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Hodenhochstand bei Ihrem Kind – was tun?

Veröffentlicht am:27.06.2024

7 Minuten Lesedauer

Ein Hodenhochstand gefährdet die spätere Fruchtbarkeit Ihres Sohnes und erhöht das Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken. Er lässt sich aber gut behandeln. Wie man einen Hodenhochstand erkennt und wann der beste Zeitpunkt für eine Therapie ist.

Ein Mann mit kurzem braunem Bart und weißem T-Shirt sitzt auf einem Bett und umarmt eine Frau mit langen braunen Haaren. Die Frau hält ein kleines schlafendes Baby im Arm.

© iStock / boggy22

Was ist ein Hodenhochstand?

Die Hoden produzieren Samenzellen und das männliche Geschlechtshormon Testosteron. Weil für die Qualität der Spermien eine Temperatur um 34 bis 35 Grad Celsius, also unterhalb der Körpertemperatur, am besten ist, befinden sich die Hoden nicht im, sondern außerhalb des Körpers im Hodensack (Skrotum).

Das ist aber nicht von Anfang an so: Beim ungeborenen Jungen liegen die Hoden noch in der Bauchhöhle. Von dort aus wandern sie gegen Ende der Schwangerschaft durch den Leistenkanal hinunter bis in den Hodensack. Wenn ein oder beide Hoden bis zur Geburt nicht im Hodensack ankommen, sprechen Mediziner und Medizinerinnen von Hodenhochstand oder Maldescensus testis (wörtlich übersetzt aus dem Lateinischen: „schlechter Abstieg des Hoden“). Ein weiterer Fachbegriff ist Kryptorchismus.

Beim Hodenhochstand befindet sich also nur ein oder gar kein Hoden im Hodensack. Je nachdem, an welcher Stelle im Körper der oder die Hoden steckengeblieben sind, unterscheiden Fachleute zwischen unterschiedlichen Formen des Hodenhochstands bei Babys:

  • Bauchhoden: Ein oder beide Hoden befinden sich noch in der Bauchhöhle.
  • Leistenhoden: Ein oder beide Hoden befinden sich im Leistenkanal zwischen Bauchhöhle und Hodensack.
  • Gleithoden (hochskrotaler Hoden): Der oder die Hoden befinden sich direkt in der Eingangspforte zum Hodensack. Ein Gleithoden lässt sich mit den Fingern in den Hodensack ziehen, gleitet aber rasch wieder aus dem Hodensack zurück in Richtung Leistenkanal.
  • Ektoper Hoden (Hodenektopie): Der Hoden hat auf dem Weg zum Hodensack einen falschen Weg eingeschlagen und liegt zum Beispiel in der Nähe des Oberschenkels.

Wie häufig ist ein Hodenhochstand?

Ungefähr drei Prozent aller männlichen Säuglinge werden mit Hodenhochstand geboren. Ein nur einseitiger Hodenhochstand kommt dabei rund doppelt so oft vor wie ein Malascensus, der beide Hoden betrifft. Da die Hoden erst gegen Ende der Schwangerschaft in den Hodensack wandern, ist der Anteil der Jungen mit Hodenhochstand bei Frühgeborenen deutlich höher als bei Reifgeborenen. Bei Frühgeburten bis zur 37. Schwangerschaftswoche sind bis zu 30 Prozent der Jungen betroffen. In etwa 70 Prozent der Fälle wandert der Hoden innerhalb der ersten sechs Lebensmonate von selbst in den Hodensack.

Übrigens kommt es auch vor, dass Hoden bei der Geburt im Hodensack liegen und erst danach in den Leistenkanal rutschen. Dieser sogenannte sekundäre Hodenhochstand betrifft ungefähr 1,5 Prozent der Jungen.

Situation in der Kinderarztpraxis. Ein mit einem hellbraunen Strampler bekleidetes Baby sitzt auf einem hohen Tisch zwischen einer Frau mit langen braunen Haaren und ein mit einem weißen Arztkittel bekleideten Mann, der ein blaues Stethoskop um den Hals gelegt hat.

© iStock / Liudmila Chernetska

Bei den Früherkennungsuntersuchungen – den sogenannten U-Untersuchungen – überprüfen Kinderärzte und -ärztinnen die altersgemäße Entwicklung des Kindes und können dabei Auffälligkeiten wie einen Hodenhochstand zeitig erkennen.

Was verursacht einen Hodenhochstand?

