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Baby & Kleinkind

Warum schielen Kinder – und was hat es zu bedeuten?

Veröffentlicht am:13.03.2023

4 Minuten Lesedauer

Schielen kann bei Babys unter sechs Lebensmonaten auftreten, ohne dass dabei Grund zur Sorge besteht. Der sogenannte Strabismus sollte aber beobachtet werden, um ein krankhaftes Schielen nicht zu übersehen und langfristigen Folgen vorzubeugen.

Ein Baby schielt und schaut zwei gelbe Gummienten an.

© iStock / ipekata

Entwicklung des Sehvermögens

Wie viele andere Fähigkeiten des menschlichen Körpers muss auch das Sehen erst gelernt werden. Neugeborene haben keine volle Sehschärfe, sie liegt unter einem Prozent. Das Neugeborene kann im Wesentlichen nur Hell- und Dunkel unterscheiden, sowie Umrisse oder starke Kontraste erkennen. Nur sehr nahe Distanzen (maximal bis zu 20 bis 30 Zentimeter) können von einem Neugeborenen wahrgenommen werden, wie beispielsweise das Gesicht der Mutter.

In den folgenden Lebensmonaten und -jahren reift das Sehvermögen heran und entwickelt sich stetig weiter. Räumliches Sehen beispielsweise funktioniert erst im Alter von drei bis vier Monaten. Während dieser Entwicklung kann es zu vorübergehendem Schielen kommen. Meist ist keine Therapie notwendig. Muss eine Störung jedoch behandelt werden, sollte sie früh entdeckt werden, dann ist die Chance auf eine erfolgreiche Korrektur hoch.

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Manifestes und latentes Schielen: Was ist das?

Zwei gesunde Augen fixieren entlang ihrer Sehachse leicht versetzte Eindrücke, die miteinander verschmelzen und somit ein klares, räumliches Bild erstellen. Schielen bedeutet, dass ein Auge von seiner Sehachse abweicht und dadurch das räumliche Sehen negativ beeinflusst. Diese Fehlstellung kann in verschiedenen Formen auftreten. Am weitesten verbreitet ist das Schielen nach innen. Möglich ist jedoch auch eine Abweichung nach außen, nach unten oder oben.

Unabhängig von der Art der Abweichung wird zwischen einem latenten und einem manifesten Schielen unterschieden. Manifestes Schielen bedeutet, dass die Fehlstellung ständig und auch für den Laien erkennbar ist, wohingegen ein latentes Schielen nicht unbedingt auffällt, weil es nur in bestimmten Situationen auftritt. Letzteres ist am weitesten verbreitet.

Ursachen von Strabismus

Latentes, unregelmäßiges Schielen ist oft auf Müdigkeit oder Erschöpfung zurückzuführen. Allerdings kann auch ein Sehfehler die Ursache sein, wie etwa eine Weit- oder Kurzsichtigkeit. Hinter ständigem, also manifestem Schielen steckt in der Regel immer ein Sehfehler: Sowohl eine Kurzsichtigkeit als auch eine Weitsichtigkeit können dafür verantwortlich sein. In seltenen Fällen wird Strabismus von einem angeborenen grauen Star, Verletzungen oder einer Erkrankung des Auges verursacht.

Was ist Pseudostrabismus?

Bei Pseudostrabismus handelt es sich um vermeintliches Schielen.

Bei manchen Kindern ist eine bestimmte Hautfalte am inneren Rand des Auges besonders stark ausgeprägt – die sogenannte Epikanthus-Falte. Durch sie erwecken die Augen häufig den Eindruck, als würden sie schielen. Ein einfacher Test mit der Taschenlampe kann für Klarheit sorgen: Sind die Lichtreflexe in den Augen symmetrisch, liegt keine Fehlstellung vor.

Schielen bei Kindern: Wann zum Arzt oder zur Ärztin?

Für Eltern ist es oft schwer einzuschätzen, ob das Schielen ihres Kindes besorgniserregend ist oder nicht. Das Zusammenkneifen der Augen oder das Schräghalten des Kopfes können zwar Hinweise auf Strabismus sein, aber keine Gewissheit geben. Grundsätzlich gilt, dass Sie einen Augenarzt oder eine Augenärztin aufsuchen sollten, wenn sich bei Ihrem Kind im Alter von sechs Monaten oder später noch häufiges, einige Sekunden lang andauerndes Babyschielen zeigt. Bis zum sechsten Lebensmonat ist es unbedenklich, wenn Neugeborene in unterschiedlichem Ausmaß schielen. Hat sich die Augenstellung bis dahin jedoch nicht normalisiert, bedarf es einer Korrektur.

Ihr Kinderarzt oder Ihre Kinderärztin kann Ihnen eine Überweisung an eine entsprechende Facharztpraxis ausstellen. Zögern Sie auch nicht, ärztlichen Rat einzuholen, wenn Sie andere Auffälligkeiten bemerken, denn: Strabismus im Kindesalter ist die häufigste Ursache für eine später auftretende Sehschwäche. Rechtzeitige Vorsorge kann das verhindern.

Für Kinder mit einem erhöhten Risiko für Augenerkrankungen wird eine augenärztliche Kontrolle im Alter zwischen sechs und neun Monaten empfohlen. Als Risikofaktoren gelten zum Beispiel Frühgeburt, erbliche Augenerkrankungen in der Familie oder starke Fehlsichtigkeit oder Schielen bei Eltern oder Geschwistern.

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Welche Folgen kann Strabismus ohne Behandlung haben?

In den ersten sieben Lebensjahren finden unter anderem die Entwicklungen der Sehschärfe und des dreidimensionalen Sehens statt. Werden diese Entwicklungen während dieser Zeit beeinträchtigt – etwa durch Schielen –, können sie später häufig nicht aufgearbeitet werden. Woran liegt das? Damit das Gehirn optisch wahrgenommene Informationen richtig verarbeiten kann, müssen beide Augen auf denselben Punkt gerichtet sein. Beim Schielen sind die mit den Augen fixierten Bilder aber unterschiedlich, es entstehen Doppelbilder. Um Doppelbilder zu vermeiden, unterdrückt das Gehirn die Informationen eines Auges. Bei diesem Auge kann dadurch eine Schwachsichtigkeit entstehen, die ohne Behandlung oft nicht mehr beseitigt werden kann.

Einem kleinen Jungen mit Brille wurde ein Pflaster über das linke Auge geklebt, um sein Schielen zu korrigieren.

© iStock / Kukurund

Bei der sogenannten Okklusionstherapie wird das gesunde Auge mit einem speziellen Pflaster vollständig abgedeckt, damit das betroffene Auge trainiert werden kann.

Wie verläuft eine Behandlung von Strabismus?

Zunächst führt der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin verschiedene Untersuchungen durch, um festzustellen, ob ein krankhaftes Schielen diagnostiziert werden kann. Dabei beleuchtet er oder sie die Augen und prüft Reflexe, Beweglichkeit sowie Sehstärke. Liegt ein krankhaftes Schielen vor, wird in der Regel das gesunde Auge mit einem speziellen Pflaster vollständig abgedeckt, um das betroffene Auge zu trainieren und das Sehen mit ihm zu fördern. In diesem Fall spricht man von einer Okklusionstherapie. Abhängig vom Schweregrad kann diese stundenweise oder tageweise erfolgen, über mehrere Monate oder auch Jahre hinweg. Ein anderer Behandlungsweg ist das Tragen einer Brille, die den Fehler korrigiert. Bei wenigen Kindern ist eine Operation notwendig, um die Fehlstellung des Auges zu berichtigen.

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