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Baby & Kleinkind

Gesunde Ernährung für Kinder: So klappt’s

Veröffentlicht am:23.02.2021

7 Minuten Lesedauer

Während der Schwangerschaft entscheidet das Ernährungsverhalten der Mutter mit über die Gesundheit des Kindes. Nach der Geburt ist die richtige Babykost wichtig für die weitere Entwicklung. Im Interview erklärt Prof. Dr. Regina Ensenauer, Universitäts-Professorin, Kinderärztin und Leiterin des Instituts für Kinderernährung am Max-Rubner-Institut, wie gesunde Kindesernährung aussieht.

Eltern legen Wert auf eine gesunde Ernährung für Kinder und füttern ihr Baby mit frischem Brei.

© AOK

Wie schmeckt wohl das Fruchtwasser?

Die Geschmacksknospen der Zunge und Mundschleimhaut bilden sich bereits in der frühen Schwangerschaft aus und nehmen in der 10. bis 14. Woche ihre Funktion auf. Ebenso werden die Geschmacks- und Rezeptorzellen sowie weitere Strukturen unseres Körpers, die wir für die Geruchswahrnehmung benötigen, im Laufe der Schwangerschaft ausgebildet.

„Dies deutet darauf hin, dass der Fötus, der im Mutterleib täglich bis zu einem Liter Fruchtwasser aufnimmt, durchaus fähig zu sein scheint, dessen Geschmack wahrzunehmen“, sagt die Professorin und Leiterin des Instituts für Kinderernährung in Karlsruhe, Dr. Regina Ensenauer. „Tatsächlich haben Forscher nachweisen können, dass die Schluckfrequenz des Fötus bei der Gabe von süßlichen Lösungen in das Fruchtwasser zunimmt. Bei bitteren Zugaben nimmt sie hingegen ab.“

Das Fruchtwasser ist auch unter natürlichen Bedingungen im Geschmack wandelbar. So wurde in Studien gezeigt, dass es von Frauen, die Knoblauch verzehrt haben, einen Knoblauchgeruch angenommen hat. Ebenso lassen sich die Aromen von Anis und anderen starken Geschmacksträgern im Fruchtwasser wiederfinden. Selbst die Ausprägung des Süßgeschmacks scheint beeinflussbar.

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Erinnern sich Neugeborene an Geschmacksrichtungen aus der Schwangerschaft?

Die Beeinflussbarkeit der Föten beziehungsweise Neugeborenen durch ihre Umgebung ist gut belegt. Mit Hilfe der Auswertung von Gesichtsausdrücken konnten Forscher nachweisen, dass Neugeborene zum Beispiel den Anis-Geruch erkennen, wenn Anis in der Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft eine Rolle gespielt hatte.

In einer anderen Untersuchung bevorzugten Säuglinge einen Getreidebrei mit Karottengeschmack und nicht den neutralen Brei, wenn deren Mütter in ihrer Schwangerschaft und in den ersten zwei Monaten der Stillphase Karottensaft getrunken hatten. „Dabei zeigt eine Langzeituntersuchung, dass sogar noch das Essverhalten von Acht- bis Neunjährigen von den Ernährungsgewohnheiten ihrer Mütter während der Schwangerschaft stark beeinflusst ist“, sagt die Professorin.

Ab der Geburt spiele zudem die frühkindliche Ernährung, angefangen beim Stillen über die Einführung der Beikost bis hin zur Familienernährung, für die Entwicklung eines späteren gesunden Ernährungsverhaltens eine zentrale Rolle.

„Ab der Geburt spielt die frühkindliche Ernährung für die Entwicklung eines gesunden Essverhaltens eine zentrale Rolle.“

Prof. Dr. Regina Ensenau
Kinderärztin und Leiterin des Instituts für Kinderernährung am Max-Rubner-Institut

Familie legt Wert auf eine gesunde Ernährung und füttert Mädchen mit frischem Brei.

© AOK

Wie wichtig sind Timing und Geduld bei der Entwicklung von Ernährungsgewohnheiten?

Ernährungsempfehlungen für Schwangere und stillende Mütter unterscheiden sich nicht wesentlich. Ratsam sind reichlich pflanzliche Lebensmittel (Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte), nur mäßig tierische Produkte (Milcherzeugnisse, Fleisch, Fisch) und wenig Süßigkeiten, zuckerhaltige Getränke, Snackprodukte und Fette mit einem hohen Anteil gesättigter Fettsäuren.

Für die ersten Beikostversuche sollte das Baby weder satt noch hungrig sein. Wenn ihm anfangs die Beikost etwa zwei Stunden nach der letzten Milchmahlzeit angeboten wird, hat es mehr Geduld mit dem zunächst lästigen Löffel.

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Bei Kindern im Laufalter, die schon viele Dinge selbst bestimmen möchten, auch wie viel und was sie essen, kann das richtige Timing entscheidend für eine gesunde Ernährung sein. Viele Lebensmittel muss ein Kind 5- bis 10-mal kosten, bis sie ihm schmecken. Diese Zeit sollten Eltern ihren Kleinen lassen.

Je selbstbestimmter Kinder in den ersten drei Lebensjahren essen dürfen, desto mehr Einfluss können Eltern auf ihr Essverhalten nehmen. Dabei hilft es manchmal schon, Brokkoli als kleine grüne Bäumchen zu bezeichnen. Gerichte mit spannenden Namen machen neugierig aufs Probieren.