Nicht immer lässt sich eine eindeutige Ursache für einen Hodenhochstand ermitteln. Bei manchen Jungen bleibt der Hoden bei seiner Wanderung aus der Bauchhöhle in einem zu engen Leistenkanal stecken. Manchmal kann eine hormonelle Störung, konkret eine verminderte Ausschüttung des Steuerungshormons Gonadotropin (Hypogonadismus), für den Hodenhochstand verantwortlich sein. Dadurch ist die Koordination zwischen Gehirn und Hoden, das sogenannte Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-System, gestört. Zu den möglichen Auslösern eines Hodenhochstands gehören außerdem verschiedene genetische Defekte.

Mit Ausnahme des sekundären Hodenhochstands, der durch die Operation eines Leistenbruchs begünstigt wird, ist ein Hodenhochstand angeboren. Generell tritt ein Hodenhochstand in der Kindheit auf und nicht bei Erwachsenen.

Pendelhoden und Hodenhochstand

In der Leistengegend über dem Hodensack befindet sich bei Jungen und Männern der Hodenheber: ein Muskel, der sich durch bestimmte Reize wie zum Beispiel Kälte zusammenzieht und dabei den Hoden in die Leiste hebt. Dieser sogenannte Kremasterreflex ist ein natürlicher Schutzmechanismus. Manche Eltern bemerken diesen Reflex beim Wickeln: Bei der Berührung mit kalten Händen zieht sich der Hodensack zusammen und die beiden Hoden wandern kurz in den Leistenkanal, um später wieder in den Hodensack zurückzugleiten. Dieses Phänomen, bei dem die Hoden zwischen Hodensack und Leistenkanal hin- und herpendeln, heißt treffenderweise Pendelhoden.

Ein Pendelhoden ist in der Regel harmlos und muss nicht behandelt werden. Meistens bleiben die Hoden mit zunehmendem Alter endgültig in der richtigen Position. Ein Pendelhoden sollte jedoch über mehrere Jahre beobachtet werden, um zu kontrollieren, ob der Hoden nicht doch dauerhaft im Leistenkanal verbleibt.

Die Abgrenzung zwischen einem Pendelhoden und einem behandlungsbedürftigen Gleithoden ist manchmal schwierig. Dann hilft vielleicht ein Hodentagebuch, in dem Sie in Absprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin die Lage der Hoden über einen längeren Zeitraum protokollieren.

Wie ein Hodenhochstand diagnostiziert wird

Für neugeborene Babys sind drei Früherkennungsuntersuchungen vorgesehen, die sogenannten U-Untersuchungen. Dabei überprüft der Kinderarzt oder die Kinderärztin auch, ob bei Jungen die Hoden tastbar sind. Sollte der Hodensack leer sein, werden auch die Leistenregion und der Bauchraum abgetastet. Gleit- und Leistenhoden lassen sich in der Regel durch Tasten erkennen, ein Bauchhoden hingegen nicht.

Wenn der Arzt oder die Ärztin die Hoden nicht entdecken können, liefert ein Hormontest Aufschluss darüber, ob die Hoden überhaupt entwickelt sind. Manchmal hilft auch eine Ultraschalluntersuchung bei der Aufspürung der Hoden. In Einzelfällen lässt sich ein Bauchhoden durch eine Bauchspiegelung erkennen: ein minimalinvasiver Eingriff, bei dem mit einer Kamera in den Bauchraum geschaut wird.

Wenn Probleme mit der Hodenlage bestehen, wird die Untersuchung zunächst noch einmal wiederholt, bevor eine Behandlung beginnt. Oft bewegen sich die Hoden in den ersten sechs Lebensmonaten von selbst noch in die richtige Lage.

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Warum und wann ein Hodenhochstand behandelt werden sollte

Wenn die Hoden bis zum Ende des sechsten Lebensmonats nicht in den Hodensack hinabgewandert sind, ist es höchst unwahrscheinlich, dass sich an diesem Zustand später ohne eine Therapie noch etwas ändert. Dann wird Ihr Kinderarzt oder Ihre Kinderärztin Sie und Ihren Sohn wahrscheinlich an eine kinderurologische Fachpraxis überweisen.

Muss ein Hodenhochstand immer behandelt werden?

