstod. Dazu zählen Säuglinge mit „anscheinend lebensbedrohlichen Ereignissen (ALE)“ ohne klinisch erkennbare Ursache. Es handelt sich dabei um einen plötzlich einsetzenden, lebensbedrohlich wirkenden Zustand des Kindes – dazu zählen Erstickungsanfälle oder eine plötzliche Veränderung der Hautfarbe ins Blasse oder Rötliche. Auch die Muskeln können erschlaffen oder im Gegenteil vollkommen versteifen. Die meisten Vorfälle dieser Art treten bei Kindern unter zehn Wochen auf.
Außerdem haben Früh- und Neugeborene nach Intensivtherapie und besonders mit chronischen Lungenproblemen – etwa nach einer Beatmung – ein höheres Risiko für SIDS. Weitere Risikogruppen sind:
- Kinder von drogenabhängigen Eltern
- Babys, die mit starkem Untergewicht zur Welt kamen
- Mehrlingskinder
- Geschwister von Kindern, die bereits am plötzlichen Kindstod verstorben sind
Sie haben Fragen zum plötzlichen Kindstod?
AOK-Baby-Telefon: Medizinische Elternberatung
Das Team des AOK-Baby-Telefons steht Ihnen rund um die Uhr bei Fragen rund um Ihr Baby zur Seite.GEPS – Gemeinsame Elterninitiative Plötzlicher Säuglingstod e.V.
Die GEPS ist eine Selbsthilfeorganisation zum SIDS. Sie versorgt Eltern mit Informationen und vermittelt unter anderem Säuglingswiederbelebungskurse und Kontakte zu professionellen Helfern.