„Stillende Mütter sollten viele pflanzliche Lebensmittel zu sich nehmen, tierische eher in Maßen und Süßigkeiten sowie Transfette möglichst wenig.“

Prof. Dr. Regina Ensenau
Kinderärztin und Leiterin des Instituts für Kinderernährung am Max-Rubner-Institut

So macht gemeinsam essen Spaß und hungrig

Gemeinsame Mahlzeiten sind wichtig für das zukünftige Essverhalten der Kinder. Dabei lernen sie verstärkt durch Imitation. Das Essverhalten der Eltern prägt entsprechend das Essverhalten der Säuglinge und Kinder“, sagt Regina Ensenauer. „Damit am Tisch keine Machtkämpfe stattfinden, sollten hier keine Konflikte ausgetragen werden. Das Gleiche gilt für Ablenkungen, die ein gemeinsames Essen erheblich stören, wie am Handy spielen, fernsehen oder Zeitung lesen.“

Generell gilt: Kleine Kinder mögen es sehr gerne bunt und knackig, was man zur Förderung des Obst- und Gemüsekonsums gut nutzen kann. Die Mischung macht‘s: gelber Paprika, orange Möhre, grüner Fenchel, roter Apfel. Diese beiden Nahrungsmittelgruppen, Obst und Gemüse, enthalten nämlich zahlreiche gesundheitsfördernde Stoffe wie Folsäure und Vitamin C. Empfohlen werden täglich drei Portionen Gemüse sowie zwei Portionen Obst (je eine volle Kinderhand).

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Ernährungstipps für einen optimalen Start in ein gesundes Leben

Tatsächlich werden in den ersten vier Lebensjahren mit dem Essen die Weichen für das weitere gesunde Leben gestellt. Denn diese Zeit ist eine bedeutende Phase für die körperliche und geistige Entwicklung.

Darüber hinaus bilden die Kleinen in diesen Jahren Gewohnheiten, Gefühle und Einstellungen zum Essen, die ein Leben lang bestehen können. Phasenweise essen Kinder einseitig oder nur sehr wenig. Kein Grund zur Sorge, sofern Eltern für die Gesundheit ihrer Kinder schon früh die Weichen gestellt haben.

  • Von der Geburt bis zum ersten Geburtstag

    Stillen ist ein Fest für alle Sinne. Dabei bekommt das Baby eine Milch, die den kompletten Nährstoffbedarf im ersten Lebenshalbjahr abdeckt. So enthält ein Tropfen Muttermilch etwa 3.000 lebende Zellen, die das Immunsystem stärken. Wer sich für Flaschennahrung entscheidet, sollte PRE-Nahrung wählen.

    Die ist ähnlich zusammengesetzt wie Muttermilch. Beikost sollte ab dem 6. Lebensmonat eingeführt werden. Nährstoffreiche Lebensmittel: Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst, Getreide, Fleisch, Fisch.

  • Kinder ab einem Jahr

    Mit dem ersten Geburtstag gelten für Kinder im Prinzip schon die gleichen Grundsätze der Ernährung wie für Jugendliche oder Erwachsene. Das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) hat für dieses Alter drei einfache Regeln aufgestellt: 1. Sparsam: fettreiche Lebensmittel und Süßwaren. 2. Mäßig: tierische Lebensmittel. 3. Reichlich: pflanzliche Lebensmittel, ungesüßte Getränke.

    Morgens sind Milch, belegte Brote oder eine Milchspeise mit Getreideflocken und frischem Obst geeignet. Für zwischendurch sind frisches Obst, rohes Gemüse, Vollkornkekse ideal. Mittag- oder Abendessen sollte aus Nudeln, Kartoffeln oder Getreide bestehen. Dazu täglich Salat und Gemüse. Dreimal die Woche sollte eine kleine Portion Fleisch auf dem Speiseplan stehen, einmal Seefisch.

  • Kinder ab zwei Jahren

    Da sich Zweijährige in einer starken Wachstums- und Entwicklungsphase befinden, benötigen sie jetzt ausreichend Nährstoffe und Energie. Die Kampagne der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) „5 am Tag“ plädiert für die Zufuhr von fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag. Dabei entspricht eine Portion ungefähr einer Handvoll.

    Die Hälfte der zugeführten Getreidemenge sollte dabei aus Vollkornprodukten bestehen, wie beispielsweise Vollkornbrot, Vollkornreis oder Vollkornnudeln. Je höher die Typenzahl beim Mehl ist, desto mehr Mikronährstoffe (also Vitamine und Mineralien) sind enthalten. Vollkornmehl hat aber keine Typenbezeichnung.

  • Kinder ab drei Jahren

    Vollkornprodukte und Kartoffeln sollten laut der DGE auf keinem Speiseplan von dreijährigen Kindern fehlen. Wichtig sind außerdem täglich frische Milch und fettarme Milchprodukte, 2- bis 3-mal die Woche fettarmes Fleisch und fettarme Wurst (insgesamt 245 g). Bei den Fetten werden besonders Öle mit hohem Gehalt an ungesättigten Fettsäuren wie Rapsöl und Olivenöl empfohlen.

    Dabei sollte auch der Konsum von fettreichem Fleisch und Wurst, übermäßig Salzigem, stark gewürzten Speisen, Zucker und Süßigkeiten in der Familie reduziert werden. Prägen doch die Essgewohnheiten der Großen die Geschmacksvorlieben der Kleinen. Auch sollte an die versteckten Fette gedacht werden, die sich in Doppelrahmfrischkäse und in vielen Brotaufstrichen befinden.

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