Ein Hodenhochstand ist für Ihr Baby nicht schmerzhaft und beeinträchtigt es zunächst nicht. Das Problem ist langfristig: Wenn der oder die Hoden nicht vollständig in den Hodensack absinken, haben sie die normale Körpertemperatur. Das ist zu warm, um dauerhaft gesunde Spermien zu produzieren. Ein Hodenhochstand kann deshalb zu Unfruchtbarkeit führen. Außerdem ist ein unbehandelter Hodenhochstand mit einem erhöhten Risiko für Hodenkrebs und Leistenbrüche verbunden.

Der sekundäre Hodenhochstand gilt als weniger problematisch als der angeborene Hodenhochstand und bildet sich oft bis zur Pubertät von selbst zurück. Ob ein sekundärer Hodenhochstand behandelt werden muss, ist eine Entscheidung, die Ärzte und Ärztinnen von Fall zu Fall treffen.

Was ist der beste Zeitpunkt, um einen Hodenhochstand zu behandeln?

Im ersten Lebenshalbjahr senken sich die Hoden oft noch von selbst. Hoden, die nach dem ersten Lebensjahr immer noch nicht im Hodensack sind, können hingegen ernsthaften Schaden nehmen. Deshalb gilt der Zeitraum zwischen dem sechsten und zwölften Lebensmonat als ideal für die Therapie. Zum ersten Geburtstag sollte dann nach Möglichkeit alles am richtigen Ort sein.

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Therapieformen bei Hodenhochstand

In der Regel versuchen Ärzte und Ärztinnen zunächst, den Hodenhochstand mit einer Hormontherapie zu beheben. Die Hormonpräparate sollen die Fehlfunktion der Steuerungshormone korrigieren. Sie werden als Nasenspray oder als Spritze in den Po verabreicht. Die Hormontherapie dauert etwa vier Wochen, ist aber nur in 20 Prozent der Fälle erfolgreich. Da die Hormonbehandlung deshalb nur bedingt eine Operation ersetzen kann, verzichten Ärztinnen und Ärzte in bestimmten Fällen auf die Hormongabe vor einer Operation.

Führt die Hormonbehandlung nicht zum Erfolg, sollte der Hoden so bald wie möglich durch einen operativen Eingriff in die richtige Position gebracht werden. Diese Operation heißt Orchidopexie und dauert in der Regel etwa 20 bis 45 Minuten. Für den Eingriff ist bei Kindern immer eine Vollnarkose erforderlich. Kinderchirurgen und -chirurginnen öffnen bei der Orchidopexie zunächst den Leistenkanal mit einem kleinen Schnitt, suchen den Samenstrang, der zu den Hoden führt, und gelangen so zu den Hoden selbst. Anschließend verlagern sie den oder die Hoden in den Hodensack und fixieren den einzelnen Hoden oder beide dort mit einer kleinen Naht.

Wie riskant ist die Operation eines Hodenhochstands?

Die Orchidopexie gilt als risikoarmer Eingriff. Komplikationen wie Entzündungen oder Verletzungen der Samenleiter sind äußerst selten. Über die möglichen Komplikationen einer OP und Vollnarkose wird Sie Ihr Arzt oder Ihre Ärztin vor der Operation ausführlich informieren. Nach der Operation bleibt Ihr Sohn noch einige Zeit unter Beobachtung in der Klinik. In der Regel sind die Kinder sehr schnell wieder ansprechbar und bei Kräften. Bereits am Tag der Operation dürfen sie sich kurz aufrichten, sollten aber in den ersten Tagen noch möglichst viel liegen – was für die Eltern eine Herausforderung sein kann.

Was nach einer Behandlung zu beachten ist

Wenn Ihr Kind nach der Operation Fieber oder starke Schmerzen hat, der Wundbereich in der Leiste gerötet oder der Hodensack verfärbt ist, sollten Sie sofort Ihren Arzt oder Ihre Ärztin benachrichtigen.

Bei routinemäßigen Kontrolluntersuchungen werden die Lage und die Größe der operierten Hoden überprüft. Eltern können selbst durch vorsichtiges Abtasten kontrollieren, ob die Hoden im Hodensack liegen. Wichtig zu wissen: Auch wenn die frühzeitige und erfolgreiche Korrektur eines Hodenhochstands das persönliche Risiko senkt, im späteren Leben an Hodenkrebs zu erkranken, so bleibt es dennoch erhöht. Behandelte Jungen sollten daher ab dem Einsetzen der Pubertät ihre Hoden regelmäßig selbst auf Verhärtungen und Vergrößerungen abtasten und bei Auffälligkeiten einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

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