Baby & Kleinkind
Was tun bei einer angeborenen Hüftdysplasie?
Veröffentlicht am:09.08.2023
4 Minuten Lesedauer
Die Hüftgelenksdysplasie ist eine angeborene Fehlbildung des Hüftgelenks, die schon bei Neugeborenen diagnostiziert werden kann. Früh entdeckt und behandelt, heilt sie meist vollständig aus. Das sollten Eltern wissen.
Was ist eine Hüftdysplasie?
Bei der Hüftdysplasie des Neugeborenen, auch Hüftgelenksdysplasie genannt, handelt es sich meist um eine Reifungsstörung des Hüftgelenks. Die Hüftgelenkspfanne der Babys ist zu flach oder zu klein, um dem Oberschenkelknochen darin stabilen Halt zu geben. Dadurch besteht die Gefahr, dass der Gelenkkopf des Oberschenkelknochen aus der Hüftgelenkspfanne rutscht. Ist dies bereits geschehen, sprechen Fachleute von einer Hüftgelenksluxation – das Gelenk ist umgangssprachlich ausgedrückt ausgerenkt.
Die Hüftgelenksdysplasie wird in drei Schweregrade eingeteilt:
- Hüftreifeverzögerung: Die Gelenkpfanne des betroffenen Babys reift zeitverzögert aus, und „überdacht“ den Oberschenkelkopf noch nicht ausreichend.
- Unvollständige Hüftverrenkung (Hüftsubluxation): Der Oberschenkelkopf sitzt noch im Gelenk. Er verhindert aber durch seine fehlpositionierte Lage, dass das Gelenk richtig ausreifen kann.
- Vollständige Hüftverrenkung (Hüftluxation): Der Gelenkkopf des Oberschenkelknochens befindet sich nicht mehr in der Gelenkpfanne.
Wie wird eine Hüftgelenksdysplasie festgestellt?
Je früher eine Hüftgelenksdysplasie behandelt wird, desto besser – auch, um Folgeschäden zu verhindern. Daher überprüft ein Kinderarzt oder eine Kinderärztin bei allen Babys in den ersten Lebenstagen, ob das Hüftgelenk stabil ist. Zwischen der vierten und sechsten Lebenswoche findet dann im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung U3 ein spezielles Hüft-Screening statt: Mithilfe von Ultraschall suchen Fachleute nach möglichen Auffälligkeiten in der Anatomie.
Selten wird eine Hüftgelenksdysplasie erst später erkannt, wenn Babys schon Symptome wie eine eingeschränkte Beweglichkeit der Hüfte zeigen. Bei Babys, die zu diesem Zeitpunkt bereits neun Monate oder älter sind, wird in der Regel mit einer Röntgenuntersuchung festgestellt, ob das Hüftgelenk fehlgestellt ist.
Passende Angebote der AOK
Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern
Erfahren Sie mehr über die U-Untersuchungen für Kinder und Jugendlichen bei Ihrer AOK.
Was verursacht eine Hüftgelenksdysplasie?
Hüftgelenksdysplasien sind angeboren, das heißt, in den meisten Fällen erblich bedingt, oder entstehen im Mutterleib. Etwa zwei bis drei von 100 Kindern kommen mit dieser Fehlbildung zur Welt. Eine Ursache: Das Kind liegt ungünstig in der Gebärmutter und der Gelenkkopf des Oberschenkelknochens verschiebt sich in der Hüftpfanne. Unter den Kindern, die in Steiß- oder Beckenendlage und nicht mit dem Kopf voran geboren werden, kommt die Hüftgelenksdysplasie etwa 25-mal häufiger vor als bei in optimaler Geburtslage geborenen Kindern. Platzmangel bei Mehrlingsschwangerschaften erhöht das Risiko ebenfalls.
Neben der Kindslage in der Gebärmutter scheinen weitere Faktoren eine Rolle zu spielen. So produziert der Körper der werdenden Mutter während der Schwangerschaft vermehrt das Hormon Progesteron. Das Hormon kann bei weiblichen Föten Einfluss auf die Festigkeit der Hüftgelenkskapsel nehmen. Erkrankungen der Nerven und Muskeln sowie Fehlbildungen an Beinen, Füßen und der Wirbelsäule begünstigen außerdem nach Stand der Forschung eine Hüftgelenksdysplasie.
Welche Symptome entstehen durch eine Hüftdysplasie?
Bei Neugeborenen und Kindern mit einer Hüftdysplasie ist das Hüftgelenk instabil. Das schränkt die Beweglichkeit der Beine ein. Bei einer Hüftgelenksluxation, wenn der Gelenkkopf bereits aus der Gelenkspfanne gerutscht ist, ist ein typisches Symptom die sogenannte Spreizhemmung: Die Kinder können die Beine nicht richtig abspreizen. Zudem wirkt das betroffene Bein meist kürzer als das andere und auch die Analfurche sowie die Schamfalte erscheinen nicht mehr symmetrisch. Sind beide Gelenke aus der Pfanne gerutscht, fallen die Betroffenen zudem oft in ein Hohlkreuz.
Eine Hüftgelenksdysplasie macht sich bereits im Säuglingsalter bemerkbar und wird normalerweise direkt therapiert. Bleibt sie unbehandelt, kommen bei Kleinkindern weitere Symptome hinzu, zum Beispiel Schmerzen im Knie und in der Hüfte oder Bewegungseinschränkungen des Beines. Häufig lernen die betroffenen Kinder auch erst spät zu laufen oder hinken auf einem oder beiden Beinen.
Im Erwachsenenalter besteht außerdem ein höheres Risiko für Folgeerkrankungen, etwa eine Hüftgelenksarthrose. Das Hüftgelenk verschleißt dann durch die dauerhafte Fehlbelastung vorzeitig.
Passende Artikel zum Thema
Wie wird eine Hüftgelenksdysplasie behandelt?
In den meisten Fällen lässt sich eine Hüftgelenkdysplasie einfach behandeln und gut korrigieren. Um das Hüftgelenk der betroffenen Babys zu stabilisieren, genügt es in vielen Fällen bereits, die Kinder breit zu wickeln. Dazu kann ein gefaltetes, circa 15 Zentimeter breites Handtuch zwischen die Beine (über die Windel) gelegt werden.
Bei vielen Babys und Kindern mit Hüftgelenksdysplasie kommt eine Spreizhose zum Einsatz. Diese individuell angefertigte Hose tragen die Babys über der Kleidung. Sie sorgt dafür, dass die Beine in einem bestimmten Winkel abgespreizt werden. Eine sogenannte Pavlik-Bandage wird vor allem nach einer Hüftgelenksluxation angewendet. Sie besteht aus einem Brustgurt und zwei Unterschenkelgurten. Die Bandage lenkt die Strampelbewegungen des Kindes so, dass sie den Hüftkopf in Richtung Pfanne drücken. Dies wird bei manchen Kindern zusätzlich durch Physiotherapie-Übungen unterstützt.
Gelegentlich ist ein Hüftgips notwendig, um das Hüftgelenk des Babys für eine Zeit lang zu stabilisieren. Noch seltener ist eine Operation erforderlich: Wenn die konservativen Maßnahmen wie Spreizhose oder breites Wickeln nicht wirken, wird bei schweren Hüftgelenksdysplasien der Gelenkkopf des Oberschenkelknochens im Rahmen einer Operation besser überdacht. Wichtig ist, dass dieser Eingriff möglichst früh passiert. Denn das Hüftgelenk des Kindes reift nur noch bis zum Ende des zweiten Lebensjahres nach.