Baby & Kleinkind
Körperliche Entwicklung: Jedes Baby hat sein eigenes Tempo
Veröffentlicht am:09.07.2021
5 Minuten Lesedauer
Im Säuglings- und Kleinkindalter können rasche Entwicklungsfortschritte beobachtet werden. Diese äußern sich mitunter auch in körperlichen Veränderungen. Dabei ist das Körperwachstum besonders auffällig. Es gilt jedoch immer: jedes Kind ist individuell und entwickelt sich in seiner eigenen Geschwindigkeit.
Die körperliche Entwicklung im ersten Jahr
Gerade in den ersten 12 Monaten entwickelt sich ein Baby rasant. Mitunter kann diese Zeit sowohl für Eltern als auch für das Baby turbulent werden. Schlaflose Nächte, die Kraft und Nerven kosten, und Tränen, scheinbar ohne Grund, die einen zur Verzweiflung treiben. Viele Eltern müssen erst verstehen, wie sie auf die Bedürfnisse ihres Neugeborenen reagieren. Es ist ein Lernprozess für die Eltern und das Baby.
Geben Sie sich und Ihrem Baby Zeit, sich an die Veränderungen zu gewöhnen. Jedes Kind entwickelt sich individuell und hat sein eigenes Tempo. Die einzelnen Entwicklungsphasen zu kennen, kann Ihnen aber helfen, sich zu orientieren.
Entwicklung in den ersten Monaten: Kopf hoch
In den ersten Lebenswochen haben Babys bereits Kraft in den Muskeln, können sie aber noch nicht zielgerichtet und bewusst einsetzen. Erst mit etwa drei Monaten lernen sie, das Köpfchen zu heben, geradeaus zu schauen und Mama oder Papa mit den Augen zu fixieren. Sie stützen sich dabei auf Ellbogen oder Händen ab. Bis Ihr Baby den Kopf selbst halten kann, müssen Sie ihn beim Tragen immer mit einer Hand abstützen.
Entwicklung nach 6 Monaten: Drehen, rollen, robben
Mit einem halben Jahr kann Ihr Kind den Kopf seitlich drehen sowie nach unten oder oben blicken. Und auch Gegenstände greift es jetzt immer geschickter. Um den siebten Lebensmonat können viele Babys schon robben, rutschen und sich aus eigener Kraft drehen. Jetzt ist größte Vorsicht geboten: Lassen Sie Ihr Baby nie unbeaufsichtigt auf dem Wickeltisch liegen, um schwere Unfälle zu vermeiden. Wenn das Kind auf dem Bauch liegt, versucht es jetzt – zunächst noch zaghaft, später immer kräftiger – robbend vorwärtszukommen.
Entwicklung nach 9 Monaten: Das große Krabbeln
Mit einem Dreivierteljahr etwa stemmt sich das Baby auf Hände und Knie und beginnt zu krabbeln. Manche „Krabbelverweigerer“ rutschen rasant mit dem Hinterteil durch die Wohnung. Es gibt auch wenige Kinder, die durchs Zimmer rollen, oder solche, die sich nur auf dem Rücken in der Haltung einer „Brücke“ fortbewegen.
Wenn Ihr Krabbelkind sich um die eigene Körperachse drehen und von der Bauchlage in die Kriechlage übergehen kann, beginnt es auch kurz darauf, sich selbstständig aufzusetzen. Zwischen dem 9. und dem 15. Monat ziehen sich Kinder an Stühlen, Tischbeinen und anderen Möbelstücken in den Stand hoch – und wagen ganz allein die ersten tapsigen Schritte.
Wachstumsphase beim Baby
Solange Babys noch nicht stehen können, spricht man von Körperlänge, anschließend von Körperhöhe. Die wird ab dem 12. Monat vor allem von den genetischen Voraussetzungen bestimmt. Davor spielen vermehrt auch andere Faktoren eine Rolle beim Wachstum eines Babys, dazu gehören:
- Ernährung: Achten Sie als stillende Mutter darauf, dass sie sich ausgewogen ernähren und vor allem ausreichend essen, damit Ihr Baby alle Nährstoffe, die für sein Wachstum notwendig sind, in ausreichender Menge erhält.
- Schlaf: In den ersten drei Monaten schlafen Babys etwa 16 bis 18 Stunden am Tag, aber auch hier gilt: Jedes Baby ist anders. Geborgenheit ist ein wichtiger Faktor für einen guten Babyschlaf. Darum kann enger Körperkontakt helfen, besonders in den ersten drei Monaten.
