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Baby & Kleinkind

Neugeborenengelbsucht: meist kein Grund zur Sorge

Veröffentlicht am:04.08.2022

4 Minuten Lesedauer

Mehr als die Hälfte aller Neugeborenen entwickelt zwischen dem zweiten und vierten Tag nach der Geburt die sogenannte Neugeborenengelbsucht. Bis zum zehnten Lebenstag kehrt die gesunde Hautfarbe im Regelfall wieder zurück.

Baby mit gelber Färbung der Haut aufgrund einer Neugeborenengelbsucht

© iStock / Traida

Was ist Neugeborenengelbsucht?

Die Gelbsucht bei Neugeborenen, im Fachjargon Neugeborenen-Ikterus genannt, äußert sich durch eine gelbe Verfärbung der Haut und der Augen eines Neugeborenen. Sie tritt meist zwischen dem zweiten und vierten Tag nach der Geburt auf.

Grund für die ungewöhnliche Färbung ist ein Überschuss an Bilirubin – einem gelben Farbstoff, der beim Abbau der roten Blutkörperchen entsteht. Kurz nach der Geburt hat das Neugeborene eine Überzahl an roten Blutkörperchen, die abgebaut werden – jedoch ist die Leber des Neugeborenen noch nicht in der Lage, eine große Menge an Bilirubin sofort zu verarbeiten. Daher lagert sich der Farbstoff vorübergehend in der Haut und in den Augäpfeln ab. In den meisten Fällen ist keine Behandlung notwendig. Die farbliche Veränderung der Haut verschwindet in der Regel nach 10 bis maximal 14 Tagen. In seltenen Fällen kann ein ungewöhnlich hoher Gehalt an Bilirubin im Blut das Risiko einer Hirnschädigung mit sich bringen. Vor allem bei bestimmten Risikofaktoren ist Achtsamkeit geboten.

Was sind Risikofaktoren bei einer Gelbsucht des Neugeborenen?

Ein leichter Neugeborenen-Ikterus ist normal. Es gibt aber auch krankhafte Formen, die zu Komplikationen führen können. Zu den relevantesten Risikofaktoren dafür gehören:

  • Frühgeburt: Wenn ein Baby vor der 38. Schwangerschaftswoche geboren wurde, kann es das gelbe Pigment Bilirubin als Abbauprodukt der roten Blutkörperchen schlechter abbauen. Grund ist die noch nicht vollständig ausgereifte Leber.
  • Blutergüsse während der Geburt: Neugeborene, die vermehrt blaue Flecken haben, müssen mehr rote Blutkörperchen abbauen. Dies kann zu höheren Bilirubinwerten führen, was sich in einer Gelbfärbung der Haut äußert.
  • Blutgruppenunverträglichkeit: In diesem Fall könnten über die Plazenta Antikörper ins Blut des Babys gelangen, die einen außergewöhnlich schnellen Abbau der roten Blutkörperchen zur Folge haben.
  • Zu geringe Flüssigkeitszufuhr: Beim Stillen kann es zu einer verminderten Flüssigkeitszufuhr kommen, was das Risiko für eine Gelbsucht erhöht. Grundsätzlich wird Stillen weiterhin von Expertinnen und Experten empfohlen. Dabei ist auf eine ausreichende Trinkmenge zu achten.
  • Ethnie: Babys mit einer ostasiatischen Abstammung sind häufiger von Gelbsucht betroffen.

Neugeborenengelbsucht: Symptome und Spätfolgen

Folgende Anzeichen deuten auf eine Gelbsucht des Neugeborenen hin:

  • gelbe Verfärbung der Haut und des Weißen im Auge (meist zwischen dem zweiten und vierten Tag nach der Geburt)
  • nach leichtem Drücken auf Stirn oder Nase des Babys bleibt die Haut gelblich
  • bräunliche Verfärbung des Urins
  • helle Färbung des Stuhls

In den meisten Fällen normalisiert sich der gelbe Hautton schon nach einer Woche von selbst und es sind keine Spätfolgen zu erwarten. Sollte es zu einer starken Gelbsucht kommen, die nicht korrekt behandelt wird, kann ein sogenannter Kernikterus auftreten. Dabei lagert sich das überschüssige Bilirubin im Gehirn an und kann zu diesen Spätfolgen führen:

  • unkontrollierte Bewegungen
  • ein permanent nach oben gerichteter Blick
  • Schwerhörigkeit
  • fehlerhafte Entwicklung des Zahnschmelzes

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Wann sollte man ins Krankenhaus?

In den meisten Krankenhäusern werden die Neugeborenen vor der Entlassung auf Gelbsucht untersucht. Besteht dennoch Verdacht auf Neugeborenengelbsucht, können die folgenden Symptome auf eine ernst zu nehmende Ausprägung hindeuten. In diesen Fällen sollte eine Ärtzin oder ein Arzt oder ein Krankenhaus aufgesucht werden:

  • Die Haut an Bauch, Armen, Beinen oder das Weiße im Auge sind gelb.
  • Das Baby schläft viel und ist schwer zu wecken.
  • Es wirkt kränklich, hat Fieber oder entwickelt andere auffällige Anzeichen.
  • Das Baby trinkt schlecht und nimmt nicht an Gewicht zu.
  • Das Baby schreit stark und häufig.

Wie sieht die Therapie im Krankenhaus aus und wie lange dauert sie?

Wenn die Bilirubinwerte im Blut einen bestimmten Grenzwert überschreiten, ist eine Behandlung notwendig, um Spätfolgen zu verhindern. Dazu wird das Neugeborene unter eine spezielle Lampe oder auf eine Leuchtmatte gelegt, die ein blaues Licht ausstrahlt. Dieses hat eine bestimmte Wellenlänge, welche die Bilirubinteilchen im Blut stimulieren. Dadurch wandeln sie sich in eine wasserlösliche Form um, die vom Körper ausgeschieden werden kann. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist während der Therapie besonders wichtig, da das Baby oft unter der Lampe schwitzt.

Ist die Gelbsucht bereits in einem schweren Stadium, genügt die Lichttherapie nicht. Dann muss ein Blutaustausch erfolgen, bei dem das Blut des Babys durch Spenderblut ersetzt wird.

Baby mit Neugeborenengelbsucht wird mittels Lichttherapie behandelt

© iStock / rudi_suardi

Bei einer ernsteren Neugeborenengelbsucht erfolgt die Behandlung meist mittels einer Lichttherapie.

Was ist die beste Vorbeugung?

Um eine Gelbsucht beim Neugeborenen zu vermeiden, sind eine angemessene Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr immens wichtig. Säuglinge sollten in der ersten Woche nach der Geburt acht bis zwölf Mal pro Tag gestillt werden. Wird nicht gestillt, ist es ratsam, alle 2 bis 3 Stunden 30 bis 60 Milliliter Säuglingsnahrung zu füttern.

Sollte es doch zum Auftreten einer Gelbfärbung kommen, besteht zunächst kein Grund zur Sorge, sofern sich das Baby unauffällig verhält. Ob weitere Maßnahmen notwendig sind, entscheidet aber die Kinderärztin oder der Kinderarzt.

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