Baby & Kleinkind
Pseudokrupp: bellender Husten in der Nacht
Veröffentlicht am:16.06.2022
4 Minuten Lesedauer
Bei Pseudokrupp handelt es sich um einen Virusinfekt der oberen Atemwege, der vor allem Babys und Kleinkinder betrifft. Betroffene Kinder neigen zu starken Hustenanfällen mit Atemnot, vor allem in der Nacht. Was ist zu tun?
Was ist Pseudokrupp?
Bei einer Pseudokrupp-Erkrankung entzündet sich die Schleimhaut im Bereich des Kehlkopfs und der Stimmbänder. Sie schwillt an, sodass sich die Atemwege verengen. Das führt zu typischen Symptomen wie einem bellenden Husten, einer heiseren Stimme und Atemnot. Betroffen sind meist Babys und kleine Kinder im Alter zwischen drei Monaten und fünf Jahren. Bei größeren Kindern und Erwachsenen ist die Erkrankung selten, da die Atemwege nicht mehr so eng sind. Statistisch gesehen sind Jungen etwas häufiger betroffen als Mädchen.
Medizinerinnen und Mediziner bezeichnen die Pseudokrupp-Erkrankung auch als virale stenosierende Laryngitis – also eine von Viren ausgelöste, verengende Kehlkopfentzündung. Ursächlich sind meist Parainfluenza-Viren, manchmal auch sogenannte RS-Viren (respiratorisches Synzytial-Virus) oder andere Viren. Die Erreger übertragen sich zum Großteil per Tröpfcheninfektion – also beim Niesen, Husten oder Sprechen. Pseudokrupp tritt häufig in den Herbst- und Wintermonaten auf. Oft geht den typischen Pseudokrupp-Symptomen eine gewöhnliche Erkältung mit Schnupfen und leichtem Fieber voraus. Luftschadstoffe wie Zigarettenrauch können die Erkrankung begünstigen.
Nicht verwechseln!
Beim „echten“ Krupp entzündet sich der Kehlkopf im Rahmen einer Diphtherie-Erkrankung. Diese Erkrankung ist potenziell lebensgefährlich, dank flächendeckender Impfungen aber heute sehr selten.
An welchen Symptomen erkenne ich einen Pseudokrupp-Anfall?
Pseudokrupp-Anfälle treten meist in den Abendstunden und in der Nacht auf. Betroffene Kinder wachen mit einem trockenen, bellenden Husten auf. Sie atmen keuchend, wobei das Einatmen ein hörbar pfeifendes Geräusch verursacht (inspiratorischer Stridor). Die Stimme ist heiser und sie haben sichtbar Probleme, Luft zu holen.
Wenn ein Kind bei einem Pseudokrupp-Anfall nur schwer einatmen kann, ist dies sowohl für das Kind selbst als auch für die Eltern oft eine beängstigende Erfahrung. Viele Kinder weinen, manche verfallen in Panik, wodurch sich die Symptome der Luftnot noch verschlimmern können.
Was tun bei einem Pseudokrupp-Anfall?
Einige Erste-Hilfe-Maßnahmen helfen dabei, den Pseudokrupp-Anfall schnell wieder abklingen zu lassen. Das Wichtigste ist, als Bezugsperson selbst die Ruhe zu bewahren und dem Kind Sicherheit zu vermitteln – auch wenn es schwerfällt.
Folgendes können Sie tun:
- Bringen Sie das Kind in eine aufrechte Position, indem Sie es hinsetzen oder hochnehmen.
- Meist ist frische, kühle und feuchte Luft das beste Mittel, um die Symptome zu lindern: Tragen Sie das Kind ans geöffnete Fenster oder auf den Balkon. Achten Sie jedoch darauf, das Kind vorher ausreichend warm anzuziehen oder in eine Decke zu wickeln.
- Hat das Kind sich wieder etwas beruhigt, bieten Sie etwas Kühles zu trinken an, das das Kind in kleinen Schlucken zu sich nehmen sollte (Wasser oder kalter Tee – keine Milch).
- Wenn Sie vom Kinderarzt Medikamente für den Notfall bekommen haben, etwa kortisonhaltige Zäpfchen oder einen Saft, setzen Sie diese ein. Beachten Sie aber, dass die Wirkung der Medikamente erst ein bis zwei Stunden verzögert einsetzt.
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Wann sollte ich den Notarzt rufen?
In der Regel ist ein Pseudokrupp-Anfall weniger gefährlich, als er zunächst wirkt, und klingt von allein wieder ab. In seltenen Fällen können die Schleimhäute jedoch so stark anschwellen, dass das Kind tatsächlich keine Luft mehr bekommt. Wenn die Akutmaßnahmen nicht helfen oder Sie das Gefühl haben, dass das Kind zu ersticken droht, rufen Sie umgehend die Notärztin oder den Notarzt. Wichtige Symptome für eine ernsthafte Luftnot bei einem Pseudokrupp-Anfall sind:
- Die Haut zwischen den Rippen zieht sich beim Einatmen sichtbar ein.
- Die Nasenflügel beben.
- Das Pfeifen beim Einatmen nimmt zu.
- Haut und Lippen verfärben sich bläulich (Zyanose).
Bei der Behandlung durch das notärztliche Personal bekommt das Kind meist über eine Maske einen abschwellenden Dampf zum Inhalieren. Im äußersten Notfall ist eine stationäre oder Intensivbehandlung nötig. Das ist bei einer gewöhnlichen Pseudokrupp-Erkrankung jedoch die absolute Ausnahme.
Wie wird Pseudokrupp behandelt?
Bei einem Kind mit Pseudokrupp-Anfällen ist ein Besuch bei der Kinderärztin oder beim Kinderarzt wichtig. Dort können die Symptome von anderen Atemwegserkrankungen wie Asthma bronchiale oder dem „echten“ Krupphusten abgegrenzt werden. Dabei untersucht die Ärztin oder der Arzt den Rachen und den Kehlkopf. Zu diesem Zweck kann eine Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie) notwendig sein.
Da Pseudokrupp fast immer durch Viren ausgelöst wird, sind Antibiotika an dieser Stelle wirkungslos. Als Medikamente für den Akutfall verschreibt die Ärztin oder der Arzt meist Zäpfchen oder Säfte, die einen kortisonartigen Wirkstoff enthalten. Dieser hilft bei einem Pseudokrupp-Anfall dabei, die Schleimhäute abschwellen zu lassen. Vor den Nebenwirkungen von Kortisonpräparaten, die bei einer langfristigen Einnahme typisch sind, müssen Sie bei einer Anwendung im Akutfall keine Angst haben.
Was kann ich für mein Kind tun?
Sie können dem Kind helfen, indem Sie ausreichend lüften und es – am besten langfristig – keinem Tabakrauch aussetzen. Außerdem ist es ratsam, mögliche Allergien der Atemwege (zum Beispiel gegen Hausstaubmilben, Schimmel, Tierhaare) abzuklären und diese Allergene, wenn möglich zu meiden.
Pseudokrupp-Prognose: Wie lange ist mein Kind krank?
Oft zeigen sich die Pseudokrupp-Symptome im Anschluss an einen typischen Atemwegsinfekt – meist einige Tage nachdem Schnupfen und Fieber eingesetzt haben. Die Anfälle selbst können mehrere Nächte in Folge auftreten. Die Symptome werden jedoch meistens Nacht für Nacht etwas schwächer und sind nach zwei bis drei Tagen überstanden. Meist klingen parallel auch die anderen Erkältungssymptome wie Schnupfen und Fieber ab, sodass das Kind schnell wieder auf den Beinen ist.