- Gesundheit: Frühgeburtlichkeit, angeborene Organerkrankungen oder Stoffwechselstörungen können das Körperwachstum eines Babys beeinflussen. Gehen Sie mit Ihrem Kind deshalb regelmäßig zu den Kindervorsorgeuntersuchungen.
Gesunde Säuglinge wachsen im ersten Jahr bis zu 25 Zentimeter: Zwischen der Geburt und dem sechsten Monat etwa 2,5 Zentimeter pro Monat und ab dem siebten bis zum zwölften Monat 1,3 Zentimeter. Aber nicht nur die Körperlänge beziehungsweise -höhe nimmt schnell zu, sondern auch der Kopfumfang: Im ersten Lebensjahr wächst er rund einen Zentimeter pro Monat.
So groß wird mein Kind später werden
Addieren Sie die Körpergröße der Mutter mit der Körpergröße des Vaters, jeweils in Zentimeter, und teilen Sie das Ergebnis durch zwei. Anschließend rechnen Sie bei einem Jungen 6,5 Zentimeter dazu, bei einem Mädchen ziehen Sie 6,5 Zentimeter ab. Der Zielgrößenbereich liegt dann innerhalb einer Spanne von +/- 8,5 Zentimetern. Alternativ gibt es im Internet auch Wachstumsrechner.
Entwicklung vom Gewicht beim Baby
Babys verlieren nach der Geburt etwas an Gewicht. Überschreitet dieser Gewichtsverlust etwa sieben bis zehn Prozent, sollte ein Arzt die Ursache klären. In der Regel wird das Geburtsgewicht aber nach sieben Tagen, spätestens nach zwei Wochen wieder erreicht und bis zum zwölften Monat etwa verdreifacht. Die Zunahme ist im Wesentlichen von der Ernährung abhängig. Ein Indikator, an dem Sie erkennen können, ob ihr Baby genug Milch zu sich nimmt, ist die Anzahl der Windeln, die es verbraucht.
Pro Tag sechs bis acht nasse Windeln und – in den ersten vier Wochen – mindestens zwei Stuhlwindeln zeugen von einem gesunden Appetit. Auch wenn ihr Baby sichtlich gut gedeiht, sollte es mindestens die ersten vier Lebensmonate wöchentlich und danach monatlich gewogen werden. Weiterhin gilt aber, dass jedes Kind ein eigenes Tempo hat. Die folgende Gewichtstabelle bietet aber eine Orientierung, wie viel ein gesundes Baby im ersten Jahr in etwa zunehmen sollte:
Alter | Gewichtszunahme |
---|---|
0 bis 2 Monate | etwa 170 bis 330 g/Woche |
2 bis 4 Monate | etwa 110 bis 330 g/Woche |
4 bis 6 Monate | etwa 70 bis 140 g/Woche |
6 bis 12 Monate | etwa 40 bis 110 g/Woche |
Wie Sie die körperliche Entwicklung sinnvoll fördern
Das Kind muss allein lernen, wie es spricht und krabbelt. Sie können es ihm nicht beibringen. Aber sie können es bei seinem Lernprozess unterstützen. Neben Wärme, Liebe und Kontakt zu Bezugspersonen, können Sie Ihr Baby mit diesen Tipps fördern:
- Sprechfreude des Babys anregen: Erzählen Sie Ihrem Kind von Anfang an, was Sie machen, zum Beispiel: „Mama nimmt dich jetzt auf den Arm“. Und benennen Sie, was Ihr Baby sieht – etwa eine Tasse oder einen Ball – sowohl in Bilderbüchern als auch im Alltag.
- Bewegungsfreude des Babys anregen: Gewähren Sie ihrem Baby größtmögliche Bewegungsfreiheit, indem Sie es öfter nackt oder in Windel strampeln lassen. Drehen Sie es auf den Bauch oder den Rücken, so kann es mit Händen und Beinen spielen und auf unterschiedliche Weise strampeln.
Baby-Vorsorge: Regelmäßige Gesundheitschecks
Im ersten Lebensjahr prüft der Kinderarzt regelmäßig, ob sich Ihr Baby gesund entwickelt. Die ersten Vorsorgeuntersuchungen (U1 und U2) finden nach der Geburt und einige Tage später statt, U3 bis U6 dann im Laufe der kommenden zwölf Monate. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen trägt der Arzt in das gelbe Vorsorgeheft ein. Diesen „Gesundheits-Personalausweis“ Ihres Kindes sollten Sie deshalb immer mitnehmen. Die AOK trägt die Kosten für die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen Ihres Babys. Übrigens: Damit die Kinderarzt-Termine im Alltag nicht untergehen, informieren wir Sie rechtzeitig über die nächste U-Untersuchung.