Baby & Kleinkind
Invagination: Woran erkenne ich eine Darmeinstülpung?
Veröffentlicht am:08.04.2025
4 Minuten Lesedauer
Babys und Kleinkinder haben oft Bauchschmerzen – meist ist es harmlos. In seltenen Fällen kann eine Invagination, auch Darmeinstülpung genannt, dahinter stecken; ein medizinischer Notfall. Was das ist und wie sie behandelt wird, lesen Sie hier.

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Was ist eine Invagination?
Junge Eltern kennen es nur zu gut: Es drückt und zwickt im Bauch des Babys oder Kleinkindes. In den meisten Fällen muss man sich keine Sorgen machen. Häufig handelt es sich um einfache Verdauungsprobleme, die mit Hausmitteln gut gelindert werden können. Steckt jedoch eine Invagination hinter den Beschwerden, ist schnelles Handeln gefragt. Die Invagination ist auch unter den Begriffen „Darmeinstülpung“ oder „Intussuszeption“ bekannt. Ein Teil des Darmes stülpt sich dabei teleskopartig in einen angrenzenden Darmabschnitt. Diese Stelle wird daraufhin zu eng und es kommt zu einem Darmverschluss. Der Darminhalt staut sich dabei vor der Engstelle. Zusätzlich wird durch die Einstülpung die Blutzufuhr des entsprechenden Darmabschnitts unterbrochen. Das verursacht starke Schmerzen. Bleibt die Invagination länger bestehen, kann Darmgewebe absterben. Eine Invagination kann zwar in jedem Alter auftreten, betrifft allerdings in erster Linie Babys und Kleinkinder im ersten und zweiten Lebensjahr. Bei älteren Kindern sind Jungen deutlich häufiger betroffen als Mädchen.
Formen der Invagination
Je nach beteiligtem Darmabschnitt werden unterschiedliche Formen der Invagination unterschieden:
- Dünndarm stülpt sich in den Dickdarm ein (liegt in mehr als 80 Prozent der Fälle im Kindesalter vor)
- Dünndarm stülpt sich in Dünndarm ein
- Dickdarm stülpt sich in Dickdarm ein (selten)
Invagination – Symptome bei Babys und Kleinkindern
Um im Ernstfall schnell handeln zu können, gilt es, die Symptome einer Darmeinstülpung rechtzeitig zu erkennen. Es gibt einige typische Warnzeichen: Charakteristisch sind plötzliche, schubweise auftretende Bauchschmerzen, unterbrochen von schmerzfreien Phasen – aus einem Zustand der völligen Gesundheit heraus. Bei Säuglingen äußern sich die Schmerzen durch schrilles Schreien und ein Anziehen der Beine. Hinzu kommt eine auffallende Blässe und in einigen Fällen Erbrechen. Blutiger und geleeartiger Stuhlgang tritt auf, wenn die Darmeinstülpung über einen längeren Zeitraum anhält. Bei manchen Kindern lässt sich auch eine walzenförmige Verdickung im Bauchraum tasten. Sollte Ihr Kind diese Symptome zeigen, sollten Sie es umgehend einem Arzt oder einer Ärztin vorstellen.
Symptome einer Invagination
- kolikartige Bauchschmerzen mit schmerzfreien Pausen
- Erbrechen
- Blässe
- blutiger, geleeartiger Stuhlgang

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Ursachen und Risikofaktoren einer Invagination
In den meisten Fällen lässt sich keine genaue Ursache für die Invagination finden. Oft geht eine virale Erkrankung des Magen-Darm-Traktes voraus, zum Beispiel durch Rota- oder Adeno-Viren. Besonders bei älteren Kindern können Lymphknotenschwellungen an der Darmwand begünstigend sein. Auch diese Schwellungen werden mitunter durch Infekte verursacht. Seltener löst eine konkrete Ursache die Invagination aus, wie zum Beispiel Darmpolypen oder ein Tumor. Als Risikofaktor bekannt ist die Erbkrankheit Mukoviszidose. Es gibt außerdem ein leicht erhöhtes Risiko für Invaginationen in der ersten Woche nach einer Rotavirusimpfung, die seit 2013 von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für alle Säuglinge empfohlen wird. Der Nutzen der Impfserie überwiegt jedoch das geringfügige Risiko. Da die Wahrscheinlichkeit einer Darmeinstülpung mit zunehmendem Impfalter steigt, sollten Säuglinge möglichst früh geimpft werden.
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Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten
Eine schnelle und sichere Diagnosestellung sind wichtig für die Behandlung. So wird die Ärztin oder der Arzt zunächst die entsprechenden Symptome abfragen und Ihr Kind untersuchen. Zusätzlich ist die Sonographie (Ultraschall) die geeignetste Methode, eine Invagination festzustellen, weil man darin den eingestülpten Darmabschnitt in der Regel gut erkennen kann.
Liegt eine Invagination vor, wird in der Klinik in der Regel ein Einlauf durchgeführt. Dabei wird über ein in den After eingeführtes Darmrohr körperwarme Flüssigkeit eingeleitet, die den eingestülpten Darmteil wieder in die richtige Position bringen soll. Auch wird zur Kontrolle ein Ultraschall eingesetzt. Wenn dies nicht gelingt oder aufgrund des Zustandes des Kindes der Verdacht besteht, dass bereits Darmgewebe abgestorben ist, ist eine Operation notwendig. Dabei können der Darm entstülpt und untergegangenes Darmgewebe entfernt werden. Nicht immer ist dafür ein großer Bauchschnitt notwendig, in manchen Fällen reicht ein minimal-invasiver Eingriff mit drei kleinen Schnitten. Eine Operation ist jedoch nur selten notwendig. Bei 75 bis 95 Prozent der betroffenen Kinder reicht ein Einlauf für eine erfolgreiche Behandlung der Invagination aus. In der Regel heilt eine behandelte Invagination komplikationslos aus. Bis der Darm aber seine Tätigkeit wieder aufgenommen hat und die Kinder wieder normal essen können, bleiben sie noch einige Tage zur Beobachtung im Krankenhaus.
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